Muskeln

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Es dauerte eine Weile, bis Sirius bemerkte, wie viele Muskeln Remus eigentlich besaß. Er fand es durch puren Zufall heraus.
An einem sonnigen Tag, als er miserable Laune hatte, kam Remus auf ihn zu und fragte, ob alles okay sei. Sirius antwortete nicht. Er wusste, würde er versuchen, auch nur ein Wort zu sagen, würde er in Tränen ausbrechen. Stattdessen sah er Remus einfach an und hoffte, dass er verstand.
Wie so oft war das auch der Fall. Remus schien immer zu wissen, was Sirius brauchte. Manchmal war es einfach nur Ruhe. James ging ihm in den meisten Fällen immer noch auf die Nerven, weil er dachte, dass Sirius bestimmt nicht allein sein wollte, aber Remus verstand, dass man es zeitweise einfach brauchte. Manchmal wiederum brauchte Sirius Ablenkung. Die beschaffte Remus ihn mit einem gut ausgetüftelten Streich, der - im Gegensatz zu den vielen Malen, wo er selbst oder mit James etwas geplant hatte - nicht ein paar Stunden Nachsitzen zur Folge hatte.
In diesem Fall brauchte Sirius lediglich eine Umarmung. Die Nähe einer Person, von der er wusste, dass er ihr etwas bedeutete. Und wer wäre besser als sein bester Freund?
Remus schlang einfach seine Arme um Sirius und der Schwarzhaarige ließ sich fallen. Dann krallte er sich in Remus Schultern und schluchzte auf. Es dauerte einige Minuten bis Sirius sich so weit beruhigte, dass er die festen Muskeln unter seinen Fingern wahrnahm. Die Stärke, die Remus ausstrahlte, nicht nur innerlich, sondern auch körperlich. Die Arme, die Sirius fest an ihn drückten. Er hatte nicht erwartet, dass Remus so viel unter seinen Sweatshirts verstecken konnte.

An einem stürmischen Tag, als er draußen am schwarzen See stand und lachend auf das Wasser starrte, konnte er zu ersten Mal die Ansätze der Muskeln unter den Klamotten ausmachen. Remus wollte ihn eigentlich zurück ins Schloss holen, damit Sirius sich nicht erkältete, aber der schwarzhaarige Junge bewirkte genau das Gegenteil. Remus blieb draußen. Mit ihm.
Beide trugen noch die Schuluniform, zumindest die Hosen und Hemden. Der weiße Stoff klebte schon seit gefühlten Ewigkeiten an Sirius Haut, aber ihn störte das nicht. Remus, der erst weit nach ihm in das Unwetter getreten war, hatte nur wenige Sekunden länger ein halbwegs trockenes Hemd. Schließlich konnte man jedoch nicht erkennen, dass einer der beiden Jungs länger draußen stand als der andere. Beide waren bis auf die Knochen durchnässt - und es störte sie nicht. Der Hauch eines Lächeln bildete sich auf Remus' Gesicht, als Sirius ihn mit glitzernden Augen ansah. Und dann seinen Blick über Remus' Körper schweifen ließ. Der Junge hatte wirklich gut ausgeprägte Muskeln.

Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis Sirius sie zum ersten Mal ohne jegliche Klamotten zu sehen bekam. Das war zu einem Zeitpunkt als Remus entschieden hatte, dass seine Selbstzweifel es nicht wert waren, seinen Körper vor seinem Freund zu verstecken.

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9 Gründe, einen Werwolf zu liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt