5.Kapitel

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Der Rest des Abends verläuft erstmal ereignislos.
Yonás und Martha verabschieden sich drinnen noch von uns und machen sich auf den Weg um die restliche Nacht in Zweisamkeit zu genießen.
Matilda, Jesse und ich sitzen an der Bar und trinken verschiedene Cocktails, nachdem wir die restlichen Weißweinflaschen geleert haben. Wir reden viel über verschiedene Dinge und verstehen uns echt gut.

Jesse erzählt uns, dass er und sein Vater noch garnicht so lange im Berlin leben. Sie seien extra für sein Studium hier her gezogen.

„Woher kennt meine Mum deinen Vater eigentlich? Ich meine sie lebt ja schon immer hier in Berlin.", frage ich ihn und nehme einen Schluck von meinen neuen Cocktail.
Es schmeckt so süß, dass ich mich Frage ob er überhaupt Alkohol beinhaltet. Doch er muss, da ich schon merke wie die letzten Cocktails und der Wein anfangen reinzukicken.  

„Mein Dad hat auch hier studiert. Also ich weiß es nicht genau woher sie sich kennen, aber das könnte ich mir eben gut vorstellen.", antwortet Jesse und steht auf.
„Ich geh Mal kurz auf die Toilette."

„Wollen wir tanzen gehen?", fragt Matilda und sieht mich dabei an.

Ich nicke und schaue Jesse an.

„Tanzt du auch?", Frage ich ihn.

„Ja, ich such euch dann einfach gleich"

„Okay."

Tilda nimmt mein Hand und zusammen stehen wir auf.

Ich spüre, dass die Atmosphäre zwischen uns immernoch ein wenig geladen ist und ein Kribbeln durchfährt meine Hüfte als meine beste Freundin mich an sie zieht. Meine Sinne sind stark vernebelt von Alkohol und der erhitzen Luft die ein wenig nach Rauch und Aufregung riecht.

„Ich möchte dich nochmal küssen.", höre ich Tildas Stimme wie aus weiter Ferne. Trotzdem verstehe ich ihre Worte sofort und ich bemerke wie mein Herz beginnt schneller zu klopfen als der dröhnende Bass der aus den Boxen kommt.

Meine Hände finden den Weg in ihren Nacken und ich ziehe sie an mich. Ein Lächeln ziert ihr Gesicht und schon treffen sich unsere Lippen.
Der Kuss ist sofort verlangend und leidenschaftlich. Ich kann gar nicht genug bekommen von ihren süßen Lippen, die nach einer Mischung aus ihrem letzen Cocktail und etwas Undefinierbarerem schmecken.

Gerade als ihre Hände den Weg zu meinem Hals suchen, werden wir mit einem Ruck auseinander gerissen. Irgendjemand neben uns hat angefangen sich zu streiten und erst nach einem Moment der Besinnung merke ich, dass es Jesse ist der gegen uns geschubst wurde.

Kaum ein paar Sekunden später liegt er auf dem Boden, ein anderer Typ über ihm der brutal auf ihn einschlägt. Hilflos stehe ich einfach nur herum und weiß nicht was ich machen soll. Das ist ein typisches Phänomen bei mir. In Notsituationen funktioniert mein Gehirn einfach nicht.
Zum Glück ist Matilda da anders als ich. Sie braucht nur wenige Sekunden um zu reagieren und packt den Typen der noch immer versucht auf Jesse einzuschlagen von hinten.
Für ihre doch eher zierliche Figur ist sie sehr stark und zieht ihn weg.

Endlich schaffe auch ich es zu reagieren und helfe Jesse hoch.
Mittlerweile ist zum Glück auch die Security aufmerksam geworden, da Matilda es nicht lange schafft den Typen fest zu halten.
Er ist sehr groß und hat kurze blonde Haare. Sein Auge ist rot und angeschwollen, was darauf schließen lässt, dass Jesse nicht nur eingesteckt hat. Die Security packt sowohl Blondie als auch Jesse und schleift sie aus dem Club.
Matilda und ich werfen uns einen verwirrten Blick zu, doch dann packt sie mich an der Hand und zieht mich hinter sich her und folgt den bulligen Security Menschen.

Ein paar Augenblicke später atme mich die kühle Nachtluft ein. Meine Ohren versuchen sich an die gedämpftere Lautstärke zu gewöhnen.
Wir sehen aus etwas Entfernung wie eine Frau in Securityuniform in strengem gebieterischem Ton mit Jesse und dem Schlägertypen redet.
Beide nicken Gehorsam, jedoch wirft der Blonde noch ein paar sehr tödliche Blicke in unsere Richtung bevor er sich aus dem Staub macht.

Jesse kommt zu uns. Seine Lippe blutet und man sieht einen roten Abdruck auf seiner Wange.
"Hausverbot", murmelt er und kramt in seiner Hosentasche rum. Ich höre wie er irgendetwas, was wo die Worte „scheiß Neandertaler" drin vorkommen vor sich hin nuschelt und auf sein Handy schaut.
„Wir haben halb eins. Ich glaub ich geh mal langsam."

Ich schaue ihn an. „Wo schläfst du denn jetzt?", frage ich besorgt, doch seine Antwort ist nur ein Schulterzucken.
„Ich hab in der Nähe hier einen Freund... Ich kann es voll nachvollziehen, wenn du mich nicht einfach bei dir pennen lassen willst. Du kennst mich ja gar nicht."

Ich nehme wie aus einem Impuls raus seine Hand. „Natürlich kannst du bei uns pennen.
Ich meine du ziehst ja jetzt eh ein. Ich hab eben mit Martha geredet und sie wusste das auch. Nur meine Mutter war mal wieder zu verpeilt um mir Bescheid zu sagen."

„Also ich muss sagen, ich muss auch nicht unbedingt noch länger hier bleiben.", murmelt Tilda und zieht eine Packung Taschentücher aus ihrer Handtasche.
„Hier für deine Lippe." Sie hält eins Jesse hin, der es dankend annimmt und sich auf die blutende Lippe drückt.

Wir reden auf dem Weg zur U Bahn nicht viel, aber irgendwie haben beide immer noch wie selbstverständlich eine Hand von mir.

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