18 - Reinfall

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"Ich schaff das. Kein Grund nervös zu sein. Ich weiß das alles" flüsterte ich mir zum einhundertsten Mal diesen Morgen zu. Wir standen vor der Großen Halle und warteten darauf, dass wir sie betreten durften. Währenddessen wurde darin alles für die Prüfung vorbereitet, damit auch niemand schummeln konnte.

"Setz dich nicht so unter Druck. Du bist die schlauste Hexe, die ich kenne" sprach Draco mir ermutigend zu. Er hatte mich den ganzen Morgen ertragen. Egal, wie oft ich an mir zweifelte, er war da um mir meine Sorgen auszureden. Jedes einzige Mal. Genau genommen hatte er das auch schon gestern Abend getan. Wir haben so lange vor dem Kamin gelegen, bis ich von meinen Sorgen allmählich müde wurde.

Schüchtern lächelte ich ihn an. "Danke - für alles Draco" meinte ich und versuchte krampfhaft ihn nicht zu berühren. "Ich werde immer da sein, das weißt du" entgegnete er und griff fest um seine Tasche. Wir sahen uns an und ermöglichten alles um uns herum auszublenden. Unser ganzer Jahrgang stand vor der Halle und wartete - und sie waren furchtbar laut.

Plötzlich öffnete sich die Flügeltür zur Großen Halle. Die Schüler stürmten unkontrolliert hinein und rannten sich beinahe gegenseitig um. "Viel Glück Ruby" wisperte Draco mir entgegen des Gebrülls entgegen. "Danke, dir auch Draco. Ich glaube an dich" schmunzelte ich, regte mich jedoch nicht. Der Großteil der Schüler kämpften in der Halle bereits um die besten Sitzplätze, doch Draco und mich schien etwas ganz anderes zu interessieren.

"Ich würde dich gerade furchtbar gern küssen" entfuhr es Draco. Ich seufzte und stöhnte: "Mir geht es ganz genau so, aber - wir können uns nicht noch einen Fehltritt leisten". Nachdem wir letztes Wochenende wieder zurückgekehrt waren, konnten wir uns eine saftige Standpauke von Umbridge anhören. Sie war außer sich, schließlich traute sich nicht jeden Tag jemand, ihr zu widersprechen. Auch, wenn ich es schrecklich lustig fand, wollte ich nicht noch mehr Ärger. Doch, wenn ich es mir recht überlegte -

Kurzerhand umgriff ich Dracos Krawatte und zog ihn daran hinter mich her. Ich führte uns in einen kleinen Seitengang, in dem ich mich schließlich ohne zu zögern auf seine Lippen stürzte. Sofort erwiderte er den Kuss und lehnte sich näher an mich heran. Völlig überwältigt seufzte ich in den Kuss hinein und spürte, wie er grinste. Doch dann erinnerte ich mich an die bevorstehende Prüfung und drückte ihn sachte von mir.

Er atmete schwer und schluckte als er seine Lippen von meinen nahm. Grinsend flüsterte ich: "Ich liebe dich" und fuhr ein einziges Mal durch seine weichen Haare. "Ich liebe dich auch" erwiderte er. Sein Grinsen war unwiderstehlich, brachte mich förmlich zum Schmelzen. "Wir müssen zurück" die Worte gingen mir nur schwer von den Lippen. Er nickte, weshalb ich mich einen Schritt von ihm entfernte, doch da griff er plötzlich um mein Handgelenk und zog mich zurück, nur um mich noch ein letztes Mal zu küssen.

"Draco" grinste ich als er seine Lippen von meinen löste. "Ist ja gut" murmelte er und ließ lächelnd von meiner Hand ab. Wir liefen zurück in die Halle, in welcher noch genau zwei freie Plätze waren, leider ganz vorn. Nur widerwillig ließ ich mich auf einem der Stühle nieder und mied dabei angestrengt Umbridges Blick. In der Halle war bereits Ruhe eingekehrt und im nächsten Moment schlossen sich die Flügeltüren.

"Ich liebe dich" flüsterte ich Draco ein letztes Mal zu, welcher direkt neben mir saß. Umbridge erhob sich und mit dem Schwung ihres Zauberstabs erschienen die Aufgabenbögen auf unseren Tischen. "Ab jetzt haben Sie vier Stunden Zeit. Wenn Sie früher fertig werden, bleiben Sie auf ihren Plätzen sitzen und warten bis die Zeit um ist" erklärte Umbridge. Sie saß in einem protzigen Stuhl an der Stirn der Halle und grinste hinterhältig. Mir kam das Würgen bei dem Anblick.

Mit pochendem Herzen öffnete ich den Mantelbogen und verschaffte mir einen Überblick. Dann lehnte ich mich zurück und atmete tief durch während ich mir verinnerlichte, dass alles in Ordnung war. Draco war direkt neben mir, Umbridge war im Moment kein Monster zu mir, ich hatte gut gefrühstückt und hart gelernt. Es war alles in Ordnung - erst dann griff ich zu meiner Feder und begann mit der ersten Aufgabe.

Verdammnis II d.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt