Sie sitzen auf dem Dach der alten Fabrikhalle. Sie sieht einem Wassertropfen zu, der von seiner Badehose fällt, runter bis auf die dunkelgraue Oberfläche des Baggersees.
"Hat es weh getan?", fragt er. Sein Blick ist scheu, weicht ihrem aus; wandert von ihrem Gesicht runter zu ihren Brüsten.
Die Haut auf seinen Schultern ist krebsrot und pellt. Sie zählt die Sommersprossen auf seinem Rücken. "Nein", sagt sie gleichgültig. "Es hat nicht weh getan"
Seine Augen hängen immer noch fest. Sie dreht das Gesicht zum Himmel und stellt sich vor, wie er sie dort anfasst. Dann stellt sie sich vor, wie er das selbe denkt. Sie lässt ihren Kopf zurück fallen und ihre langen, blonden Locken schwappen über ihre Schultern. "Hast du schon?", fragt sie schließlich. Aus den Augenwinkeln sieht sie genau, wie er rot wird. Dann schweigen sie wieder eine Weile.
Die Sonne brennt auf ihre Körper. Sie beugt sich vor. Er dreht den Kopf und schaut sie dieses Mal direkt an. Sein hellrotes Haar ist noch nass, die Augen zu Schlitzen verkniffen, weil die Sonne ihn blendet. Sie öffnet leicht den Mund, hebt ihre rechte Hand ganz langsam und greift ihm dann fast grob zwischen die Beine. Sie weiß nicht genau, wieso sie es tut, vielleicht, um ihn zu provozieren, vielleicht wegen dieses berauschenden Gefühls von Macht, welches sie plötzlich überkommt, aber sie tut es. Es fühlt sich kalt und nass und hart durch seine Badehose an. Seine Augen weiten sich. Er starrt sie einige Sekunden lang an. Dann schließt er die Augen und seiner Kehle entfährt ein Keuchen.
Sie zieht ihre Hand ruckartig zurück, rutscht an den Rand des Daches und lässt sich ins Wasser fallen. Das graue Nass umschließt ihren Körper. Sie sieht zu wie Luftblasen aus ihrem Mund und an ihrem Gesicht vorbei nach oben steigen. Als sie auftaucht, sitzt er immer noch so da auf dem Dach. Sein Gesicht ist kaum zu sehen von unten.
Dann steht er auf. Sein dünner, sehniger Körper glänzt in der Sonne. Er tritt an den Rand und taucht dann kopfüber neben ihr ein.
Als erstes spürt sie seine kalte Hand, als er von hinten an sie heran schwimmt und sich unter ihren Bikini tastet. Sie dreht ihren Kopf zur Seite und küsst ihn auf den kalten, nassen Mund. Ihre Schwimmbewegungen sind hektisch. Wasser schwappt an ihr Kinn. Sie spürt ihn an ihrem Oberschenkel, dann dreht sie sich ganz zu ihm herum und er drängt sich an sie. Ihre Körper fühlen sich glatt und irgendwie fremd an im Wasser. Sie legt ihren Kopf an seinen Hals und hofft endlich etwas zu fühlen.
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Streifzüge
General FictionIrgendeine graue Stadt. Ein farbloser Morgen, ein heißer Sommertag, ein einsamer Abend. Ausschnitte aus den Leben Fremder. Eine kleine Sammlung von Momenten...