Kapitel 5

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Ich fühle mich wie in einem dieser Krimi Filme, die Nacht ist stockduster, nur die Scheinwerfer des Autos beleuchten die Straße. Weit und breit kein Gegenverkehr, wir haben sowohl die Großstadt als auch die Vororte hinter uns gelassen. Hier auf dem Land ist außer frischgebackenen Mördern keiner um kurz nach Mitternacht unterwegs, unser Glück.

Wir haben unsere Handys beim Herrenhaus gelassen und den Board Computer des Audis abgeschaltet. Blöd nur, dass wir so auch kein Navi mehr zur Verfügung haben.

„Es kann nicht mehr weit sein, irgendwo muss die Abfahrt sein." Gibt mein sehr unzuverlässiges blondes Navi Richtungsanweisungen.

„Wann warst du denn bitte das letzte Mal hier?" Frage ich skeptisch.

„Vor zwei Jahren zur Beerdigung von Meemaw."

„Ich dachte außer Sheldon nennt niemand seine Großmutter Meemaw?!"

„Jay und ich schon. Da ist die Ausfahrt."

Ich gehe in die Eisen und Hayden flucht, zugegebenermaßen, es ist keine sanfte Bremsung, mehr so das Vollbremsung-Ding.

„Shorty!" Knurrt er wütend und ich fahre mit einem „Oops" wieder an. Die Abfahrt sieht eher aus wie ein Waldweg, einzig und allein das Schild Treaser-Cemetery deutet auf unser Ziel hin.

Ich biege ein und wir rumpeln etwa eine Meile über einen mäßig befestigten Schotterweg. Als ich mich schon auf den Rest meines Lebens mit Schütteltrauma freue, erreichen wir einen kleinen Waldparkplatz. Dahinter liegt eine bröcklige Friedhofsmauer, über die knapp ein Kappellendach reicht. Alles sehr filmreif, allerdings fehlt der gruselige Vollmond und leises Wolfsgeheul im Hintergrund. Ich parke ein, dann schalte ich den Motor ab. Wir sitzen im Dunkeln. Das wird definitiv kein Spaziergang. Seufzt die Stimme und ich muss schlucken. Zum Umkehren ist es jetzt zu spät.

Ich schnappe mir die Taschenlampe und steige aus. „Los Hayden, eine Leiche vergräbt sich nicht von allein."


Nach einigen Minuten Suchen, finde ich endlich ein passendes Grab. Wir müssen Malcom irgendwo vergraben, wo nie jemand suchen würde und was gäbe es da besseres, als ein frisch versiegeltes Grab auf einem Friedhof. Wir werden Malcom einfach über dem Sarg verbuddeln.


Annelise Shatter, geboren 1948, gestorben letzte Woche. Da hat wohl jemand keine Zeit verschwendet sie unter die Erde zu bringen, das Grab ist frisch zugeschüttet. Ich füge in Gedanken zu schwerer Körperverletzung, Mord, Vertuschung, Fahren ohne gültigen Führerschein noch Grabschändung hinzu. Der arme Anwalt, der alle Anklagepunkte verlesen muss!

„Shorty?" Ruft Hayden gedämpft.

„Ich bin hier, dieses Grab ist perfekt. Hol du unseren Freund und ich kümmere mich darum, dass die ganze Deko nicht beschädigt wird."

Hayden nickt und verschwindet dann schnell in Richtung Parkplatz. Ich knie mich vor Annelises Grab und betrachte die vielen kleinen Statuen und Kerzen. Ich werde mir genau einprägen müssen, wo alles steht, damit wir nachher alles wieder an seinen Platz rücken können.

Sorry, Annelise, denke ich entschuldigend, dann beginne ich die vielen Grabbeilagen fortzuräumen.



Fünf Stunden später bin ich verschwitzt und schmutzig, aber wir haben Annelises Sarg freigelegt. Eine relativ schmucklose Holzkiste, gut zwei Meter unter der Erde.

„Verflucht nochmal, Bauarbeiter werde ich definitiv nicht." Seufze ich erschöpft. Auch Hayden wirkt ziemlich geschafft, trotz der kalten Temperaturen hat er sein Hemd noch immer halb aufgeknöpft und einen dünnen Schweißfilm auf der Stirn. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, die Aussicht ist sehr motivierend!

a little british murderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt