Kapitel 2- Hope and Bones -

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Nichts und niemand hatte ihn auf den Anblick und die Gefühle vorbereitet, die ihn durchströmten, als er das Krankenhauszimmer seines Freundes betrat und diesen klein und hilflos in dem weißen Krankenhausbett liegen sah.

Sein junger Brite war an Maschinen angeschlossen, die seinen Herzschlag überwachten. Hatte eine Infusionsnadel im Handrücken stecken und wirkte so zerbrechlich, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Sein Herz krampfte sich vor Kummer und Sorge zusammen.

Der gebrochene Fuß lagerte etwas höher. An den Armen entdeckte er lauter blaue Flecke und auf der Stirn klebten irgendwelche Patches, die wohl die Gehirnströme maßen. Zumindest ging er davon aus. Er war Rennfahrer, kein Mediziner.


„Ay ay ay mi amor", murmelte Carlos, setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand und griff vorsichtig nach der Hand seines Freundes, die ihm am nächsten war.

Landos Finger waren eiskalt. Erneut schnürte der Kummer ihm die Kehle zu.

„Du musst wieder aufwachen, hörst du?"

Eine Antwort erhielt er natürlich nicht, wie auch, Lando war noch immer nicht wieder bei Bewusstsein.

„Ich habe mich an unser Versprechen gehalten, dass musst du jetzt auch tun", flüsterte der Spanier, „Du hast versprochen mich niemals alleine zu lassen, also halte dich auch daran. Ich brauche dich. Wer bin ich denn schon ohne dich?"

Sanft ließ er seinen Daumen über Landos Handrücken streichen, versuchte so eine Verbindung zwischen ihm und sich zu schaffen. Einen Versuch den Jüngeren so wieder ins Hier zu holen.

Lando war sein Leben. Vom ersten Moment an hatte der kleine, quirlige Brite sein Herz erobert. Nie hatte er an so etwas, wie Liebe auf den ersten Blick geglaubt, bis er an seinem ersten Tag bei McLaren seinen neuen Teamkollegen kennengelernt hatte. Damals noch 19 Jahre jung, mit einem einnehmenden Wesen und stets guter Laune, hatte der Jüngere sich sofort in seine Gedanken geschlichen und war seitdem auch nie wieder aus diesen verschwunden.


Lando hatte ihm die Freude am Rennsport zurückgegeben, hatte ihm mit seiner offenen, stets freundlichen Art gezeigt, wie es war in einem Team zu Hause zu sein und sich wohlzufühlen. Das hatte sich auch in seinen eigenen Leistungen widergespiegelt.

Dem Jüngeren die eigenen Gefühle zu gestehen war die einzig logische Konsequenz gewesen, nachdem er es kaum noch in dessen Nähe ausgehalten hatte ohne schwitzige Hände und Herzrhythmusstörungen zu kriegen.

Noch nie in seinem Leben war er so nervös gewesen. Völlig unbegründet, wie ihm mittlerweile klar war.

Denn es war alles ganz anders gekommen. Die Erinnerung ließ ihn sanft lächeln. Sie hatten sich, wie so oft getroffen und einfach nur zusammen gegessen und einen Film geschaut. Irgendwann in der Mitte hatte Lando auf Pause gedrückt und ihn nervös angeguckt.


„Ist etwas?", hatte er gefragt und der Jüngere genickt.

„Ich muss dich was fragen."

„Dann frag doch", hatte er vorgeschlagen und genau gemerkt, wie sich die Stimmung zwischen ihnen verändert hatte.

„Wenn du das nicht so siehst oder dir das unangenehm ist, müssen wir auch nie wieder darüber sprechen und vergessen es einfach wieder", hatte sein kleiner Teamkollege rumgedrugst, bevor er ihm eröffnet hatte, dass er ihn mochte, sehr sogar.

„Das war aber keine Frage", war seine neckende Erwiderung gewesen, bei der ihm schon das Herz bis zum Hals geklopft hatte.

„Stimmt", war ihm bestätigt worden und dann, ja dann hatte sich alles verändert.

Come What May (Formel 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt