Das dritte Fragment - Übergangsfragment

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3. Fragment

Übergangsfragment


Der Samstag mit Connor war sehr angenehm und hatte uns beiden viel geholfen. Am Montag war ich schon eine Woche bei den Setterthwaites und es hatte sich über die Zeit schon so etwas wie ein Alltag eingestellt. Besonders die Aufgaben wie Frühstück oder Mittagessen hatte ich schon fest drin. Beim Frühstück in der neuen Woche, das diesmal mit Familie im Esszimmer stattfand, bat mich Mr. Setterthwaite nach dem Frühstück in sein Büro. Nachdem ich das Geschirr weggebracht hatte, machte ich mich also auf den Weg dorthin.
„There you are, Mason. Please sit down for a moment," bat Tyler. Ich nickte, setzte mich auf den Stuhl und war gespannt.
„Well, Mason. One week is over now. How did you like it?"
„I liked it very much sir. It was always my dream to do this kind of work and I am grateful for this experience," sagte ich ehrlich. Mr. Setterthwaite gab mir ein seltenes Lächeln.
„I'm glad to hear that. Now, considering that you never worked as a butler, that you had no training and on top of that, that you come from the countryside, you did a remarkable job," erzählte Mr. Setterthwaite. Danach machte er eine kurze Pause, in der ich mir total unsicher war, ob er weitersprechen wollte, oder ob ich mich bedanken sollte. Ich öffnete gerade meinen Mund um mich zu bedanken, da sprach Mr. Setterthwaite:
„However, you have still a lot to learn. I think it would be best if you had another butler who shows you some tricks. So for next week there will come a butler who works for my parents. He will stay here for a few days and teach you some more. I do this because I think it's essential for you to learn directly from another butler."
„I see your point, thank you for giving me this possibility."
„No need to thank me. I also reconsidered the option to send you to a butler school, but ten weeks are too long, you need to stay here."
„Understood."
„Alright, since you have proved your good abilities, I give you the contract." Ich konnte Tylers Worte nicht glauben. Erst als er einen Bogen Blätter aus der Schublade holte, realisierte ich, dass er es ernst meinte. Er legte den Stapel Blätter vor mich auf den Schreibtisch, verschränkte seine Finger und schaute mich freundlich an.
„Take it with you, read it carefully this evening and then sleep over it. Tomorrow you can sign it and bring it back to me. This contract lasts until 2004, so for three years and I am ready to give you another contract after that. But let's first stick with this one. Do you have any questions for now?"
„No, sir," brachte ich völlig perplex hervor.
„Haha, don't worry, just take your time reading it and ask me any questions tomorrow before you hand it in."
„Yes. Understood, sir."
„Alright, Mason. Then you can go back to work."
Ich stand auf und hatte vor Aufregung fast den Vertrag vergessen. In letzter Sekunde dachte ich noch dran und nahm die Blätter mit hinaus. Ich ging zu meiner Wohnung und legte den Vertrag auf den Esstisch. Mein Blick verblieb noch eine ganze Weile darauf, aber dann riss ich mich los, schließlich stand jetzt der tägliche Rundgang durchs Haus an. Ich kümmerte mich dabei um die Pflanzen, fegte etwas Staub und in der Bibliothek fiel mir auf, dass immer noch etwas nicht stimmte. Sie war von Grund auf blitzeblank und ich würde jeden Tag dafür sorgen, dass das auch so blieb, aber was hier einfach nicht reinpasste, war die defekte Leiter. Sie passte einfach nicht in dieses schöne, saubere und intakte Haus. Da ich genug Zeit hatte, war ich so frei und entschied mich dazu, bei meinem Einkauf fürs Mittagessen auch Materialien für eine neue Leiter zu besorgen. Ein Baumarkt war also meine erste Station. Ich kannte mich überhaupt nicht aus in dem riesen Geschäft, also wandt ich mich direkt an eine Angestellte. Sie war sichtlich überrascht einen Butler vor sich zu haben. Ich sagte ihr die genauen Maße der alten Leiter und die Frau erzählte mir, dass man es erst bestellen müsste. Ich gab ihr die Adresse und es würde am nächsten Tag direkt zu den Setterthwaites geliefert werden. Ich lächelte, bedankte mich und machte mich dann ran die Zutaten fürs Mittagessen zu holen und da es immer noch so früh war, würde ich heute tatsächlich mal Großmutters Gulasch machen. Zurück im Haus machte ich mich sofort an die Arbeit. Während der Gulasch köchelte, suchte ich mir in den Vorratsräumen Werkzeug zusammen, das ich brauchen würde. Danach ging ich zu Mr. Setterthwaites Büro und fragte  ob ich die Terasse fürs Zusammenbauen nutzen dürfte. Er schaute mich skeptisch an.
„To build what?" fragte er.
„It's...a little surprise," sagte ich nur. Tyler zog eine Augenbraue hoch.
„You should know I'm not very fond of surprises..." deutete er an. Das hätte ich mir auch im Vornherein denken können. Ich hatte ihn gefragt, ob ich Material zum Bauen besorgen durfte und da hatte er noch nicht nachgefragt, aber jetzt wo ich nach dem Ort fragte, wollte er es auf einmal wissen.
„Fine. I will let you surprise me, but don't you dare make something I will not approve of," warnte Mr. Setterthwaite. Ich nickte und versicherte ihm, dass er es nützlich finden würde. Er war zwar immer noch skeptisch, aber er würde mich machen lassen und damit war ich zufrieden. Am nächsten Tag war ich kurz vor dem Abendessen fertig, bat den Hausherren mit seiner Frau in die Bibliothek zu kommen und demonstrierte, indem ich selbst hochkletterte, dass die Leiter sehr sehr viel stabiler war als die alte. Sie knarzte nichtmal, als ich draufstieg, denn ich hatte extra das stabilste Holz genommen.
„That's awesome, Mason!" freute sich Catherine. Als ich hinuntergestiegen war, probierte sie selbst die Leiter und war begeistert.
„You have talent! You're not only good at cooking, but also at building stuff!"
„Thank you, ma'am," erwiderte ich und verbeugte mich. Catherine stieg hinab und wies ihren Mann an, die Leiter auszutesten. Er ging hin und testete sie mit seinen Armen, aber stieg nicht hinauf.
„It's alright, since the old one was broken, but it's not really necessary, is it?"
„Of course it's necessary to reach the upper shelves, Tyler! He did a great job," versicherte  ihm Catherine. Ich freute mich innerlich und war sehr zufrieden, auch wenn Mr. Setterthwaite skeptisch blieb. Ich machte mir nichts draus und kümmerte mich als nächstes um das Abendessen. Danach setzte ich mich mit dem Vertrag an den Esstisch bei mir. Ich hatte ihn am Morgen nach dem Frühstück mit ins Büro genommen und mit der Hilfe meines Chefs ausgefüllt, weil ich nicht alles auf Anhieb verstanden hatte. Ich schaute mir noch einmal kurz alles an. Der Vertrag hielt alle Details fest; also wann ich arbeiten sollte, wann und wie viel Urlaub es geben würde und meinen Lohn. Als ich diesen zum ersten Mal gesehen hatte, wären mir bald die Augen rausgefallen. Es war im Vertrag genauestens festgelegt wie sich mein Lohn zusammenstellte. Ich würde einen Stundenlohn von £20 bekommen, der sich um £5 erhöhte, wenn ich bis später in die Nacht arbeiten müsste, zum Beispiel an Weihnachten oder Silvester. Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, so viel Geld zu verdienen. Von meinem Lohn ging dann letzlich noch die Miete ab, beim ersten Monat die Anmeldung für die Fahrschule und generell Verpflegung, wenn ich was für mich selber brauchte. Aber das meiste Geld würde ich einfach weglegen und sparen und das war schon mehr als ich mir je erträumt hätte. Ich hatte mir den Vertrag nochmal ganz durchgelesen, sowie das, was ich ausgefüllt hatte und entschied mich trotzdem, noch eine Nacht drüber zu schlafen. Davor ging ich jedoch um neun Uhr zu Connor. Er lag wieder auf dem Rücken und lächelte mich an, was mein Herz erwärmte.
„Connor. Your father has given me the contract," erzählte ich ihm.
„A contract?! You're gonna stay here?"
„What do you think?"
„Stay! You're so kind, Mason. I can talk to you about everything."
„Yes, of course. Couldn't you with your former butler?"
„I could and that's also why I miss him so much, because my parents don't understand me. If I would want to talk to dad about anything that I wish to do in the future, he just keeps on talking about his plans for me," erzählte Connor und schaute mich mit einem traurigen Gesichtsausdruck an. Es brach mir das Herz. Ich setzte mich aufs Bett und schaute ihm in die Augen.
„What are his plans for you?" fragte ich nach.
„Similar to his own life. Finding a wife, moving into a house or staying here, building up a family and working in his company."
„And what are your plans?" fragte ich als nächstes.
„I'm not so sure yet myself. I'm interested in learning many different languages and I love playing video games. Maybe I could learn how to make them myself." Connor zuckte mit den Achseln.
„That sounds awesome! I love learning languages too. I grew up bilingually, with Irish and English and in school I learned German." Connor weitete seine Augen.
„Three languages?! We have French in school, but I don't like our teacher, it's hard to actually learn the language in her class."
„Oh that's sad. But do you like the language itself?"
„I think it sounds nice, but I'd rather learn Irish or so."
„Really? I can teach you then, it's my mother tongue after all."
„That would be awesome!"
„Sea! Let's start right away. So ‚good night' in Irish is ‚Oíche mhaith'." Connor versuchte es auszusprechen, aber hatte Probleme damit. Ich wiederholte es ihm ein paar Mal und bald hatte er es drauf.
„Very good. Now ‚sleep well' is ‚codlad sámh'. Now I'm gonna say good night to you and you answer with sleep well." Connor nickte.
„Oíche mhaith, Conchobhar."
„Codlad sámh, but how did you just call me?"
„That was very good! I called you Conchobhar, it's Irish, the origin of your name," erzählte ich.
„Yeah, my parents told me. This is my actual name, but everyone calls me Connor."
„Would you prefer to be called Conchobhar then?"
„I dunno...I'm not used to it..." meinte Connor ein wenig unsicher. Ich lächelte ihn an.
„Déan do mhachnamh air," sagte ich und Connor runzelte nur seine Stirn. „It means ‚have a think about it'," erklärte ich.
„What does ‚thank you' mean?" fragte Connor neugierig.
„Go raibh maith agat." Connor weitete seine Augen.
„So long?!"
„Haha...indeed. And ‚thank you very much' is ‚go raibh míle maith agat'."
„Go ray...err..."
„Haha, no problem, it's a long phrase. Go...raibh...maith...agat."
„Go...raibh...ma...agat."
„That's better! Maith thá, a Conchobhar! Well done, Connor!" Connor lachte und freute sich.
„Go raibh maith agat, Mason! Oíche mhaith."
„Codlad sámh. Ná habair á, you're welcome."
Ich packte Connor schön in die Decke ein, lehnte mich zu ihm und gab ihm ein Küsschen auf die Stirn.
„Tomorrow I teach you how to write these phrases, alright?"
„Yes!"
„Ok, sleep well, Connor."
Connor nickte, drehte sich zufrieden auf die Seite und kuschelte sich in die Decke. Ich lächelte und verließ sein Zimmer. Zurück in der Wohnung schaute ich noch ein letztes Mal den Vertrag an, unterschrieb endlich und konnte in der Nacht sehr gut schlafen. Am nächsten Tag gab ich gleich nach dem Frühstück den Vertrag ab und dann kam auch schon der Butler von den Eltern von Mr. Setterthwaite. Er selbst war von dem ehemaligen Butler angelernt worden und konnte mir somit am passendsten den Beruf zeigen. Als erstes machte ich mit ihm gemeinsam den üblichen Rundgang durchs Haus und sagte ihm, worauf ich achtete. Er war im Großen und Ganzen zufrieden damit wie ich arbeitete, aber er hatte trotzdem einige Tipps, die mir die Arbeit erleichtern würden. Am selben Tag hatte ich ja außerdem auch meine erste Theoriestunde in der Fahrschule. Ich freute mich, Menschen aus Winchester kennenzulernen und ich freute mich auch, meinen Führerschein anzufangen.
Nach der ersten Stunde konnte ich mich ans Vorbereiten des Abendessens machen. Der andere Butler half mir und gemeinsam ging es noch schneller. Er war extra aus Cambridge, dem Ort des Elternhauses angereist und würde auch hier übernachten. Am Abend des ersten Tages mit ihm saß ich um acht Uhr bei mir auf der Couch und rief zu Hause an. Vater beantwortete den Anruf und dann stellte er das Telefon auf laut, damit Neil und Chris auch mitsprechen konnten. Sogar Jenny war zu Hause, was mich umso mehr freute. Ich erzählte ihnen voller Begeisterung von dem Vertrag, von Connor, von der ersten Theoriestunde, einfach von allem.
„Mason, you sound so happy. We're very happy for you too," sagte Vater und die anderen stimmten ihm zu.
„Thank you! But there is one down side. Since I signed the contract, my first vacation is next year...I'm not even home for Christmas, quite the contrary, I will be very busy," erzählte ich.
„Yeah, we already suspected it. Especially on Christmas, when their family celebrates together," sagte Neil.
„Exactly. That's why I'm so glad I can talk to you via the phone. But I'm gonna miss you all so much, especially for Christmas," sagte ich. Weihnachten war in Naul immer ein ganz besonders schönes Fest. Es ging bei uns nicht um den religiösen Hintergrund, sondern einfach ums Zusammensein und das nicht nur in der Familie, sondern mit der ganzen Gemeinschaft von Naul. Es war einfach unglaublich warm, wenn man abends über den Marktplatz lief, mit den Bekannten aus Naul sprach und sich die wunderbaren Kreationen der Menschen anschaute. Wir selbst liefen an dem Tag immer mit selbsgebackenen Keksen über den Platz und verteilten sie. Natürlich vollkommen kostenlos, denn in Naul spielte Geld keine Rolle und ganz besonders bei einem so gemütlichen Aufeinandertreffen von lieben Menschen hatte es nichts verloren. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich zu Weihnachten eigentlich nach Hause, aber da musste ich durch. Wir munterten uns dadurch auf, dass wir immer reden konnten und, dass ich sie ja in meinem Urlaub besuchen würde. Nach dieser Aufmunterung legten wir auf und ich fühlte mich schon etwas besser. Als ich auf die Uhr schaute, stellte ich mit Entsetzen fest, dass wir schon zehn Uhr hatten. Ich sprang von der Couch auf und eilte zu Connors Zimmer.
„What took you so long?" fragte er mich empört. Ich ging zu ihm ans Bett und verbeugte mich.
„I'm so sorry. Please forgive me, I was talking to my family," erklärte ich. „You could've gone to sleep already," fügte ich hinzu.
„I tried, but I couldn't fall asleep."
„Hm, but you need to get enough sleep before school tomorrow. Oíche mhaith, Conchobhar."
Connor lächelte über das ganze Gesicht, als ich das gesagt hatte und ihn dabei ordentlich zudeckte.
„Codlad sámh!" erwiderte er voller Freude und streckte seine Arme nach mir aus. Ich lächelte und beugte mich runter. Wir gaben uns eine Umarmung und dann verließ ich Connors Zimmer. In meiner Wohnung legte ich mich ins Bett und konnte nach einem kurzen Rückblick auf den Tag zufrieden einschlafen.

Mason Nathanial - eine BiografieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt