Hungry, Horny, Hailey

Kapitel 4 - Logan

"Sie können mir doch nicht einfach einen Fall geben, der nichts mit Mord zu tun hat!", entgegnete ich meinem Vorgesetzten, Mr. Domingo. "Und ob ich das kann! Diese Fälle wurden bis jetzt nur als einfache Vermissten Fälle angesehen, aber es geht um über 43 Männer, im Alter von 18 bis 45 , die alle als vermisst gelten. Der längste dokumentierte Fall hier in dieser Gegend ist vor 6 Jahren verschwunden. Die einzige Gemeinsamkeit, die wir bis jetzt herausfanden ist, dass sie sich alle mit jemandem treffen wollten und keins dieser Personen existiert im echten Leben. Wir haben sonst nichts. REIN GAR NICHTS! NADA!! NIENTE!!! UND DAS NUR, WEIL DIE LEUTE AUS DEM VERMISSTENAMT IHRE SACHE NICHT ERNST GENUG NEHMEN!", schrie er mich an. Dabei spuckte er mir ins Gesicht.

Als er sich beruhigte meinte er: "Ich gehe davon aus, dass die meisten von ihnen nicht mehr am Leben sind. Ich mag mir nicht noch schlimmeres ausmalen. Die Verwandten der vermissten Männer werden es nie vergessen. Fast jeden Tag ruft jemand an, um nach Neuigkeiten, bezüglich der Vermissten, zu hören. Logan Davis, ich vertraue ihnen diesen Fall an. Sie arbeiten erst seit drei Jahren bei unserer Polizei, aber ich kriege sehr wohl mit, wie gut sie ihre Fälle lösen. Sie gehören zu den besten Männern, die ich bei der Mordkommission habe. Falls Sie herausfinden, was mit diesen Menschen passierte, erkläre ich mich dazu bereit Sie zu befördern."

Alter Sack. Er weiß genau, dass er mich mit einer Beförderung kriegen wird. Drei verdammte Jahre wurde ich wie das Dienstmädchen behandelt obwohl meine Arbeit nahezu an Perfektion grenzt. Eine Beförderung wird mir etwas mehr Respekt von meinen Kollegen verabreichen. Außerhalb des Polizeipräsidiums, zünde ich mir eine Zigarette an. Es ist schon sehr spät. Aber Ruhe kriege ich wohl erst, wenn ich im Sarg bis in die Unendlichkeit schlafe. Mir wurden alle notwendigen Akten überreicht. Zu viele, um sie mir heute noch durchzulesen. Zeit für Feierabend!

Als ich mich in meinen mattschwarzen BMW setzte, bewunderte ich mich kurz im Spiegel. Von der ganzen Arbeit, schlafe ich kaum. Die Augenringe sind der perfekte Beweis dafür. Durch meinen stoppeligen Drei-Tage-Bart sieht man mir an wie ungepflegt ich ausschaue. Rasieren ist mir in letzter Zeit zu viel Aufwand. Mein Alltag besteht hauptsächlich aus aufwachen, duschen, frühstücken, arbeiten, zu Abend was essen, schlafen, weiterarbeiten in meinen Träumen. Die letzten paar Fälle haben mich so sehr strapaziert, dass ich kaum was essen oder schlafen konnte. Bevor ich losfahre zündete ich mir noch eine weitere Zigarette an.

Ich fahre zu meiner bescheidenen, kleinen Wohnung. Jedes Mal, wenn ich durch diesen Wald fahre, sehe ich, etwas weiter entfernt von der Straße, eine rote Hütte. Besonders zur nächtlichen Zeit, erscheint sie mir unheimlich. Und wer kommt bitteschön auf die Idee, eine Hütte im Wald rot anzustreichen? Jedenfalls würde ich meinen Kindern verbieten hier vorbeizugehen, falls ich überhaupt welche hätte. Dies benötigt leider immer zwei Personen.

Als ich das Radio aufdrehen wollte, hüpfte mir wie aus dem Nichts, ein Reh vors Auto. Ich versuchte auszuweichen und fuhr, wie nicht anders zu erwarten war, direkt in einen Baum. Airbag aktivierte sich. "Verdammte Scheiße!!", fluchte ich und schlug auf das Lenkrad ein. Meine ganzen Ersparnisse sind in dieses Auto hineingeflossen. Draußen begutachtete ich wütend den Schaden und kam zum Schluss, dass meine Motorhaube so sehr im Arsch steckt, dass ich Hilfe brauche, um sie vom Arsch rauszuziehen. Plötzlich fiel mir ein, dass ich mein Handy zuhause vergessen hatte. Tja, jetzt sitz ich ebenfalls im Arsch. Und als ich zur Schlussfolgerung kam, dass der einzige Weg Hilfe zu holen, zu dieser Gruselhütte zu gehen, ist, spürte ich wie die Scheiße aus meinem Arsch rennt. Im wortwörtlichen Sinne, denn ich musste ziemlich dringend scheißen gehen.

Ungefähr 15 Minuten brauchte ich um zu der Hütte zu gelangen, die bei näherer Betrachtung eher ein rotes Haus ist. Es hat zwei Etagen und relativ viele Fenster, aber die Fenster sind alle mit Jalousien bedeckt. Für den Fall, dass ein nackter Psycho mit 2-Meter Bart und einem riesigen Messer mich drinnen erwartet, gebe ich meine rechte Hand einsatzbereit auf meine Dienstpistole, die ich auf der hinteren Seite meiner dunkelblauen Jeans, befestigt habe. Ich klingelte mehrmals an der hölzernen Tür, jedoch ohne Antwort. Durch die Jalousien konnte ich Licht erkennen, was bedeutet das jemand drinnen ist. Es machte mich nur nervöser zu wissen es ist jemand da, aber antwortet nicht. In dem Moment als ich mit Klopfen anfangen wollte, ging die Tür langsam auf, ich musste meine Arschbacken anspannen und darauf hoffen keinem Psycho zu begegnen.

„Hallo?", antwortete eine junge Frau. Sie trug ihr, sehr hellblondes, Haar in einem Dutt. Ihre bernsteinfarbenen Augen erinnerten mich kurz an das Reh, dass mich in diese Situation brachte. Sie trug einen gelb-grün-gestreiften Pullover, der ihre rechte Schulter zur Schau stellte. Dazu noch eine gelöcherte, dunkelblaue Jeans und grüne Pantoffeln. Sie machte zwar den Eindruck als wäre sie eine normale, etwas chaotische Frau und dennoch ließ mich die Frage nicht los, was eine junge Frau wie sie alleine in einem gruseligen Haus im Wald tue? Jedenfalls bin ich froh, dass es kein Psycho mit 2-Meter Bart war. Deshalb entfernte ich meine Hand von der Pistole. „Entschuldigen Sie die Störung, mein Auto ist dort drüben in einen Baum gecrasht. Ich habe mein Handy leider zuhause vergessen und kann niemandem Bescheid geben. Außerdem....muss ich sehr dringend scheißen gehen.", sagte ich in Eile und konnte ihr kaum in die Augen schauen, da es mir verdammt unangenehm war. „Naja, sowas kann passieren. Kommen Sie ruhig rein! Wenn Sie nach links gehen, werden Sie mein WC finden.", antwortete sie mir ziemlich freundlich und deutete mit ihrer Hand nach links. Ich bedankte mich bei ihr und ging mit schnellen Schritten aufs WC zu.