Rückkehr

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Zwei junge Männer schlichen durch den dicht bewachsenen Mischwald. Eine ruhige Brise folgte ihnen. Sie unterhielten sich leise. ,,Was wollten wir nochmal in den Überresten von Timbal?" Fragte einer der beiden. Er wäre eigentlich lieber im Lager geblieben. Gerade deswegen, weil er seit Tagesbeginn von Kopfschmerzen geplagt wurde. Aber so etwas interessierte ihren Anführer wenig. Der junge Mann wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Dem Zweiten ging es anders. Er war seit vielen Jahren nicht mehr in Timbsl gewesen und war gespannt was ihn erwartete. Besagtes Dorf war vor langer Zeit zerstört worden und ein guter Bekannter des Zweiten war dabei ums Leben gekommen. Der junge Mann hatte sich überlegt vielleicht eine kleine Blume auf dem Weg zu pflücken und sie in die zerstörte Schmiede zu legen, die einst das Zuhause seines Bekannten dargestellt hatte. Der Wald würde allmählich lückenhafter und die Überreste Timbals wurden sichtbar. Die beiden Männer hielten sich in den Schatten auf. Keiner sollte sie sehen. Eigentlich war Timbal verlassen, jedoch wollten sie kein Risiko eingehen, dass hier doch noch jemand hauste. Sie suchten in Timbal nach Ressourcen. Ihr Vorrat war mager und das Lager brauchte dringend die nötige Ausstattung.
Die Beiden kramten gerade in den Ruinen eines Hauses, als plötzlich ein eiskalter Wind aufkam. Er wehte stark und den Beiden wurden die Kapuzen vom Koof geweht. ,,Der Wind war doch vorher nicht so stark gewesen." Sagte der Mann mit den Kopfschmerzen, die wohlbemerkt von dieser Kälte nur noch schlimmer gemacht wurden. Der Dorfplatz von Timbal wurde plötzlich in eisblaues Licht gehüllt. ,,Was zur Hölle?" Fragte der Zweite mehr zu sich selbst. Die Beiden näherten sich vorsichtig dem Licht. Der Sturm wurde, je näher man dem Licht kam, immer stärker. Plötzlich entstanden riesige Eis-Stalagmiten, die in einem Kreis aus dem Boden wuchsen. Die Augen des Zweiten weiteten sich. Das war unmöglich. Eiskristalle benebelten die Sicht der Beiden. Sie hielten sich ihre Unterarme über das Gesicht, damit die Kristalle nicht ihre Augen trafen.
Schlagartig verstummte der Sturm und mit ihm verschwanden die Eiskristalle. Die beiden jungen Männer nahmen ihre Unterarme vom Gesicht und blickten auf die Dorfmitte. Die Stalagmiten waren weg, genauso wie das Licht. Nun lag eine Person in der Mitte des Dorfplatzes. Der Zweite konnte es nicht glauben und lief in die Richtung der bewusstlosen Person. ,,Paluten warte!" Rief der erste ihm hinterher, aber dieser hörte nicht zu. Er konnte nicht begreifen wer da vor ihm lag. Tränen stiegen ihm in die Augen. Es waren Freudentränen. Dort lag niemand anderes als Zombey. Neben ihm lag ein lilaner Zylinder. Er trug ein schlichtes weißes Hemd mit einer mattlilanen Scherpe. Paluten hockte sich zu seinem Freund. Zombey war für ein halbes Jahr verschwunden gewesen. Alle hatten mittlerweile gedacht, dass die Bombe ihn getötet hat, sowie sie auch Mark und Tailor erwischt hatte. Aber nun lag er hier. Lebendig und unverletzt. Palutens gefährte hockte sich nun neben ihn. ,,Ist das wirklich Zombey?" Fragte er ungläubig. Alle sagten, er sei tot und nun lag er hier. Paluten nickte mit Tränen in den Augen. Es gab Hoffnung. Mit Zombey's Rückkehr hatten sie eine Chance. Wenn auch nur eine geringe. ,,Aber das ist unmöglich." Sagte Palutens Gefährte entgeistert. ,,Das dachte ich auch, Enay." Sagte Paluten. Sie saßen dort noch eine Weile und beobachten den bewusstloses Zombey gespannt.
Mit einem Mal öffnete dieser seine Augen. Alles war verschwommen und er blickte sich orientierungslos um. Sein Kopf schmerzte fürchterlich. Er erblickten den blauen Himmel, an dem sich nur ein paar kleine Wölkchen aufhielten. Es war doch stürmisch gewesen? Und wo waren Rosie und die Anderen. Der Sturm war seine letzte prägnante Erinnerung. Er war seines Wissens nach immer noch Michael und befand sich eigentlich wieder in der Realität mit Maurice, Patrick, Manuel und Mark. Er irrte sich jedoch gewaltig. Weder war er Michael, noch war die Welt, in der er sechs Monate gelebt hatte, die Realität. ,,Alles okay?" Fragte eine bekannte Stimme besorgt. Er wandte sich zu der Stimme. Dort saß tatsächlich Patrick, jedenfalls dachte er das. Vorsichtig setzte er sich auf und hielt sich den Kopf. Alles schien sich zu drehen. Kurze Zeit später legte sich der Schwindel. ,,Alle dachten du wärest tot."sagte Paluten fürsorglich und nahm seinen Freund in den Arm. ,,Tot? Was ist überhaupt passiert." Fragte Zombey verwirrt. Er blickte kurz an sich herunter. Was trug er da? Wo war sein lilaner Hoodie und seine gemütliche Jeans? Was ging hier vor sich? ,,Nach der Explosion der Bombe warst du wie vom Erdboden verschluckt." Erklärte Paluten. Die Bombe? Nein, das durfte nicht sein. Zombey realisierte, dass er sich wohl wieder in seiner Trauwelt befinden musste. War er erneut ins Koma gefallen? Das durfte einfach nicht wahr sein. ,,Wo sind die Anderen, Patrick?" Fragte Zombey oder, seiner Ansicht nach, Michael. ,,Wer ist Patrick? Ich bin's Paluten." Sagte dieser verwirrt. ,,Zombey, du bist in Freedom. Ich weiß nicht was in diesem halben Jahr mit dir passiert ist, aber jetzt bist du wieder zuhause." Erklärte Paluten. Sorge schwang in seiner Stimme mit. Er sorgte sich sehr um das Wohlergehen seines Freundes. Was war bloß mit ihm passiert? Zombey stand auf. Das konnte nicht echt sein. Alles war so perfekt gewesen. Nun brach alles wieder vor seinen Augen zusammen. ,,Du hast viel verpasst." Sagte Paluten und legte eine Hand auf Zombey's Schulter. Dieser überlegte fieberhaft wie er wieder in seine Realität kommen konnte. Er blickte auf das Meer, was an einer Seite an Timbal grenzte. Auch Timbal war von einer Bombe zerstört worden. Die Sonne leuchtete. Der Frühling war angebrochen. Blumen begannen Knospen zu bilden. Eine warme Brise wehte nun. Wieso war Zombey wieder hier? Sein Verstand schien sich noch zu ordnen. Langsam aber sicher kamen alle Erinnerungen an Freedom zurück. Gerade die schlechten Erinnerungen lösten in Zombey die Sehnsucht aus wieder in seine angebliche Realität zurückzukehren. Tränen bildeten sich automatisch in seinen eisblauen Augen und liefen über seine Wangen. Die schlechten Erinnerungen prallten auf ihn ein. Das alles durfte nicht die Realität sein. Er würde für verrückt erklärt werden, würde er erzählen was er im letzten halben Jahr erlebt hatte. Mit einem Mal nahm Paluten ihn in den Arm. ,,Wir sollten zum Lager zurück. Die Anderen machen sich sicher schon sorgen." Sagte er behutsam. ,,Er ist tot richtig?" Fragte Zombey mit leicht brüchiger Stimme. Paluten wusste genau wer gemeint war. Er nickte und blickte dann zu Boden. ,,Wir sollten wirklich los." Sagte er ausweichend. Zombey nickte. Maudado war wirklich tot. Leere hüllte Zombey ein. Er unterdrücke es zu weinen.
Die drei Männer machten sich auf den Weg. Die Rucksäcke von Paluten und Enay waren mit ein paar sinnvollen Gegenständen gefüllt, die sie in Timbal ergattert hatten. Die Sonne begann langsam am Horizont unterzugehen. Auf dem Weg zum Lager erklärte Paluten was nach der Explosion passiert war. ,,Die Kokons von Aria hatten uns zwar das Leben gerettet, dennoch haben wir alle das Bewusstsein verloren und sind erst Stunden später wieder erwacht. Von dir, Tailor und Mark war keine Spur zu finden. Aria sagte unter weinen, dass sie es nicht rechtzeitig geschafft hatte einen Kokon für Tailor zu machen und, dass der Kokon von ihr und Mark wahrscheinlich nur genug Schutz für eine Person bieten konnte. Wir mussten aus dem Schloss fliehen und mithilfe von Xaroth und ein paar seiner treuen Männer erreichten wir die Überbleibsel der Rebellion. Einige Zeit später haben wir die alte Basis von Xaroth als Unterschlupf genommen und sind bis heute dort geblieben. Weißt du die Basis, wo auch der finale Kampf stattfand. Also als wir Xaroth das erste Mal besiegt haben. Enay und ich waren unterwegs, um Ressourcen für alle zu finden und ich wollte nach Timbal." Beendete Paluten seine Erzählung. Zombey nickte. Er musste einen Weg finden zurück in seine Realität zu kommen. Diese Realität tat zu sehr weh. Mark war tot, Maudado war tot und alles lag in Scherben. ,,Baker hatte scheinbar mit Rosie wirklich noch ein Ass im Ärmel. Da du sie als Erbin ernannt hast, hattw sie keine Probleme Königin zu werden. Sie regiert das Land mit eiserner Hand und der Hilfe von Evil-Professor Ente und Evil-Bergi. Die Illuminaten sind zurück. Also zusammengefasst haben wir ein großes Problem. Ich aber sicher, dass wir das zusammen hinkriegen. Außerdem hat Xaroth gesagt, er habe vielleicht eine rettende Idee." Setzte Paluten noch hinzu. Sollte das hier wirklich die Realität sein, standen die Chancen ziemlich schlecht. Aber Paluten's Optimismus war richtig. Dachte man hier pessimistisch standen die Chancen auf 0. ,,Irgendwie schaffen wir das" erwiderte Zombey mit einem matten Lächeln. Er verdrängte den ganzen Schmerz, der in ihm schlummerte.
Es dauerte etwas bis sie das Lager erreichten. Enay ging zu erst durch den geheimen Eingang. ,,Ich hole Xaroth. Wartet hier." Sagte er und verschwand aus dem Sichtfeld der Beiden.
Nach kurzer Zeit regten sich die Büsche, die den Eingang verdeckten. Aus ihm heraus trat Xaroth. Seine linkes Auge hatte keine Sehkraft mehr und ein großer Schnitt zog sich durch es. Er wirkte sichtlich verblüfft, als er Zombey erblickte. ,,Wie ist das möglich?" Fragte er ungläubig. ,,Ich weiß es nicht." Antwortete Paluten. Xaroth umarmte Zombey. Untypisch für ihn. ,,Ich bin froh, dass du lebst und, dass es dir gut geht." Sagte er erleichtert. Zombey lächelte matt.
Schließlich betraten sie das Lager und Zombey wurde von alles verblüfft beäugt. Was diesen verwunderte, war, dass er Manu nicht entdecken konnte. Paluten und Manu waren doch eigentlich unzertrennlich. ,,Wo ist Manu?" Fragte er Paluten. Dieser schluckte schwer. ,,Ich- ich hab mich mit Manu zerstritten. Vor einem Monat. Er ist weggeritten und nie wiedergekommen." Sagte er traurig. Zombey nahm ihn fürsorglich in den Arm. Xaroth führte die Beiden zu einer kleinen Gruppe von Menschen. Unter ihnen waren auch Aria und Enay. ,,Paluten, ich hab dir doch von der rettenden Idee erzählt. Es handelt sich dabei um eine Gruppe, die uns helfen kann. Viele sagen die Gruppe sei eine Legende, aber ich glaube das nicht. Ich habe eine Person gefunden, die in Kontakt mit dieser Gruppe steht. Heute Abend entscheidet sich, ob wir ein Treffem mit ihnen organisieren können. Sie nennen sich den Orden."

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