Sterben. Wie fühlt es sich an zu sterben? Oder zu wissen, dass man gleich stirbt? Wenn man dem Tod direkt ins Auge sieht?
Sie könnte jeden Moment sterben. Ein kurzer Moment, ein Fehltritt, und ihr Leben wäre ausgelöscht – für immer. Alle würden sie vergessen. Niemand würde sich nach einiger Zeit mehr an sie erinnern. Wieso auch? Sie, Hermine Jean Granger, hatte nicht erreicht woran es sich lohnte sich zu erinnern. Was hatte sie in der Welt bewegt? Richtig, gar nichts. Nicht einmal bei ihrer Suche nach den Horcruxen kamen sie voran. Dann war es doch auch nicht so schlimm, wenn ihrem jämmerlichen unbedeutenden Leben ein ende bereitet würde, oder nicht? Solche Gedanken plagten sie, seit Ron sie vor zwei Tagen verlassen hatte, ständig. Nichts lief nach Plan; alle Spuren führten ins Nichts. Sie waren Versager. Nicht mehr als das und sie waren schwach. Trotz der Schutzzauber schwach und gebrechlich.Grimmig starrte sie ihr Spiegelbild im funzligen Licht, der an der Decke hängenden Öllampe, an. Tiefe Schatten zierten ihre Augen, ihre harre waren stumpf und notdürftig zu einem tiefen Zopf gebunden und eine verschorfte Schramme klaffte an ihrer linken Wange. Sie sah müde aus, verzweifelt und wütend. In ihr brodelte es und sie merkte, wie der Zorn langsam begann überzuschwappen. Versager, Schwächlinge!
Mit einem kräftigen Ruck riss sie sich das Horcrux-Amulett vom Hals. Sie atmete auf, als sie merkte, wie die Wut sich langsam verzog, die beim Tragen des Amuletts wie Gift ihren Körper durchströmte. Mit zitternden Händen legte sie die Kette auf den Rand des Waschbeckens. Mit entschlossener Miene sah sie wieder auf und fasste einen Beschluss. Sie würde nicht vergessen werden. Sie würden die Horcruxe finden, und falls sie dabei sterben sollte, würde sie wenigstens noch ein paar Worte an ihre Liebsten richten und ihnen etwas zukommen lassen. Sie würde einen letzten Brief schreiben, in dem sie ihnen allen das sagen würde, was sie sonst wahrscheinlich nicht mehr können würde.
Es war wirklich nicht leicht die richtigen Worte zu finden. Immerhin war sie ja erst siebzehn und hatte sich nie wirklich damit auseinandergesetzt, wie man einen, nun ja, Abschiedsbrief schrieb. Das würde sie aber lange nicht davon abhalten es zu tun. Sie tauchte ihre Feder in das Tintenfässchen und setzte auch dem Pergament an.
Bei dem Gedanken daran, dass ihre Freunde über sie und ihren Tod trauern würden, hielt sie inne und ihr Herz bekam einen kleinen Riss. Sie konnte es nicht ertragen sie traurig zu sehen, schon gar nicht wegen ihr.
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Hey!
Ich habe keine Ahnung, wie ich das hier anfangen soll und es fällt mir gerade schwerer diese Zeilen aufs Papier zu bringen, als alles andere.
Ich schreibe diesen Brief, weil ich euch, meinen Freunden, den wichtigsten Personen in meinem Leben, dringend ein paar Sachen mit auf den Weg geben möchte und es euch wahrscheinlich nicht mehr persönlich sagen konnte.
Eure Hermine
Zuerst möchte ich ein paar Worte an meinen besten Freund Harry Potter richten: Harry, du warst ein sehr guter Freund, gleich von Anfang an. Ich hätte mir nicht vorstellen können dich so zu verlieren. Ich könnte dir jetzt sagen, dass du immer für mich da warst, man immer mit dir lachen konnte und so weiter, aber das weißt du ja sicherlich. Ohne dich wäre ich jetzt nicht die Person, die ich jetzt bin. Und noch eines: Du schaffst das! Egal, was du dir vornimmst, alles wird gut. Glaub an dich, so wie ich es immer getan habe.Kommen wir jetzt zu meinem anderen besten Freund: Ron Weasley. Ron, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Du warst ein ebenso guter Freund wie Harry, auch wenn du manchmal völlig grundlos daran gezweifelt hast. Klar, wir hatte unsere Höhen und Tiefen, aber ist das nicht normal? Du hast mich immer zum Lachen gebracht, wenn auch manchmal mit deiner Tollpatschigkeit. Aber genau dafür liebe ich dich. Nicht dafür, dass du perfekt bist auf jede Weise, sondern dafür, dass du einfach nur du bist. Ich liebe dich, Ron.
An meine beste Freundin Ginny Weasley: Ginny, ich weiß, dass wir uns unser Leben immer anders vorgestellt haben. Ich erinnere mich noch zu gut an die etlichen nächtlichen Diskussionen darüber im Schlafsaal, aber so ist es nun mal. Auch wenn ich hoffe, dass du diesen Brief niemals in den Händen halten und lesen wirst, wünsche ich dir alles Glück dieser Welt. Glück, dass für uns alles gut ausgeht und natürlich viel Glück in deiner Beziehung mit Harry. Ginny, glaub mir, mir stehen gerade Tränen beim Schreiben in den Augen, weil ich dich jetzt schon mindestens genauso vermisse, wie du mich vermisst.
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Hermine setzte die Feder ab und wischte sich hastig mit dem Ärmel über die feuchten Augen. Diese Worte zerrissen sie innerlich.
An meine Freundin Luna Lovegood – Liebe Luna, ich habe immer alles versucht zu verstehen und zu sehen, was du gesehen hast. Aber ich konnte es nicht. Du hast eine Gabe, Luna, und viel Fantasie, wofür ich dich immer bewundert habe. Auch auf deine Gleichgültigkeit gegenüber den Gemeinheiten der anderen und deine Selbstsicherheit, kann man nur neidisch sein. Das konnte ich dir nie persönlich sagen und das bereue ich zutiefst. Bleib die Luna, die ich so lieb gewonnen habe.An Neville Longbottom – Neville, trotz deiner Tollpatschigkeit bist du mir ans Herz gewachsen. Auch, wenn viele sagen, dass du ein „wandelnder Misserfolg" seist (was ist nur so daneben finde!), lass dich davon nicht unterkriegen, niemals. Denk doch mal an unser fünftes Schuljahr zurück. Du ganz allein hast den Raum der Wünsche gefunden und warst eine Riesige Bereicherung. Denk daran, Neville, nicht umsonst bist du ein Gryffindor!
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Nun hatte sie alles, was sie ihren engsten Freunden sagen wollte, zu Papier gebracht. Es fehlt nur noch eine Person. Ich Herz wurde sofort schwer wie Blei, als sie daran dachte, vielleicht nie wieder mit ihm reden zu können und dies hier vielleicht die einzige Möglichkeit war 'Lebe wohl' zu sagen.
Trotzdem tauchte sie ihren Federkiel wieder in die schwarze Tinte und begann den Text auf einem weiteren Pergament zu schreiben. Es war zu persönlich, als dass ihre Freunde es lesen sollten.
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Lieber Draco,
es zerreißt mir das Herz mich auf diese Weise von dir zu verabschieden und das zu sagen, was ich dir eigentlich persönlich hatte sagen wollen. Der alleinige Gedanke daran, dich nie wieder so zu sehen, wie es früher war, ist beinahe unerträglich.
Draco, ich mache dir keinen Vorwurf das Dunkle Mal zu tragen und zu ihm zu gehören. Dein Vater ist der, der will; nicht du. Du hättest es nicht vor mir verstecken müssen. Wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können, bei der wir hätten zusammenbleiben können. Mir ist klar, dass du mich nur zu meinem Schutz verlassen hast. Deswegen will ich dir auch nichts vorhalten. Ich hätte es genauso gemacht.
Wenn ich jetzt bei dir sein könnte, würde ich dir helfen und wir könnten auch hier gemeinsam einen Ausweg finden. Draco, ich bitte dich: Lass dich nicht zur dunklen Seite hinreißen. Kämpfe dagegen an, egal, was es kostet. Du bist einer der Guten. Ich weiß es, denn du hast es mir oft genug gezeigt.
Außerdem möchte ich dir für alles, was du getan hast, danken. Ohne dich hätte ich niemals geglaubt, dass so etwas wie... Wahre Liebe wirklich existiert. Du hast mir gezeigt wie ich fühlen kann und ich würde alles dafür geben noch einmal alles, was wir erlebt haben zu durchleben. Ich bereue nichts und würde alles genauso wieder machen, das sollst du wissen. Von unserem ersten Kuss bis zur Trennung.
Auch wenn ich nicht mehr da bin, hoffe ich, dass du mich nicht vergisst, so wie ich auch dich niemals vergessen werde.
Ich könnte diesen Brief jetzt noch etliche Seiten so weiterschreiben und jedes fantastische Detail unserer gemeinsamen, aber meiner Meinung nach viel zu kurzen Zeit zusammen, auflisten, aber dabei zählt doch nur eins. Und zwar etwas, dass ich dir leider nie selbst ins Gesicht sagen konnte und das ist das Einzige, was ich zutiefst bereue:
Draco Malfoy, ich liebe dich.
Vergiss nicht, du bist nie allein, ich bin immer bei dir.
In der Hoffnung, dass du diesen Brief niemals lesen wirst, deine Hermine Jean Granger <3
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Sie setzte die Feder ab und fuhr sich mit ihrer Hand über das tränennasse Gesicht. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie angefangen hatte zu weinen. Zu sehr war sie in Gedanken bei Draco gewesen.Vorsichtig faltete sie das Pergament und versah es mit der Aufschrift 'Draco Malfoy'. Traurig betrachtete sie den Brief. Warum? Warum lief alles nur so beschissen? Warum musste es immer so schwierig sein? Zusammen mit dem Brief an ihre Freunde steckte sie das Pergament in die Innentasche ihrer Jacke, voller Traurigkeit, aber auch Erleichterung, weil sie nun alles, was sie ihren Freunden vielleicht nicht mehr sagen können würde, zu Papier gebracht hatte und sie es so doch noch erfahren würden.
Gut nur, dass diesen Brief nie einer der adressierten Menschen zu Gesicht bekommen hatte. Wahrscheinlich lag er bis heute noch in den Tiefen einer der vielen Schubladen in Hermines Schlafzimmer, worin sie ihn gleich nach der gewonnenen Schlacht versteckt hatte, und ihn auch wahrscheinlich niemand jemals finden würde.
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Hey!
Diesmal ein trauriger Dramione-OS. Bin zwar nicht 100%ig damit zufrieden, da er schon etwas älter ist, ich ihn aber erst einmal so lassen wollte. Wie fandet ihr ihn denn? Würde mich sehr über eure Meinung freuen!Ju :)
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Dramione Oneshots
FanficACTIVE (✔️) CLOSED( ) Ein Schlammblut und ein Todesser? Passt das? Absolut. Deswegen findest du hier Dramione Oneshots zu sämtlichen Themen, sodass bestimmt auch was für jeden dabei ist^^ Mal was trauriges, lustiges oder romantisches... Update...