Rain

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 Eigentlich war das hier eine Tagg-Aufgabe von Malmal_2205, aber aus der kurzen Geschichte wurde dann doch eine ziemlich lange xD Deswegen kommt sie jetzt hier. Die verwendeten Personen sind Jan und Tim von GIK. Viel Spaß^^

P.o.v Tim

Starr blickte ich die Teetasse in meinen Händen an. Plopp. Immer mehr Regentropfen fielen in den kalten und vermutlich nun ungenießbaren Tee. Er wärmte mich schon lange nicht mehr. Immer mehr Tropfen vielen zu Boden und in meine Tasse. Ich war mir nicht sicher ob es nun stärker regnete oder ob es meine Tränen waren, die dem Regen Gesellschaft leisteten. Wenigstens einer der so nicht allein ist. Nasse Strähnen hingen mir ins Gesicht, doch ich machte mir nicht die Mühe sie zu entfernen. Langsam fing ich an bedenklich zu zittern, aber es machte mir nichts aus. Die Kälte von außen war nicht annähernd so zerreisend wie die von innen. Bibbernd hob ich eine Hand und legte sie auf die Stelle wo mein Herz sein sollte. Ein Schlagen war nicht zu spüren. Mein Herz war eingefroren. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben es auftauen zu wollen. Schnell legte ich die Hand wieder um die Tasse, bevor sie noch an dem Eisklumpen, der einmal mein Herz war, festfror. Plopp. Es war ein unaufhörliches Geräusch. Plötzlich hatte ich das Gefühl den Tee schützen zu müssen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Öffnung, jedoch bebte ich zu sehr, als das einen Nutzen gehabt hätte. Ich brach erneut und heftiger in Tränen aus. Man könnte meinen all der Regen wäre meine Tränen. Natürlich war dem nicht so. Dafür bin ich zu unwichtig, zu unbedeutend, zu kalt. Mich wunderte es, dass die Wassertropfen nicht zu Schnee gefroren waren. Bald würde ich zu einer Eisstatue werden, da war ich mir sicher. Denn die Kälte zerfraß mich. Sie war die pure Leere. Ein schwarzes Loch. Sie war grausam und sorgte trotzdem dafür, dass ich nicht auseinanderfiel. Doch ich litt. Ich litt all den Schmerz und all das Leid, die sie kläglich versuchte einzufrieren. Ich war komplett mittlerweile komplett durchnässt. Traurig blickte ich auf die Tasse. "Es tut mir leid", flüsterte ich leise. Ich konnte den Tee nicht vor dem Regen beschützen. Ich war dazu nicht in der Lage. Eben absolut unbrauchbar.

Ein weitere Heulkrampf schüttelte mich sogar so heftig durch, dass ich die Tasse unmöglich halten konnte. Sie zerschellte am Boden, direkt vor mir und vereinte den Tee mit Regen. Das Geräusch stach mir mitten ins Herz. Stöhnend sank ich ein Stück mehr zusammen. Es tat so unfassbar weh. Mit verschleiertem Blick sah ich mich um. Ich saß immer noch verlassen auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte. Nein nicht irgendeiner Raststätte. Der Rastätte an dem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Umarmt hatte. Vorsichtig geküsst hatte. Als ich noch nicht wusste, dass seine Kälte, ihn schon ans Ende geführt hatte. Mein Blick glitt weiter zu einem großen Plakat. Ein Mops freute sich schwanzwedelnd auf den vollen Futternapf, den ihm eine hübsche Frau hinstellte. DAS IST KEINE FUTTERSCHÜSSEL, SONDERN EIN NAPF VOLLER GLÜCK, war fett gedruckt darauf zu lesen. Er hatte das Poster lange traurig angeschaut. 'Ich wäre gerne der Napf.', meinte er daraufhin. Damals hatte ich ihn nicht verstanden. Jetzt tat ich es. Der Hund freute sich auf seinen Napf. Er wusste nicht, dass ich mich genauso auf ihn gefreut hatte. Ich hatte ihm nie gesagt, dass ich liebe. Ich war zu ängstlich gewesen. Meine Angst hatte ihn getötet.

Mein Tränen waren versiegt. Meine Augen waren leer, genauso wie der Rest von mir. Vorsichtig griff ich in meine rechte Jackentasche und zog ein kleines, nasses Plüschtier hervor. Ein kleiner grüner Dino. Fast hätte ich gelächelt, aber meine Gesichtszüge waren zu steif. Dieser kleine Gegenstand hier, war sein Glücksbringer gewesen. Er hatte ihn mir immer geliehen, obwohl ich wusste, dass er ihm fast das Heiligste war. Ich drückte den kleinen Dino so fest an mich wie ich konnte. Er war das einzige, was mich in irgendeiner Form wärmte. Ich legte mich auf die nasse Straße. Fast erfürchtig blickte ich das Tierchen an, welches ich mit hochgehobenen Armen über mein Gesicht hielt. Als ich ihn mal fragte warum er einen Dino als Glücksbringer gewählt hatte, meinte er schlicht: 'In Gedenken an die Tiere, die Sterben mussten, weil das Universum den Fehler beging, Menschen leben zu lassen.' Ich hatte geschwiegen. Vielleicht hätte ich etwas erwidern sollen; ich hätte so viel machen sollen.

Plötzlich war es mir, als leuchtete der Dino hell auf. Als hätte er Sonnenlicht gespeichert und würde es nun ausstrahlen. Wärmend trafen die Strahlen auf meinen Körper. Tat er das...für mich? Ungläubig blickte ich zu dem Tier aus Plüsch. Träumte ich? Um mich herum regnete es weiter und als ich einmal kurz die Augen schloss um mich zu sammeln, war sogar noch ein Regenbogen zu sehen, der mich wie ein Mantel umgab. Und da lächelte ich zum ersten Mal seit langen wieder ehrlich. Und dies war der Punkt, an dem mein Herz began zu tauen. Ich erschrack zunächst über das plötzlich pumpen, doch recht schnell wurde mir die Ursache klar. Ich fühlte meinen Puls; fühlte die Wärme die mich durchzog. Und das obwohl es noch gewitterte. Mein Blick fiel wieder auf das riesige Plakat am Rand des Parkplatzes. Ich stand etwas wackelig auf und lief zu ihm hinüber. Und da machte ich ein Bemerkung. Als das Licht, dass ich durch den Dino bei mir trug, auf dem Mops viel, sah ich, dass dieser sich nicht im geringsten freute. Er war sogar sehr traurig. Man sah in seinen schwarzen Knopfaugen, dass er lieber frei und bei seiner Freundin wäre, die letztens Junge bekommen hatte. Aber die Frau, hatte die Welpen und die Hundedame weggegeben, weil sie zu wenig Zeit hatte. Ich empfand Mitleid für den Mops. Traurig legte ich meine Hand auf die Glasscheibe, die mich von dem Plakat trennte. Und sobald ich die glatte Ebene an meiner Haut fühlte, traf ich die Entscheidung.

Lachend und schreiend lief ich los. Ich fühlte mich jetzt schon frei. Ich lief vorbei an meinem Auto, in das ich nie wieder steigen würde, vorbei an der zersprungenen Tasse Tee, die ich nicht retten konnte, vorbei an der Autobahnraststätte, in der man mich ein letzes Mal lebend gesehen hatte. Ich lief an der Leitplanke der Autobahn entlang, solange bis ich zu meinem Zielort gelangte. Die nahe gelegene Autobahnbrücke. Kaum ein Auto fuhr vorbei. Keines nahm mich war. Es fühlte sich an, als wäre die Straße nun meine Bühne und kein Zuschauer kommt. Keiner kauft sich ein Karte um mich zu sehen. Und darüber war ich zum ersten Mal in meinem Leben froh. Beschwingt zog ich den schwarzen Schal von meinem Hals. Fröhlich band ich dem immer noch leuchtenden Dino in das eine Ende des Schals, das andere wickelte ich um das Geländer. Zwei verbundene Erinnerungstücke. Dino und Schal. Licht und Dunkelheit. Jan und Tim. Es sollte für immer dort hängen bleiben. Auch wenn ich es natürlich nicht kontrollieren konnte, hatte ich die Gewissheit, dass es so bleiben würde. Ohne einen negativen Gedanken setzte ich mich neben dem Dino-Schal-Gemisch auf die oberste Stange der Abgrenzung. Der Fluss, der unter mir war, war wild und ungestüm, er riss Blätter und Äste mit sich und stürzte alles in seine Fluten. Doch auf einmal war es als hielte der Fluss an. Er wurde ruhig und friedlich, fast einladend. Als würde er mich willkommen heißen. Und das war der Moment. Der richtige Moment. Ich sprang ab. Genau in dem Moment, als ich mich mit dem Fluss vereinte, hörte es auf zu regnen.

1 Jahr später

F.a.o P.o.V

"Heute gedenken wir an zwei wundervolle Menschen, die beide vor einem Jahr den Selbstmord wählten. Jan Zimmermann und Tim Lehmann waren ehrliche Bürger und tolle Mitmenschen, sie hatte viele Freunde, Fans und eine stolze Familie. Die Gründe für diese bedauernswerten Vorfälle sind bis heute unklar. Laut den Müttern hatten sie eine noch tiefere Bindung als 'nur' die zweier bester Freunde. Warum sie also ihr junges Glück über Bord warfen, ist unerklärlich. Hoffen wir nur, dass sie gemeinsam an einen besseren Ort gewandelt sind."

Der Festtagssprecher hatte wirklich keine Ahnung warum sie das getan hatten. Doch in einer Sache kann man ihn beruhigen, dort wo die zwei nun sind, ist es warm. Keine Kälte findet ihren Weg dorthin. Ihr 'junges Glück' wird zu einem ewigen werden.

Auch Tims Wunsch ging in Erfüllung. Sowohl der Schal, als auch der Dino hingen noch viele weiter Jahre an Ort und Stelle. Und noch ein Ereignis geschah, was viele Meteorlogen zur Verweiflung trieb. Seit dem Tag, an dem Tim in den Tod sprang, hatte es an der Autobahnbrücke Süd und der anschließenden Raststätte nie wieder geregnet.

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Moment...Nein, ich habe hierzu nichts mehr zu sagen!

Ach doch, ich hab euch Kuchen gebacken, nehmt euch einfach, ist ganz frisch!

Wenn es euch gefallen hat lasst doch gerne ein Feedback da oder beleidigt mich auch einfach! Do widzenia!

Liebe!

Sixtan

All about.../OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt