→ A Y L A
Friede, Freude, Eierkuchen ←Mein Blick war gesenkt, meine Schritte groß, die Last auf meinen Schultern schwer und mein Herz kraftlos.
Ich wollte dem Alltag entfliehen und somit auch dieser Schule, doch wie sollte ich das schaffen? Was hinderte mich daran, einfach meinen Rucksack zusammen zu packen und zu rennen? Weg zu rennen vor all dem Kummer.
Das Getuschel im Schulflur wurde immer lauter und es gab nur ein Thema; die Schlägerei heute früh.
Ich wusste nicht, wieso sich alle immer in fremde Angelegenheiten einmischen mussten. Es hatte sie nicht zu interessieren, ob jemand schlägerte, ob jemand seine Mutter umgebracht hatte oder ob jemand seine Freundin mit einem verdammten Elefanten betrogen hatte.Ich seufzte und fuhr mir leicht durch meine Haarspitzen. Meine hellbraunen glatten Haare standen wieder in alle Seiten ab und sahen alles andere als gut aus. Generell mochte ich mein Aussehen nicht und wollte auch nicht, dass ich jemandem gefiel. Wenn ich mich selbst nicht mochte, wieso sollten es andere tun?
„Heute findet bei Aksoy eine Party statt.", teilte mir Lyra mit und sah von ihrem Handy nicht auf. Bei uns in der Schule galt ein Handyverbot, aber das interessierte nur die kleinen Kinder, die neu auf unsere Schule kamen.
„Cool.", murmelte ich und hob meinen Blick nicht vom Boden. Ich wollte nicht die abschätzenden Blicke der anderen sehen. Meine abgetragenden Klamotten gefielen ihnen nicht, aber mir doch auch nicht? Machten denn meine Klamotten meine Persönlichkeit aus? Oder war es nur ein Wert, der für alle Menschen so wichtig geworden war?
„ich glaub, ich werd hingehen.", sagte Lyra und fragte mich - Gott sei Dank - nicht, ob ich mitwollte. Sie wusste meine Antwort und akzeptierte sie, auch wenn sie stur dagegen war, dass ich in meinen - wie sie sagt - „jungen Jahren keinen Spaß hatte".
Ich nickte nur kurz und sah zu ihr. Sie schrieb etwas an ihrem Handy und lächelte. Ein Blick auf den Bildschirm verriet mir, dass es Alesia war, mit der sie schrieb. Wurde sie so glücklich mit anderen? War ich überhaupt noch wichtig für sie? Meine Mundwinkel senkten sich noch stärker und ich versuchte die Tränen, die hochkamen, zu verdrängen. Ich würde es ihr nicht übel nehmen, wenn sie sich von mir distanzierte. Ich war nicht wie die normalen Mädchen in unserem Jahrgang und würde es nie werden, doch das störte mich keinesfalls.
Ich wollte nicht, wie diese billigen Plastikpuppen sein, die ihr Leben lebten, aber dennoch wie in Watte gefüllt waren. Sie bekamen nichts von ihrer Umwelt mit und hatten keine Probleme. Dennoch konnte man nicht in Worte fassen, wie neidisch ich manchmal auf sie war. Wie fühlt es sich wohl an, so zu leben?
„Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?", fragte Lyra, die immer noch am lächeln war und packte ihr Handy weg.
„Seit wann hast du Kontakt zu Alesia?", kam die Gegenfrage von mir, die ich aussprach, während ich versuchte, meinen scharfen Unterton zu kaschieren. Hatte sie ihn vielleicht trotzdem gehört? Ich mein, erst vor paar Monaten war Alesia unser - oder eher gesagt ihr - Lästerthema und plötzlich ist alles Friede, Freude, Eierkuchen?
„Seit wann überwachst du mich?", zischte sie, weshalb ich unter Schock auf der Stelle stehenblieb und sie mit geweiteten Augen ansah. Was war nur in sie gefahren?!
„Seitdem du mir nichts mehr erzählst.", beantwortete ich ihre Frage und verschränkte meine Arme vor der Brust. Das war doch nicht ihr scheiß Ernst. Seit wann redeten wir so miteinander? Seit wann war es zwischen uns nicht mehr, wie früher im Kindergarten? Wie konnten wir uns so distanzieren? War ich die Schuldige? Die die all das provoziert hatte?
„Ich erzähle dir nichts mehr?", ironisch lachte Lyra und kurz darauf wurde ihre Mimik starr. „Unsere Gespräche führe ich nur mit mir alleine und deine Antworten sind nicht mal Antworten! Du schubst mich immer weiter aus deinem Leben und immer wenn ich dir wieder nah kommen will, bist du kalt! Was ist nur mit dir passiert?"
Den letzten Satz sagte sie so leise und mit Tränen in den Augen, dass mein Herz langsam zu schmerzen begann und meine Augen sich füllten. Sie hatte Recht. Es hatte sich vieles in meinem Leben geändert und zwar nichts in Positive, doch Lyra gehörte eindeutig zu diesen Wattemenschen, die keinerlei Probleme in ihrem Leben hatten und einfach nur lebten.Ich wollte mich entschuldigen, doch wurde, bevor ich auch nur zwei ganze Wörter aussprechen konnte von Lyra unterbrochen, die empört nach Luft schnappte, sich umdrehte und davon lief.
Heiße Tränen rollten über meine Wangen, Schluchzer kamen aus meiner Mund und mein Herz schmerzte bei jedem Schritt, den sie machte, um endlich von mir entfernt zu sein. Ich konnte sie verstehen; Keiner würde so eine Last, wie mich tragen wollen. Sie wollte frei sein. Wie ein Vogel. Doch wer wollte das nicht? Ohne Verpflichtungen leben? Aber leider ging das nicht. Zumindest jetzt noch nicht und vielleicht auch nie.
Ich sah mich im Flur um und atmete stark auf, als ich keinen hier sah. Sie würden denken, dass ich ein jämmerliches Baby bin, wenn sie mich hier heulen sehen würden.
Schweren Herzens saß ich mich auf den Boden, lehnte mein Rücken an die Wand, zog meine Beine an mich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Immer mehr Erinnerungen von mir und Lyra reimten sich vor meinem inneren Auge zusammen. Wie haben wir uns so sehr distanziert, während wir früher noch nicht mal eine halbe Stunde ohne den Anderen konnten?
Unsere Mütter meinten immer, dass sie eine Art von Schichten hätten. Einmal schlief ich bei Lyra und dann Lyra bei uns. Wir liebten es miteinander einzuschlafen und am nächsten Morgen gemeinsam aufzustehen. Aber nicht nur das liebten wir. Zusammen zu frühstücken und zusammen zum Kindergarten oder später zur Schule zu laufen, war jeden Morgen das einzige, was mich fröhlich aus dem Bett lockte.
Lyra bescherte mir eine schöne Kindheit und dafür war ich ihr dankbar. Aber irgendwann würden sich von allen die Wege trennen, oder?
Plötzlich hörte ich vor mir ein leises Klatschen und dann Schritte. Ich blickte auf, sah vor mir eine halb volle Taschentücherpackung und suchte denjenigen, der das gemacht hatte. Wackelig stellte ich mich auf meine Beine und sah dem Jungen mit den breiten Schultern hinterher. Sein Gang war elegant, angsteinflößend und lässig zugleich.
Ich schnappte mir die Packung und hetzte ihm hinterher, denn er brauchte nicht mehr lange, um durch die Eingangstür zu treten.
Gerade stieß er die Tür auf und betrat den Pausenhof. Mit einer Hand schnappte ich seinen Unterarm und versuchte ihn umzudrehen, doch er schubste meine Hand weg und sah mir kalt in die Augen. Ich öffnete meinen Mund und schloss ihn wieder. So vertieft wie ich in seine wunderschönen Augen war, realisierte ich nicht, dass sich um uns einen Kreis der Schaulustigen bildete.
„Was?", fauchte er und seine tiefe, raue und mehr als nur maskuline Stimme jagte mir eine Gänsehaut über meinen Körper. Mein Blick rutschte von seiner Brust zu seinen Armen und ich schluckte als ich merkte, dass sein Tshirt sich über seinem trainierten Körper spannte. Dieser Junge war Adonis höchstpersönlich!
„Es ist unhöflich einem nicht in die Augen zu schauen.", kam es diesmal deutlich gelassener von ihm und er drückte mit seinen Fingern mein Kinn unsanft nach oben. Durch die Menschenmenge ging ein Zischen, als würde er mir gerade alle Knochen brechen, doch das war nicht so. Sein Griff war sanft und unsanft zugleich. Es sah zwar wahrscheinlich wirklich nicht sanft aus, doch er tat mir nicht weh.
„I-ich w-wollte..", fing ich an zu reden, doch sein Blick ließ mich noch durcheinander sein als vorher. Seine Präsenz machte mich kirre!
„Rede mit mir erst, wenn du einen richtigen Satz auf die Reihe bekommst.", fuhr er mich an, drehte sich um und ging.
Wieso gingen alle Menschen heute von mir weg, ohne mir zuzuhören? Waren sie es leid mit mir Kontakt zu haben, weil ich so erbärmlich war?Seufzend sah ich mich um und merkte wie der Blick anderer auf mir ruhte. Was zeigte ihr Blick?
Neugier, Angst, Ehrfurcht? Ich wusste es nicht, doch es war mir egal.
Das was mir aber nicht egal war, war Er.
Der Typ, der all meine Sinne vernebelt hatte, obwohl ich noch nicht mal seinen Namen kannte.———
schon wieder...
LIV'S ENDING...Hi... again. Ey, Sidke, wenn das so weitergeht, werde immer nur ich was sagen. Das zweite Kap... und ich hasse das Ende. Aber weil Sidar sowas liebt, änder ich's einfach mal nicht. Wisst ihr, wie sowas ablaufen würde, wenn's meine Version wäre? Ayla würde ihm schön klarmachen, dass er sie nicht so behandeln kann. Punkt.
Die Oberstufenschüler aus meiner Schule wissen, wie ich das meine. Sie haben's schon oft genug erlebt.
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bet of death
Teen FictionI | slow updates Es waren die stillen Zeichen, die ich ignorierte, die lieblichen Worte, denen ich glaubte und die Lügen, die mich täuschten. Ich fiel auf seine oberflächliche Perfektion rein. Er war wie ein Engel. Wie ein verlorener Engel. Ich lie...