Stolz und Aroganz

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Kapitel vier - Stolz und Aroganz

Wir drehten schon unsere dritte Runde auf dem schon recht gut gefüllten Parkplatz vorm Hotel, wo die Veranstaltung stattfinden sollte, und fanden einfach keinen freien Parkplatz mehr. Überall standen dicke Proletenautos. In unserer vierten Runde, wir wollten gerade in eine Seitenstraße fahren und das Auto dort abstellen, da wurde in der letzten Reihe noch ein Parkplatz frei. Diese ganze Situation hatte mich und meine Ungeduld dezent gereizt, weswegen ich einmal tief durchatmen musste, als ich aus dem Auto stieg.
„Ich hab Hunger!", sagte ich. Vielleicht war auch das der Grund meines launischen Verhaltens. „Das ist ja mal was neues.", damit spielte Leo darauf an, dass ich eigentlich so gut wie 24/7 immer essen konnte, wollte und es auch machte. Ich hab halt eine riesig große Schwäche für Essen, vor allem für gutes Essen. Und ich war mit sicher, dass es das heute Abend gab. Zumindest hoffte ich das inständig.
Schon bereits auf den kurzen Fußweg zwischen Auto und Hotel schmerzten meine Füße. Mit High Heels konnte ich mich noch nie anfreunden. Und der Fakt, dass wir ja heute bereits schon ein anstrengendes Spiel hinter uns hatten, machte es auch nicht gerade angenehmer in diesen Dingern zu laufen. Allgemein war ich sowieso eher der bequemere Typ. Mich sah man immer nur in Sneakers oder in Adilette, höchstens mal in meinen Docs. Es war halt einfach deutlich angenehmer.
Das Hotel, auf das wir zusteuerten, sah von außen schon sehr nobel und teuer aus, weswegen ich davon ausging, dass es mit Sicherheit fünf Sterne hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nichts anderes erwartet. Letztes Jahr sah die Location nicht gerade anders aus.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, das es drei Minuten vor acht war. Wir waren also noch pünktlich, obwohl wir so lange nach einen Parkplatz suchen mussten.
Drinnen in der Lobby angekommen, wurden wir direkt in den richtigen Raum geführt, der auch schon gut gefüllt war. Wahrscheinlich waren wir sogar die letzten die noch gefehlt hatten, was ich allerdings nicht hoffte. Ich fühlte mich auf Anhieb nicht sonderlich wohl und wäre jetzt lieber zu Hause.
„Versuch wenigstens einen schönen Abend zu haben.", Leo griff nach meiner Hand und drückte sie leicht. Sie schien mein Unbehagen bemerkt haben. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und lächelte sie leicht an. Mit ihr hatte ich wirklich das ganz große Glückslos gezogen hatte und war mehr als dankbar dafür, sie als Freundin zu haben.
„Da seid ihr ja!", hörten wir jemanden rufen und als ich aufblickte, kam uns unser Trainer entgegen. „Sind wir die letzten?", fragte ich und bemühte mich zu einem Lachen. „Nein, Jenny und und Alina fehle noch und ich glaube sonst sind auch noch nicht alle da.",erleichtert über Andrés Worte atmete kurz aus. Wenn es um Pünktlichkeit ging, waren Leo und ich nicht wirklich immer Vorbilder. Demnach standen wir auch auf der Strafenliste recht weit oben. Demnach konnte man schon zurecht behaupten, dass unsere Mannschaft und vor allem unsere Mannschaftskasse enorm von uns profitierte.
Nachdem wir uns noch kurz mit Andrè unterhalten hatten, ging wir rüber zu unseren anderen Mannschaftskolleginnen und gesellten uns zu ihnen.
Nach und nach füllte sich der Raum noch mehr und überall standen chic angezogene Leute rum. Ich fühlte mich sichtlich unwohl, weshalb Leo nie von meiner Seite wich und immer dafür sorgte, mich irgendwie bei Laune zu halten. Dies fiel mir aber mehr als schwer, ich stand mir einfach selbst im Weg.
Als endlich alle da waren, nahmen wir an den Tische Platz, dir in der Mitte des Raumes verteilt standen. Die zahlreichen Gespräche verstummten wenig später auch, als der Präsident vom BVB, Dr. Reinhard Rauball, nach vorne auf ein kleine Bühne trat und das Mikrofon in die Hand nahm. Nun waren alle Blicke auf ihn gerichtet.
„Guten Abend, liebe Geschäftsführung, liebe Vereinsmitglieder und natürlich liebe Spieler und Spielerinnen. Ich heiße euch alle herzlich willkommen, zu unserer diesjährigen Saisoneröffnung.", fing Rauball mit seiner Rede an. Er machte eine kurze Pause und blickte einmal durch den ganzen Saal, bevor er fortfuhr:„ Wir starten mit viel Zuversicht in die neue Saison. Zurecht, wie ich behaupte. Die vergangene Spielzeit war in Hinblick auf die kommende sehr zufrieden stellend, denn nach langem Warten, ist der BVB nun endlich wieder zwei Mal in der Champions League vertreten. Durch einen gut erkämpften, wenn auch sehr bitteren, zweiten Platz in der Fußball Bundesliga, konnte wir uns dennoch einen Platz für die Königsklasse sichern.", er wurde von einem kurzen Applaus unterbrochen. „Aber auch unsere Handball Frauen haben eine sehr starke Leistung erbracht. Mit 50:2 Punkten konnte sie sich am letzten Spieltag einen Sieg gegen ihre Verfolgerinnen vom Thüringer HC sichern und somit Meister werden. Durch ihre wohlverdiente Meisterschaft spielen auch sie diese Saison in der Königsklasse um den Titel mit. Herzlichsten Glückwunsch noch einmal, Mädels.", sagte er stolz in unsere Richtung. Erneut erklang Applaus und vereinzelte Pfiffe waren zu hören. Auch ich klatschte. Jedoch nicht für mich, sondern für meine Teamkolleginnen. Unsere letzte Saison war definitiv nicht leicht und sehr anstrengend gewesen, was uns allerdings als Team eng aneinander wachsen hat lassen. Ich hatte hier im Verein nie das Gefühl gehabt, mich unwohl zu fühlen. Ganz im Gegenteil. Es war wie ein Traum, der endlich wahr wurde.
Mittlerweile hatte Rauball mit seiner Rede fortgeführt, jedoch hörte ich nur noch mit einem Ohr hin und ging lieber meinen Gedanken nach. Nur am Rande bekam ich mit, wie er seine Pläne für diese Saison vorführte und die Neuzugänge vorstellte.
Gut eine Stunde später, alle Reden waren gehalten und gegessen wurde auch schon, standen Leo und etwas abseits an einem Stehtisch gelehnt. Anstatt mitten drin im Getümmel zu sein, beobachteten wir das ganze Szenario lieber von außerhalb. Bzw Leo stand hier nur, damit ich nicht so alleine war und ich etwas Gesellschaft hatte. „Ich muss mal grad ganz dringend wohin.", sagte sie und drehte sich zu mir. „Geh lieber, bevor noch ein kleines großes Unglück passiert.", lachte ich. Leo verdrehte darauf nur leicht die Augen und flitze dann schnell mit einem „bin gleich wieder da" Richtung Toiletten.
Gedankenversunken ließ ich mein Blick über die anderen Gäste gleiten. Hin und wieder sah ich ein paar bekannte Gesichter, die meisten davon kannte ich aus dem Fernseher oder ausm Stadion. Sie aber jetzt hier live vor einem zu sehen, war aber irgendwie noch mal was ganz anderes.
Mein Blick blieb bei meinem Trainer Andrè hängen, welcher sich gerade in diesem Moment zu mir umgedreht hatte. Er deutete kurz, dass ich zu ihm kommen solle und drehte sich dann wieder zu seine Gesprächspartnern um. Langsam setzte ich mich in Bewegung und steuerte auf ihn und die zwei anderen Personen zu. Erst ein paar Meter vor ihnen, erkannte ich mit wem er sich gerade unterhielte. Zu seiner Rechten stand Hans-Joachim Watzke höchstpersönlich und zu seiner Linken stand ein junger Mann mit blonden Haaren. Wenn ich mich recht entsinne musste das Julian Brandt sein, der Neuzugang der Fußballer. Jetzt wo ich gesehen habe, mit wem André sich unterhielt, wurd ich neugierig, warum er mich dazu gewunken hatte.
„Malia, schön dich mal wiederzusehen. Das letzte mal ist ja schon ein paar Wochen her gewesen.", erfreut blickte Watzke mit entgegen, als ich bei den dreien angekommen war. Etwas überfordert mit der Situation ergriff ich nach der Hand die er mir entgegengestreckt hatte und schüttelte sie. „Freut mich ebenfalls.", ich zwang mich zu einem freundlichen Lächeln. Und schon ließ mich diese ganze Situation wieder unwohl fühlen. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie mich dieser Julian komisch musterte. „Darf ich euch miteinander bekannt machen? Malia, das ist unser neuer BVB Juwel Julian Brandt. Und das, Julian, ist Malia Jacobsen, Deutschlands Zukunft in Sachen Handball.", stellte er uns gegenseitig vor. Ich merkte, wie ich durch das indirekte Lob von Watzke rot anlief. Unangenehm. Um meinen kleinen Aussetzer zu überspielen, schaute ich zu dem blonden Fußballer und streckte auch ihm meine Hand entgegen. „Hallo, freut mich dich kenne zu lernen.", sagte ich. Nun blickte auch er mich direkt an und mir fiel sofort das strahlende Blau seiner Augen auf. Sie waren wirklich etwas besonderes.
Nachdem mein Gegenüber mich noch einmal komplett von oben bis unten gemustert hatte, nahm er meine ausgesteckte Hand entgegen. „Mich auch.", seiner Stimme nach zu urteilen, klang das allerdings nicht wirklich ernst gemeint. Schnell zog ich meine Hand wieder zurück. Hatte ich dem irgendwas getan? Ich meine wir kannten uns doch gerade mal erst zwei Minuten. Unsympathischer Schnösel.
Andrè riss mich aus meiner Starre: „Da Julian neu hier in der Stadt ist, dachten wir uns, dass es doch ganz gut wäre ihm beim einleben behilflich zu sein. Schließlich warst du letztes Jahr in der gleichen Situation, wie er. Vielleicht könntest du ihm da ab und zu zur Seite stehen und er damit auch Kontakte zu Leuten außerhalb seiner Mannschaft hat." Hab ich mich verhört? So wie meine Trainer und der Geschäftsführer mich allerdings ansahen, konnte das kein Scherz sein. Warte. War das überhaupt mit diesem Julian abgesprochen? Ein Blick zu ihm verriet mir, nein. Nein, war es nicht. Dieser blickte nämlich genauso verwirrt aus der Wäsche wie ich.
„Also, äh-", man konnte meine Überforderung klar und deutlich aus meiner Stimme raushören. Der Fußballer schien nun auch endlich seine Stimme wiedergewonnen zu haben. „Ich glaube nicht, dass-", setzte er an, wurde aber von Watzke unterbrochen. „Es war ja nur eine Idee. Überlegt es euch.", lächelte er uns an und verschwand im nächsten Moment, genau wie mein Trainer. Das ist jetzt wohl ein Spaß, oder? Die können uns doch jetzt hier einfach nicht so stehen lassen. Ich wollte nicht mit dem alleine sein. Kann ich wohl einfach wegrennen? Zu Leo aufs Klo flüchten? Während ich mir weitere Fluchtpläne überlegte, richtete der Blonde wieder das Wort an mich: „Hör zu, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich denke das krieg ich alleine hin." Der arrogante Unterton war nicht zu überhören. Pf, das ich nicht lache. Dachte der wirklich ich würd hier den Fremdenführer spielen wollen? Der wir dir von Sekunde zu Sekunde immer unsympathischer. „Ich hab euch echt besseres zu tun, als für irgendwen, der sich für was besseres hält, Babysitter zu spielen.", giftete ich leicht genervt zurück. „Gut dann hätten wir das geklärt.", erwiderte er und schaute mich mit emotionsloser Miene an. „Wenn du mich dann jetzt entschuldigen würdest.", ich machte augenrollend auf dem Absatz kehrt und entfernte mich kopfschüttelnd von dem mir unsympathischen Fußballer. Was war eigentlich sein Problem? Und ich bin ehrlich, wäre er anfangs nicht so unhöflich gewesen, hätte ich tatsächlich über den Vorschlag nachgedacht. Aber bei seinem Verhalten ließ ich mir das ganz sicher nicht gefalle. Da war mein Stolz nunmal doch zu groß.

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Hey!
Ein neues Kapitel ist da. Um ehrlich zu sein ist das gerade sehr spontan entstanden und hatte eigentlich kein wirkliches Grundgerüst. Ich hoffe euch gefällt es trotzdem.
Ab jetzt beginnt nämlich die Story von Malia und Julian. Ich hab so viele Ideen, die ich umsetzten will und ich hoffe es gelingt mir.
Bis dahin würde ich mich über Feedback freuen. Fragen, Kritik, Anmerkungen gerne in den Kommentaren hinterlassen.
Ach ja, außerdem wünsche ich euch einen schönen und gemütlichen 4. Advent.
Das wars dann jetzt auch von mir.
Also dann, man liest sich!
marauderhndwrttn

Let's get lost tonight | Julian Brandt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt