Das WC roch nach meiner Anwesenheit nicht mehr nach Zitronengras, sondern nach Scheiße - genauso wie mein beschissenes Leben. „Danke nochmal für die Gastfreundlichkeit.", entgegnete ich ihr nochmal. „Kein Problem! So etwas kann passieren.", lächelte sie mich an. Ich bemerkte einen leeren Teller und den Geruch von Essen. Es roch nach gebratenen Kartoffeln und saftigen Fleisch. Daraufhin knurrte mein Magen. „Mann, bin ich hungrig!", dachte ich insgeheim. Sie hatte meinen Magen definitiv gehört, aber tat so als hätte sie nichts gehört. Naja, ich sollte froh genug sein, einen dezenten Ort zum scheißen bekommen zu haben. Ich hatte sowieso keinen Bock meinen Arsch mit Blättern zu säubern, also sollte ich nicht in einer Position sein mich zu beschweren.
„Falls nicht zu viel verlangt, würde ich auch noch um ein Handy bitten mit dem ich jemanden anrufen kann um mich abholen zu kommen.", sagte ich zu ihr, während ich meinen Blick durch ihr Wohnzimmer schweifen ließ. Die meisten Möbel bestanden aus hochwertigem Holz. In der Mitte des Zimmers stand ein Glastisch mit einer Vase und blauen Blumen. Auch diverse Magazine sowie ein roter Nagellack und ein medizinisches Lehrbuch waren dabei. Ebenfalls mit von der Partie war eine Packung Zigaretten - Marke Chesterfield. Meine Wenigkeit bevorzugt die Sorte Camel, wobei Chesterfield auch nicht schlecht sind. Auf dem Glastisch ist kein Aschenbecher vorhanden. Sie raucht also nicht in ihrem Wohnzimmer. Ich dagegen schon. Deshalb stinkt es in meiner Wohnung nach ausgeschissenem Rauch und meine Wände werden auch noch in Mitleidenschaft gezogen. Naja, da bin ich auch selbst Schuld. Unterhalb des Glastisches waren kleine - kaum erkennbare - rote Flecken. Wahrscheinlich vom roten Nagellack? Sie saß auf einem weißen Sofa, dass viele blumengemusterte Kissen besaß. Mein Blick blieb kurz an ihr haften, bevor ich meine Augen von ihr abwandte. Ihre Haut schien so zart und sehr hell. Es hätte fast den Anschein erweckt, sie wäre eine Porzellanpuppe oder ein Art Vampir. Die haben ja auch so extrem hellen Hautton. Ihr Körper war sehr zierlich gebaut, fast schon zerbrechlich - würde man meinen. Doch ihre Hände sahen erschöpft aus. Auch die dunklen Augenringe unter ihren wunderschönen, braunen Augen, waren der Beweis von Erschöpfung und Übermüdung. Die Augenringe und die Liebe zur Arbeit, sind wohl das einzige was uns Beide körperlich verbindet. Bei näherer Betrachtung war sie relativ schön - auf eine düstere Art und Weise.
„Kein Problem!", sagte sie mit einem weiteren Lächeln. Bildete ich mir das nur ein oder lächelten ihre Augen nicht mit? Um etwas mehr über diese mysteriöse Frau rauszubekommen, verwob ich sie in ein kurzes Gespräch. „Arbeiten Sie im medizinischen Bereich?", fragte ich sie, wegen dem Buch und deutete darauf hin. „Ja, ich bin Krankenschwester. Und Sie?", entgegnete sie mir. „Ich bin Polizist und war gerade auf meinem Nachhauseweg, da wurde ich von dem Reh überrascht.", beantwortete ich ihre Frage. „Ach so.", entgegnete sie mir. Danach kam eine kurze Stille, die mir wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Ich bekam das Gefühl, sie wolle mich einfach nur weghaben, was auch verständlich war. Aus diesem Grund beschloß ich Joseph, kurz Joe, anzurufen, um von hier zu verschwinden. Obwohl vor mir nur eine gutherzige, zierliche Frau saß, bekam ich ein mulmiges Gefühl je länger ich blieb. „Ich würde jetzt gerne telefonieren.", sagte ich ihr. Sie nickte kurz, aber anstatt mir ihr Smartphone zu überreichen, sagte sie mir, dass ich einfach das Festnetztelefon in der Garderobe benutzen sollte, also tat ich dies. Die Garderobe hatte weiß gestrichene Wände und an ihnen hängten verschiedene Fotos mit goldenen Rahmen. Die Fotos zeigten sie mit verschiedenen Leuten. Ein Foto jedoch zog meine Aufmerksamkeit. Ein junges, blondes Mädchen mit ihren Eltern. Das Mädchen schien diese Frau zu sein. Ihre Mutter war auch von zierlicher Figur, mit blondem Haar sowie blauen Augen. Doch das Gesicht des Mannes, des Vaters, wurde herausgerissen. Probleme in der Familie oder gab es da einen anderen Grund? Fremde Angelegenheiten sollten mich nichts angehen - ist aber leider eine schlechte Angewohnheit meinerseits.
Da fiel mir ein, dass ich nicht einmal nach ihrem Namen gefragt hatte. Ich werde sie wahrscheinlich nicht noch einmal sehen. Deshalb beließ ich es dabei. Ich möchte einfach nur als ein Fremder, der einen Unfall hatte und scheißen musste, in ihrer Erinnerung sein. Ich griff zum Hörer und wählte die Nummer meines besten Freundes und Kollegen, Joe. Hoffentlich hob er ab, es war schon nach Mitternacht. Oh! Er hob sofort ab. „Hey, Davis, wollte gerade schlafen gehen, also befass dich kurz!", war das Erste was er zu mir sagte. „Sorry, bräuchte deine Hilfe bei einer Kleinigkeit, die vielllleicht nicht ganz so klein ist.", sagte ich zu ihm. Ich erklärte ihm auch gleich meine beschissene Situation und wie ich in den ganzen Schlamassel hineingezogen wurde. „HAHAHAHA!! Ich PISS mich gleich an vor lauter Bullshit!! Von ALLEN Leuten passiert GENAU dir des!! WAHNSINN!!!", schrie er mir laut ins Ohr. Er fand meine Situation wohl sehr amüsant. In solchen Momenten habe ich das Gefühl ich kommuniziere mit einem Teenager und nicht mit einem 29-jährigen Mann, der dazu auch noch verheiratet ist. „Holst du mich nun ab oder nicht?", fragte ich ihn, halbwegs genervt. „Wenn ich es tue schuldest du mir was. Du bist zwar mein bester Kumpel, aber Schlaf liebe ich eigentlich noch mehr als dich.", entgegnete er mir zurück. „Abgemacht! Ich werde dein helfende Hand nie vergessen. Und vergiss nicht den Abschleppdienst anzurufen. Vielleicht besteht noch eine Chance meinen Wagen zu retten.", erinnerte ich ihn. „Klaro! Dann mache ich mich mal auf den Weg.", sagte er noch, bevor er auflegte. Er war, wie immer, sehr energisch und voller Tatendrang - auch nach Mitternacht. Unglaublich wie er sowas überhaupt zu Stande bringen konnte.
„Wurde alles erledigt?", fragte diese zierliche Gestalt vor mir, während sie sich gegen die Wand in der Garderobe anlehnte. Ihr Körper sah auch mit Kleidung sehr zerbrechlich aus. „Ja, danke nochmal zum dritten Mal.", antwortete ich ihr. Dabei bemerkte ich, dass der Glastisch aufgeräumt wurde. Auch die roten Flecken unter dem Tisch waren verschwunden. Sie hatte meine Abwesenheit wohl dazu genutzt um ihr Wohnzimmer etwas in Ordnung zu bringen. „Nun, ich werde draußen warten. Mein Freund müsste bald ankommen. Also bis dann!", sagte ich zu ihr. „Schönen Abend noch!", sagte sie schlussendlich, bevor ich mich in die kalte Nacht raus begab. Ich zündete mir eine Zigarette vor ihrem Haus an. Recht lange musste ich auf Joe und den Abschleppdienst nicht warten, denn er kam an, nachdem ich meine Zigarette ausgeraucht hatte. Endlich hat diese bescheuerte Nacht ein Ende gefunden!
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Hungry, Horny, Hailey
Mystery / ThrillerHailey ist Krankenschwester mit einem dunklen Geheimnis. Sie liebt es menschliches Fleisch zu essen. Sie isst jedoch nur männliches Fleisch, nachdem sie die Männer befriedigt hat. Doch was passiert, wenn eine Kannibalistin sich in einen Polizisten...