Mistelsuite

Ouvertüre

„Mr. Spock, warten Sie!"

Spock blieb auf dem sonst leeren Korridor stehen, drehte sich zurück zu dem Rufer zurück und eine fragende Augenbraue kletterte Richtung Pony. McCoy beschleunigte seinen Schritt, um zu dem großen Vulkanier aufzuschließen.

„Doktor?"

„Und? Kommen Sie heute auch?"

Eine zweite dunkle geschwungene Augenbraue ging auf Wanderschaft, setzte das Fragezeichen in dem sonst ausdruckslosen Gesicht.

„Na, zur Weihnachtsfeier! Nachher! Sie wissen schon, auf dem Beobachtungsdeck."

„Ah." Der Vulkanier neigte verstehend den Kopf etwas zur Seite und nahm unbeeindruckt seinen Weg wieder auf. „Nein, Doktor McCoy."

Er steuerte mit langen Schritten wieder den Turbolift an und McCoy folgte ihm rasch.

„Sagen Sie nicht .... ach, ich weiß schon", unterbrach sich der Arzt selber. „Vermutlich drücken Sie sich währenddessen in den Labors oder auf der Brücke herum und genießen sogar noch die Ruhe und Einsamkeit. Wie konnte ich nur diese frevelhafte Frage stellen?"

„In der Tat ist diese Zeit im spezifisch irdischen Kalender eine seltene Möglichkeit ungestört einige Experimente und Analysen in den Labors durchzuführen." Spock hielt vor den Türen des Turboliftes an und sah McCoy herablassend an, als hätte er einen Kadetten vor sich. „Es ist logisch, sie zu nutzen."

McCoy hatte mit nichts anderem gerechnet, kannte diesen speziellen Wesenszug. Er schüttelte den Kopf und seufzte, positionierte seine nächste Waffe, um den stoischen Vulkanier doch noch zu überreden. Emotionen.

„Schade", seufzte er betont enttäuscht.

Die Türen glitten auf und die beiden Männer traten in den Lift.

„Brücke!", befahl Spock der Automatik und sah einen Moment nachdenklich zu McCoy. Neugier gewann die Oberhand. Die Falle hatte zugeschnappt. „Schade? Doktor?"

McCoy wippte zufrieden auf den Zehenspitzen und sah den großen Vulkanier herausfordernd an. „Na ja, wissen Sie? Weihnachten ist für Menschen etwas besonderes."

Spocks Gesicht bekam einen noch herablassenderen Ausdruck, wenn das überhaupt möglich war. „Etwas besonderes, natürlich. Das ist mir nicht entgangen, Doktor McCoy. Es ist ein von Menschen speziell dazu bestimmter Tag im irdischen Kalender, um die nicht konkret nachgewiesene fiktive Geburt eines Menschen zu feiern, der nach historischen Fakten einer Planetenkonstellation und orientalischen Aufzeichnungen bereits sechs Jahre und sieben Monate früher geboren wurde. Dessen gläubige Anhänger gründeten Jahrzehnte später eine iridische Weltreligion und der irdische Kalender wurde umehrmals umgeschrieben, weiteres ist den Datenbanken zu entnehmen. Belegt ist davon jedoch nur einiges. Darüberhinaus gehört zu jenen Festivitäten der reichhaltige Konsum von alkoholischen Getränken, Austausch von Sachgütern, besondere Speisen, ....?"

„Jesus war kein einfacher Mensch!"

„Doktor McCoy, bitte!" Der Vulkanier sah den Arzt nun kritisch mit hochgezogener Augenbraue an und gab ihm keine Gelegenheit zu einer tieferen philosophischen oder gar theologischen Diskussion. „Unabhängig von der Deutung oder Bedeutung dieser fiktiven oder auch auf reinem Glauben beruhenden Begebenheiten in der irdischen Vergangenheit, ziehe ich es vor, nicht an dieser Art Feier teilzunehmen und die Zeit für eine sinnvollere und effektivere Betätigung zu nutzen. Es gib kein Weihnachten auf Vulkan oder ähnlich gelagertes Fest um Sachgüter ausztauschen oder dem Alkohol ..."

„Nun es ist schon ein bisschen mehr als nur der Austausch von Sachgütern und Feiern, wie Sie es so profan nennen.", warf McCoy protestierend ein.