Schwieriges Date

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Ich habe mir alle Szenarien ausgemalt. Wirklich alle. Von einem Mann, der im Rollstuhl sitzt, bis zu einem alten Mann, der sich als jemand anderen ausgegeben hat. Ein Serienmörder, der mich auf offener Straße absticht, bis zu einem Promi, der absichtlich nicht gesagt hat, dass er berühmt ist. Aber an eine Sache habe ich nicht gedacht. Die habe ich nicht mal in Betracht gezogen.

Das Eden eine Frau ist.

In den Sekunden, in denen wir uns begrüßen, uns sogar umarmen, denke ich an alle geschriebenen E-Mails. Weder ich habe mein Geschlecht explizit angesprochen, noch er. Ich meine sie. Aber Persephone ist ein offensichtlicher weiblicher Name.

Eden hingegen... Ich bin so blöd. Es ist ein Unisexname und ich dachte sofort an einen Mann, weil ich mir vielleicht gewünscht habe, einen Mann kennenzulernen.

"Du siehst enttäuscht aus", meint Eden.

Was soll ich dazu sagen? Dass ich es bin? Weil ich mich in einem männlichen Eden verknallt habe und jetzt eine weibliche Eden vor mir steht?

"Nein, es ist nur so. Ich dachte du wärst ein Mann. Eden, ich habe nie dran gedacht, dass es auch ein Frauenname sein könnte. Dass du eine Frau bist. Man, ich fühl mich gerade so dumm."

Sie lächelt, aber es ist kein glückliches Lächeln. Ihre langen Haare wehen im Wind und verschleiert ihr Gesicht.

"Und was jetzt?", fragt sie.

Das ist eine gute Frage, worauf ich keine Antwort habe. Hier ist die Prüfung, von der ich erahnt habe, dass sie kommen wird. Verdammtes Bauchgefühl.

"Trotzdem unseren Plan verwirklichen?", frage ich unsicher zurück.

~

Wir spazieren durch die Stadt. Schauen uns im Schaufenster verschiedene Sachen an, kaufen uns ein Eis auf die Hand und unterhalten uns über unwichtige Dinge. Aber es herrscht die ganze Zeit eine unangenehme Stimmung.

Ohne uns abzusprechen, gehen wir durch den Park und peilen eine Bank an. Es ist eine drückende Stimmung und mir ist bewusst, dass ich daran Schuld bin. Ich versuche das Geschlecht-Wirrwarr aus meinem Kopf zu verbannen, aber es klappt nicht gut.

"Kann es sein, dass ich dich schon mal getroffen habe? Irgendwie kommst du mir bekannt vor", stelle ich plötzlich fest.

Ihre langen Haaren mit der Kombination der Lederjacke und den Boots. Irgendwas rattert da bei mir. Wir setzen uns auf die Bank und automatisch drehen wir uns zueinander. Unsere Knie berühren sich leicht.

"Oh, ähm, ja. An dem Wochenende, wo ich bei meinen Eltern war. An dem Sonntag wollten mein Bruder und ich für uns und meine Eltern Pizza holen. Du warst auch dort. Ich habe die Jacke meines Bruders erkannt, als wir fast gegeneinander geknallt sind. Wir haben uns angelächelt und ich wollte gerade was sagen, aber du bist schon raus gelaufen. Ich fand, dass du traurig und sehr nachdenklich aussahst. Daraufhin habe ich schnellstmöglich meine E-Mails gelesen, was trotzdem sehr spät am Tag war, und wollte dich schon fragen, was los ist, bevor ich es dann selbst gelesen habe. Du hast dir wohl ziemlich viele Gedanken gemacht, wegen dem, was du geschrieben hattest."

Das bringt mich sogar zum Lächeln, wenn ich daran denke, was ich damals gedacht habe.

"Kann man so sagen. Ich habe gedacht, dass ich es verbockt habe."

Ich lache kurz auf.

"Und ich habe sogar daran gedacht, dass Eden jeder auf der Straße sein könnte. Das du jeder sein könntest und ich dich nicht mal erkennen würde. Den Gedanken hatte ich öfters und als ich immer mal wieder draußen unterwegs war, habe ich jeden Mann angestarrt und analysiert, ob du es sein kannst. Nach dem ich deinen Bruder und dich fast umgelaufen habe, habe ich soweit gesponnen und dachte, wie lustig es wäre, wenn er Eden ist. So falsch war ich wohl wirklich nicht, nur habe ich an den falschen Menschen im Raum gedacht."

3 Sekunden mutig seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt