vierzehn

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Träge öffneten sich die hölzernen Türen des Fahrstuhls, und wir betraten eine Art Lobby, mit großen, bodentiefen Fenstern und ein paar Sitzmöbeln und Couchtischen ausgestattet.

Hinter einer weiteren Tür lag schließlich ein kleiner Raum mit ebenso großen Fenstern und fünf um einen kleinen Tisch stehenden Sesseln.

Einer dieser Sessel war besetzt, und mir rutschte beinahe das Herz in die Hose.

Der Mann, der mich aus aufgeweckten, haselnussbraunen Augen schief anlächelte, war tatsächlich Dylan O'Brien.

Er begrüßte Thomas mit einem lässigen Handschlag, klopfte Harvey auf die Schulter - offenbar kannten sich die beiden bereits - und trat dann mir gegenüber.

"Und Sie sind...?", erkundigte er sich mit einem ziemlich niedlichen Funken Unsicherheit im forschenden Blick.

"Blair Conrad.", beendete ich den Satz und bemühte mich, zu lächeln, ohne dabei allzu sehr der Grinsekatze aus 'Alice im Wunderland' zu ähneln.
Denn genau so sah ich in dieser Minute vermutlich aus.

"Blair", wiederholte er versonnen.
"Schöner Name."

Dann setzten wir uns, und das Interview begann.

Thomas und Dylan redeten hauptsächlich über dem Film, in dem sie zuletzt gemeinsam mitgespielt hatten, über die Charaktere, in deren Rolle sie geschlüpft waren, und die Atmosphäre am Set.

Harvey und ich sagten kein Wort und hörten einfach zu.
Er, weil er schlichtweg nichts anderes zu tun hatte, und ich, weil die unverwechselbare, lockere Stimmung zwischen den beiden Jungs mich nahezu gefangen nahm.

Jedes Mal, wenn die beiden lachten, so, wie es gute Freunde eben taten, strömte eine angenehme Wärme durch meine Seele.

Und es war nicht Dylan, der diese Wärme auslöste.

Jedenfalls nicht zum größten Teil.

Das Interview zog sich schier endlos in die Länge, und ich hätte vorher nie zu glauben gewagt, dass es einmal langweilig werden würde, Thomas Sangster und Dylan O'Brien reden zu hören.
Doch genau das war irgendwann der Fall.

Ich war gerade kurz davor gewesen, mit aller Kraft ein Gähnen zu unterdrücken, als Mrs Humphrey uns endlich erlöste.

"Kann ich dich zum Dinner bei uns im Hotel einladen?", fragte Thomas seinen Freund und Ex-Kollegen, während Mrs Humphrey uns zurück ins Erdgeschoss begleitete.
Dylan legte sich theatralisch eine Hand aufs Herz und tat so, als würde er sich eine Träne von der Wange tupfen.
"Oh Tommy, es wäre mir eine Ehre."

Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Diese beiden hatten schon einen ziemlichen Knall.

Aber auf die gute Art.

Ich konnte die mir ziemlich surreal erscheinende Situation erst wirklich begreifen, als Dylan zu uns in die Limousine stieg, welche uns wieder zum Hotel kutschierte.

Ja, ich war mit Thomas Sangster in Paris, begleitete ihn so gut wie überall hin und saß mit ihm und Dylan O'Brien im selben Wagen, auf dem Weg zu dem Hotel, in dem meine Suite sich direkt gegenüber von der seinen befand.

"Wie es der Zufall will", erzählte Dylan während der Fahrt, "wohne ich ab heute vier Tage lang im selben Hotel wie ihr."

Was?

Thomas gab einen überraschten Laut von sich.
"Wirklich? Das ist großartig!"

Auch ich war überwältigt.
Meine Glückssträhne schien mit jedem Tag ein Stück zu wachsen, und langsam fragte ich mich, womit um alles in der Welt ausgerechnet ich so etwas verdient hatte.
Doch ich beschloss, die Tatsachen nicht weiter zu hinterfragen, und mich stattdessen ins Gespräch einzubringen.

"Soll ich jemanden vom Hotel anrufen?"

"Ja, sagen Sie, wir möchten das Dinner auf dem Balkon meiner Suite einnehmen", bat Thomas.

Ich kramte mein Smartphone aus der Tasche und hielt inne, in der Hoffnung, er würde mich zu besagtem Dinner einladen.
Als dies nicht der Fall war, hakte ich nach: "Und für wie viele Personen soll ich bestellen?"

"Fünf.", antwortete Dylan an Thomas' Stelle. "Thomas, Isabella, Harvey, Ich...und selbstverständlich auch Sie, Blair."

Ich grinste zufrieden in mich hinein.
"Alles klar."

Während ich das Hotel anrief und ein Dinner für fünf in Auftrag gab, beobachtete ich, wie Thomas seinem Freund missbilligende Blicke zuwarf.

Aus einem unerfindlichen Grund schien Thomas sich mir gegenüber verdächtig abweisend zu verhalten.

Was war nur los?
Offenbar passte es ihm nicht, dass auch Harvey und ich an dem Essen teilnahmen.

Weshalb, war mir vollkommen schleierhaft, doch da ich mittlerweile an seine teilweise durchaus wechselhaften Verhaltensmuster gewöhnt war, lehnte ich mich möglichst entspannt zurück und konzentrierte mich auf mein Telefongespräch mit dem Hotelangestellten am anderen Ende der Leitung.

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt