Fernab der Zivilisation, versteckt in einem tiefen, endlosen Wald liegt ein kleines Dorf.
Jedes Jahr, sobald der erste Schnee fällt, wird ein Mädchen erwählt, die zu sein, die diesem Ruhm und Reichtum einbringen soll.
Dafür muss es das Dorf verlasse...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
"Bist du aufgeregt? Du hast es geschafft!", quietscht Dora und hüpft auf und ab, während sie sich an ihre rothaarige Freundin klammert und sie so zwingt mit zu hüpfen.
"Ich verstehe nicht warum, aber ich wurde wirklich erwählt."
Die Rothaarige hält inne, bringt so auch ihre Freundin zum Stillstand, und blickt ihr tief in die Augen. Plötzlich stößt sie ein lautes "Ha" aus und legt ihre Hände auf Doras Schultern. "Ich werde die Prüfung bestehen und dann wird alles anders", schwört sie feierlich und Dora nickt bekräftigend.
Gemeinsam beginnen die Mädchen im Kreis zu tanzen. Laute Jubeltöne entkommen ihren Lippen, begleitet von wildem Gelächter. Ein Räuspern ertönt. Die Mädchen lassen von einander ab und drehen sich schuldbewusst nach dem Verursacher um. Streng blickt der Dorfälteste auf sie herab, während er die Spitze seines Bart's um seinen Finger zwirbelt.
"Es ist Zeit für die Vorbereitungen", erinnert er sie mit tiefer Stimme und man merkt ihm an, dass der Ausbruch von Freude ihm gar nicht zusagt. "Geh zu Anna und lass dich herrichten, Kala." Die Rothaarige nickt ergeben und setzt sich in Bewegung. Über die Schulter zwinkert sie Dora kurz zu, ehe sie gefolgt von dem Ältesten in der Dunkelheit verschwindet.
~•~
Am Waldesrand stehen Anna, eine ründliche Frau, die Kala kurz zuvor herrichtete, und Kala selbst. Die rothaarige, schlanke Schönheit trägt ein langes weißes Kleid. Ihre Haare wurden geflochten und hängen in einem langem roten Strang ihren Rücken hinunter. Neben den Frauen steht der Älteste, der von je einem seiner Männer flankiert wird. Beide halten Fackeln in ihren Händen, die ihre Umgebung in ein orangenes Licht tauchen, wodurch die kahlen Baumkronen ihre Schatten auf den Boden werfen. Man könnte diese Schattengebilde für Arme halten, die den armen Tropf ergreifen, der nicht schnell genug davon kommt. Der Mond steht hoch am Himmel, erhellt die Dunkelheit in einem weißen Licht und lässt den Schnee wie kleine Diamanten glitzern. Ein Lüftchen weht, verwirbelt die weiße Pracht.
Fröstelnd versteckt sich Dora hinter einer der Hütten und beobachtet Kala aus der Ferne. Eigentlich ist es anderen verboten an der Zeremonie teilzunehmen, doch Dora und Kala hielten sich noch nie an Regeln. Gerade deswegen wundert es Dora, dass Kala überhaupt erwählt wurde, auch wenn ihre Freude darüber groß ist, hatten beide dies nie für möglich gehalten. Die anderen erwählten Mädchen wurden von dem Ältesten immer als tugendhaft und fügsam beschrieben. Ganz anders, als Kala es ist, deren feuerrote Haare für ihr Temperament stehen und auch als Dora es ist, die die Abenteuer, die sie mit ihrer Freundin erlebte mehr schätzt, als den drögen Alltag des Dorfes.
Der Älteste übergibt Kala einen Teller, was auf ihm liegt, kann Dora nicht erkennen. Anna drückt ihr einen Beutel in die Hand, worin sich ihr Proviant verbergen wird. Der Älteste beginnt zu sprechen, doch Dora steht einfach viel zu weit entfernt, als dass sie verstehen könnte, was er sagt. Vorsichtig verlässt sie ihr Versteck und schleicht im Schatten einer großen Eiche, getrieben von ihrer Neugierde, weiter nach vorne, bis sie hinter einer Kastanie zum Stehen kommt. Der dicke Stamm verdeckt sie fast vollständig. Sie geht in die Hocke, beugt sich nach vorne, streicht sich mit einer ungeduldigen Bewegung ihre widerspenstigen, braunen Locken aus der Stirn und lauscht den Worten des Ältesten.