VI. ira

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Hey, Leute! Nach einer etwas längeren Pause melde ich mich mit einem neuen Kapitel zurück. Wer nach den zwei Wochen keine Ahnung mehr hat, was in dieser Geschichte überhaupt passiert ist, dem rate ich, das letzte Kapitel zumindest noch einmal zu überfliegen.
Viel Spaß beim Lesen!

Jim war auf der Couch eingeschlafen und als er aufwachte, schmerzten sein Rücken und sein Nacken und er erschauderte, weil Sebastian, der am anderen Ende der Couch lag, zusammengerollt wie eine Katze, ihm die Decke entzogen hatte und diese an seine Brust presste. Es brauchte mehrere müde Blinzler, ehe Jim bemerkte, dass Sebastian nicht nur wegen der verursachten Kälte dafür gesorgt hatte, dass Jim aufgewacht war.

Sebastian atmete schnell und flach und jeder seiner Atemzüge klang mehr wie ein Schluchzen. Jim setzte sich auf, blinzelte die Verschwommenheit des Schlafes aus seiner Sicht.

„Hey", flüsterte Jim, rutschte zu Sebastian und legte ihm eine Hand auf die Seite. Sein T-Shirt war vor Schweiß ganz klebrig. „Sebastian. Sebastian, wach auf."

Unter seinen Lidern rollten Sebastians Augen hin und her, flatterten panisch, aber er konnte nicht ausbrechen. Aus seinem Albtraum. Jim rüttelte an Sebastians Schulter. „Komm schon, wach auf." Sebastian gab etwas von sich, das Jim zurückzucken ließ, einen Laut, der so unmenschlich menschlich war, der so voller Schmerz, voller Verzweiflung war, dass er Jims Rückgrat hochkroch und zwischen seiner Schädelwand nachhallte. „Sebastian!", wiederholte Jim lauter, dringlicher, während die Gänsehaut seine Haare abstehen ließ. „Bitte, wach auf."

Sebastians Gesicht war heiß und feucht, als Jim es zwischen seinen Händen einrahmte und ihm weiter zusprach: „Es ist nur ein Traum, du kannst aufwachen. Wach auf, Sebastian."

Und endlich schreckte Sebastian hoch, mit weiten Augen und Tränen auf den Wangen und weiteren, die folgten. Er blickte hektisch um sich, verschluckte sich beinahe an seinen eigenen, krampfhaften Atemzügen.

Jim ließ ihn schnell los, setzte sich vor ihn, hielt ihn an den Schultern, stützte ihn. Sebastians Blick schnellte durch den Raum, dann fixierte er sich auf Jim und er blinzelte. „Jim?", stieß er hervor. Jim biss sich auf die Lippen, versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte jedoch jämmerlich. Sebastian wirkte einfach zu verstört, zu aufgelöst und Jim wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

„Hattest du einen Albtraum?", fragte er nur leise, obwohl er so viel immerhin schon hatte erraten können. Sebastian nickte knapp und vergrub sein Gesicht kurzzeitig in seinen Händen, atmete kontrolliert durch.

„Willst du ... darüber reden?" Jim traute sich nicht, Sebastian erneut zu berühren, weil er nicht wusste, wie er dann reagieren würde. Weil er eigentlich gar nicht wusste, wie er reagieren musste.

Mittlerweile hatte Sebastians Atmung sich beruhigt und statt die Finger in seine Seite zu krallen, vergrub er sie in der Decke. „Ich ..." Sebastian runzelte die Stirn, strich sich letzte Tränen von der Wange. „Ich weiß nicht mehr, was passiert ist. Oh Gott, ich weiß nicht einmal-" Er hielt inne und seine Augen weiteten sich und seine Atemzüge verschnellerten sich wieder. „Jim, ich weiß, dass ich es wissen müsste! Ich müsste ..."

„Schon in Ordnung", versuchte Jim, leicht verzweifelt, ihn erneut zu beruhigen. Sebastian schüttelte immer wieder den Kopf, und Jim rutschte an ihn heran und legte die Arme um ihn und er wusste überhaupt nicht, was gerade geschah und was er tun sollte und, verdammt, er kannte Sebastian doch gerade einige Wochen, durfte er das hier überhaupt sehen?! Sebastian drückte Jim verzweifelt an sich, hielt sich an ihm fest, als würde er ihn nicht umarmen, sondern als Boje in einem stürmischen Meer sehen.

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