Der Weihnachtsabend auf der Enterprise schritt fort. Nach und nach verabschiedeten sich einige der Besatzungsmitglieder ins Bett und die Beobachtungslounge leerte sich etwas, wurde langsam überschaubar. Auch die Tischrunde der Offiziere hatte sich etwas gelockert. McCoy saß gemütlich neben Uhura und beobachtete gerade eine junge Wissenschaftlerin aus Spocks Stab, die ganz offensichtlich mit dem Captain flirtete.
„Uhura, sagen Sie es mir", murmelte er leise.
„Was, Leonard?" Uhura blickte ebenfalls in Richtung des Captains. „Meinen Sie, sie hat eine Chance?"
„Wer? Nawat bei Jim? Normalerweise schon, wenn er nicht schon mit Mr. Computerhirn zum Schach verabredet wäre, wären sie vielleicht schon .... obwohl ... er hat seit längerem keine noch so lockeres Techtelmechtel mehr innerhalb der Besatzung riskiert. Nicht seit der letzten Feier und Helen und .... naja, Sie wissen schon. Nein, außer ein paar netten Komplimenten wird da nichts rüberkommen, aber das meinte ich eigentlich nicht. Nyota, es lässt mir keine Ruhe. Woher hat Spock diese Beere? Er hatte definitiv eine Mistelbeere in seinen Fingern."
McCoy sah kurz zu der dunkelhäutigen Frau und beobachtete dann wieder Kirk.
„Immer noch diese Beere, oh Leonard. Warum meinen Sie, dass ausgerechnet ich es weiß?"
„Eine Gegenfrage ist nicht höflich. Sie wissen mehr als Sie sagen. Ich sehe es Ihnen an der Nasenspitze an. Eine Kommunikations Spezialistin weiß immer mehr als andere." McCoy trank einen Schluck aus seinem Glas und sah zu wie Kirk freundlich aber bestimmt der jungen Nawat zu verstehen gab, dass er nicht interessiert war. „Wie ein Arzt."
„Meinen Sie." Uhura schwieg einen Moment nachdenklich.
Er hatte Recht. Sie wusste mehr. Besser gesagt, sie ahnte mehr, doch es lag ihr nichts ferner als dem Arzt die Vermutung zu verraten, die ihr schon lange insgeheim bekannt und vertraut war. Sie sah die beiden Männer täglich auf der Brücke interagieren, wie sie sich manchmal blind verstanden. Sie sah wie sie sich ansahen, wenn sie ich unbeobachtet fühlten, wie Spock den Captain ansah und umgekehrt. Sie sah, wie Kirk den Vulkanier wie beiläufig berührte, sei es eine Hand auf einer Schulter oder ein zusichernder Griff um den Oberarm. Niemand berührte Spock unbedacht und Spock würde es bei jedem vermeiden. Nicht so bei Kirk.
Das war mehr als eine Freundschaft.
Vermutlich war McCoy auch nicht blind und taub und als Kirks und auch Spocks bester Freund bereits auf der selben Spur.
Sie würde den beiden Männern ihre Privatsphäre lassen und die zarten Annäherungen schützen, so lange sie konnte. Sie schätzte sowohl ihren Captain, als auch den Ersten Offizier und wenn sie es ihrem Freund, dem Arzt mitteilen wollten, was auch immer zwischen ihnen war, dann würden sie es selber tun.
„Vielleicht gibt es Dinge, die wir nicht wissen sollten. Noch nicht", sagte sie stattdessen leise und betrachtete nachdenklich die leicht grünliche Flüssigkeit in ihrem Glas.
Es war die falsche Antwort gewesen. McCoy drehte sich ruckartig zu ihr um und fixierte sie mit zwei stahlblauen Augen. „Was sollten wir noch nicht wissen?"
Uhura seufzte und ließ sich in die Kissen fallen. „Len, gib es auf. Das sind Spekulationen und das führt zu nichts."
„Aufgeben? Wenn es unseren Supervulkanier betrifft? Niemals!" McCoy richtete sich plötzlich auf und weitete die Augen. „Wenn man vom Teufel spricht. Schauen Sie wer uns da die Ehre gibt. Ein Weihnachtswichtel, oder besser -elf auf unserer Weihnachtsfeier. Es geschehen noch Zeichen und Wunder."
Uhura reckte sich ebenfalls und spähte über McCoys Schulter. Sie sah ihn sofort. Der vulkanische Erste Offizier besaß wie viele Vulkanier die ihm innewohnende Fähigkeit allein durch seine Präsenz Aufmerksamkeit zu erregen und Blicke auf sich zu ziehen.
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Mistelsuite
Fanfic„Mr. Spock, warten Sie!" Spock blieb im Korridor stehen, drehte sich zurück zu dem Rufer und eine fragende Augenbraue kletterte Richtung Pony. McCoy beschleunigte seinen Schritt, um zu dem Vulkanier aufzuschließen. „Doktor?" „Und? Mr. Spock? Komme...