Der Verrat

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"Ich wollte sie alle beschützen. Meine Familie, meine Freunde, mich selbst. Warum habe ich nur nachgegeben? Warum bin ich hier? Ein Ort an dem alles verdorben ist. Die Wolken sind schwarz. Blitze zucken durch den Himmel. Die Bäume die noch stehen sind kahl. Sie wirken so trostlos wie alles andere hier. Ich könnte schreien. Blut klebt an meinen Händen. Ich wollte sie nicht töten. Sie haben mir vertraut. Doch da war dieses Gefühl als ich unseren Feinden gegenüber stand. Es waren Monster, Babaren einer vergessenen Zeit. Unsere Welt war am Abgrund. Nur wir konnten das schlimmste verhindern. Unsere Reise, die nötigen Kräfte zu sammeln um zu bestehen, führte uns in unzählige Dörfer, alle mit ihren eigenen Glauben, ihre eigenen Richtlinien und Beurteilungen über gut und böse. Doch alle denen wir begegnet sind stimmten mit uns ein. Diese Schurken, Graf Lessant (Lessoh) und seine Bande müssen gestoppt werden. Sie verfluchten alles was sie fanden, nahmen Geiseln wie es ihnen beliebte, und gaben im Austausch dafür die Seelen Anderer dem Gott der Toten. Ihre Motive waren immer klar. Sie wollten mit Macht, Angst und Einfluss, den sich der Graf mit allen Mitteln erkaufte, regieren. Nur wir, eine Gruppe aus je gutem Hause wollten dieses Spiel nicht zu einem schlechten Ende kommen lassen. Als wir die nötige Stärke besaßen, waren wir bereit. Wir machten uns kundig und fanden diese herzlose Bande. Es war ein Gefühl, das ich schon immer zu kennen glaubte. Es war, als zählte dieser Abschaum schon immer zu meinen engsten Freunden. Als Lessant dem Tod nahe war sagte er, das nur sein Körper sterblich sei. Jetzt einige Jahre später fange ich an ihn zu verstehen. In mir kommen Gefühle hoch, die ich noch nie kannte. Der Graf wirkt jetzt auf einer Seite wie ein Vorbild. Auf der Anderen ist er aber ein kaltherziger Mörder. Uns  musste er verschonen, weil seine Kräfte schwanden uns zu töten. Die anderen die mit ihm kämpften, hatten da schon längst das Licht in ihre Augen verloren. Das ihr Anführer über die Grenzen des ertragbaren Stand halten konnte, zeigt wie besonders er war. Jetzt habe ich aber zu lange in der Vergangenheit geschwellt. So langsam sollte ich aufbrechen. Denn die Frage auf welcher Seite ich jetzt stehe kann mir nur dieses neue Reise beantworten."
Mit diesen Zeilen legt Vein Phren das Tagebuch in seinen Rucksack und lässt seine neue Heimat, das Dorf Daros hinter sich. Es ist nicht das Schönste, wenn man nach dem geht was Vein schon alles gesehen hat. Eher gleicht es gänzlich einer Slum Gegend anderer Dörfer. Aber es ist sehr abgelegen von dem Ort an dem sein unentschlossenes Sein begonnen hat. Das muss so sein. Denn so weit konnte die Kunde, dass Vein ein Verräter ist, noch nicht vordringen. Halten tut ihn hier auch nichts mehr. In all den drei Jahren hat er zu niemanden eine Bindung aufgebaut. Zu groß war die Abscheu vor sich selbst. Wem hätte er sich zumuten können? Und wenn es jemanden gegeben hätte, dann hätte er immer ein schreckliches Geheimnis haben müssen. Es war besser niemaden in sein Leben zu lassen. Jetzt am Tor zur Welt, das er abgesehen von einem anderen Zuhause aus erneut passiert, plagt Vein die Angst was ihn erwartet. Mit den Kreaturen die draußen auf hilflose Opfer lauern, kann er dank seines trainierten Körpers gut umgehen. Seine Rüstung aus alten Zeiten musste er aber damals abwerfen. Sie ist zu beschädigt, von Spären durchbohrt und Feuer verbrannt. Statt dessen trägt Vein jetzt einen Braunen Kapuzenmantel und schwarze Hose und Schuhe. Unter der Kapuze trägt er braune Haare mit einem leichten rot Stich drin, die eigentlich naturgemäß etwas nach oben stehen. Er sieht durch und durch wie ein einfacher Wanderer aus, dessen Narben nicht mehr zu sehen sind. Es ist besser unscheinbar zu wirken. Auf seiner Reise wird er zwangsläufig mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Diese sollen ihm möglichst unbeeindruckt helfen sich selbst zu finden. Sein erstes Ziel ist das entfernte Dorf Kumia im Land Ophena. Dort leben nur wenige Menschen. Die Schmiede Van Dermis ist aber für ihre exelenten Anfertigungen von Rüstungen bekannt. Und so eine ist etwas was Vein unbeding brauchen wird, wenn er es durch diese Lande Era's überhaupt bis dort hin schafft. Alles was er bei sich hat ist ein drei Liter fassender Wasserbeutel, den er durch ein Seil an beiden Enden auf seinen Rücken trägt, und etwas Fleisch das er von seinem letzten Auftrag behalten hat. Diese nam Vein an um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Dabei ging es oft um das erlegen von Bestien die zum Beispiel wichtige Handelsrouten unpassierbar machten oder andere Reisende gerissen haben. Bei den Kreaturen handelte es sich meistens um verirrte Zerminas, welche ihre Herden verlassen haben. Sie haben braun beschuppte, schmale Körper, die sich durch ihre rötlich befiederten, kurzen Beine nur wenig vom Boden abheben. Ihre Köpfe sind ebenfalls mit roten Federn versehen, mit einem kurzen vogelartigen Schnabel. Aber Furcht hat dieser Söldner beim Jagen nie verspührt. Denn diese Monster hat er schon oft genug wärend seiner ersten Reise getötet. Damit seine damaligen Gefährten und er nicht auf dem Weg zum nächsten Gasthaus verhungerten, mussten sie sich von deren pikant schmeckenden Fleisch ernähren. Genau so hat es Vein auch diesmal geplant. Aber alleine auf Reisen zu speisen kennt dieser ansonsten tapfere Mann gar nicht. Er nimmt eine Zeichnung aus einer Tasche seines Umhangs auf der die Abbilder von einer jungen Frau in einem roten Kleid, mit roten zum Pferdeschwanz zusammengebundene Haare und Ihm zu erkennen sind. "Erinnerst du dich, Harina? Es war kurz vor unserer letzten Schlacht. Wie oft hast du gesagt, dass sich unsere Wege trennen werden? Ich dachte du woltest Schluss machen. Aber dann hast du mich in diesen kleinen Laden gezogen. "Eine Zeichnung von uns, egal was es kostet", hast du in einem freudigen Ton gerufen. Als wir vor dem Zeichner Arm in Arm nebeneinander saßen spürte ich, das dich etwas beschäftigte. Aber du wolltest das perfekte Bild. Denn du scheinst gewusst zu haben, dass dies die letzte Möglichkeit war unsere Liebe festzuhalten. Die ganze nächste Nacht hast du es dir angeschaut. Ich konnte nicht anders als dich heimlich zu beobachten. Denn die Sorge, was dich bedrückte, hat mich nicht mehr losgelassen. Und dann, am nächsten Morgen, hast du es mir gegeben. Du sagtest, dass ich es für immer für dich bewahren soll." Mit traurigen Augen steckt Vein die Zeichnung zurück in seinen Umhang und begibt sich durch den Wald Daros', weil dies der kürzeste Weg ist. Immer wieder laufen ihm Zerminas über den Weg. Es sind inteligente Tiere. Vein wirkt so einschüchternd durch den Geruch seiner Jagdtbeute, das sie ihn für ein anderes, überlegeneres Raubtier halten. So kann er ungehindert an ihnen vorbei laufen. Doch birgt diese Freiheit auch Gefahren. Der Weg durch dieses dichte Gefilde ist lang und der Hunger wird kommen ehe ein Ende zu sehen ist. Mit jedem Bissen den der mutige Wanderer jetzt zu sich nehmen würde, würden die Zerminas angriffslustiger werden und Vein zu Kampfhandlungen zwingen, die an seinen Kräften zehren und seine Chancen verkleinen Kumia zu erreichen. Also geht er sehr rationiert mit seinem Essen um. Um möglichst nicht an den Hunger zu denken, lenkt Vein sich mit einem Lied ab, dass er immer wieder vor sich her summt. Es ist ein Text aus alten Tagen, wo die Bäume noch am blühen waren. Jene die ihre Pracht verloren, als der Zug des Grafen begonnen hat. So geht es um Hoffnung und Verzweiflung, die Seite an Seite wie Freunde zusammen stehen. Feindschaft kennen diese Gewalten garnicht. Und doch bringen sie Menschen gegeneinander auf. Die einen bekämpfen die Verzweifelten, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Verzweifelten ringen mit den Hoffnungsträgern, weill es keinen anderen Ausweg gibt. Die Menschen töten sich. Doch in Gedanken geben sie sich die Hand. Es ist ein Schicksal, das sie teilt, doch im Tode wieder vereint. Vein fragt sich immer wieder an welches Schicksal der Autor des Liedes Gedacht hat. Ob es eins war, wie er es kennt? Villeicht hat aber auch das erbarmungslose Sein des Grafen so begonnen. Denn wenn das, was im Grafen war, jetzt in Vein ist, dann teilen sie ein Schicksal. Gebunden an der Vergangenheit, verloren im Hier und Jetzt. Aber das sind Gedanken die der mutige Wanderer nicht zulassen möchte. Jedoch wird es dunkel und seine Konzentration lässt nach. Andere Wesen kommen so langsamm aus ihren Unterschlüpfen. Da sind zum Beispiel Impalexe. Es ist eine bizarre Kreature, sie hat ein panterartiges Aussehen, aber sein Fell wirkt hell, wenn man es sich ansieht. Und es hat eine Art Horn auf seiner Stirn. Wenn man ihnen zu nahe kommt, dann zeigen sie, wie es in der Seele des Gegenüber aussieht. Sie werden deshalb auch Wahrheitspiegel genannt. Wenn ein Mensch ein Impalex sieht, versucht dieser so schnell wie möglich von diesem Wesen wegzukommen. Die Fassade zu halten, die sich der Mensch aufgebaut hat darf vor anderen nicht bröckeln. Sonst sehen sie, dass sie einer Lüge ihr vertrauen geschenkt haben. Eines dieser Wesen legt sich vor Veins Füßen. Es ist ein komisches Gefühl. Denn in ihm tobt ein Sturm aus Gewissensbisse und Trauer. Eigentlich müsste dieses vor ihm liegende Wesen sich selbst zerreizen. Aber es liegt da, ganz ruhig. Sieht dieses Impalex etwas, was Vein verborgen bleibt? Er beschließt wenige Meter weiter, in einer Lichtung, ein Nachtlager zu bauen. Dazu zündet er ein schützendes Lagerfeuer an. Auch dieses scheint dem Impalex nichts auszumachen. Vein befürchtet schon, dass die wilden Tiere dieses Waldes keine Angst vor Feuer haben. Doch da sieht er, wie ein Prelixa, welches aufgrund seiner Krallen und Reizzähnen gefärlicher als ein Zerminas ist, den Flammen nicht zu nahe kommen möchte. "Du bist echt seltsam", denk sich Vein und sieht nochmal zu dem Impalex herrunter, welches sich am Feuer ausgebreitet hat. Daran dieses zarme Wesen zu verspeisen denk er nur ganz kurz. Er hat Hunger. Und seine Jagdbeute von gestern muss noch als Schutz vor den gefährlichen Kreaturen dienen. Denn auch wenn jetzt das Feuer sein Beschützer ist, kann Vein es nicht mitnehmen bis er den Wald verlassen hat. Um sich abermals von seinem leeren Magen abzulenken legt er sich hin um zu schlafen.

Vein - Mein erster Fantasy RomanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt