Larry Oneshots

Nikolouis

POV Harry

Ich hasse den Dezember. In der Weihnachtszeit wird mir noch einmal mehr bewusst, wie einsam ich doch bin. Meine Familie wohnt am anderen Ende der Welt und Freunde habe ich hier in London keine. Im Dezember durch die Straßen zu gehen, ist eine Qual für mich. Die vielen glücklichen Gesichter der Leute zu sehen, für die die Weihnachtszeit etwas Schönes ist, weil sie jemanden haben mit dem sie sie verbringen können, ist die reinste Folter, weshalb ich meistens schon im November einen Großeinkauf mache um dann im Dezember nicht mehr raus zu müssen.

So ist es auch dieses Jahr. Ich hocke zu Hause, verschanze mich von der Außenwelt und vertreibe mir die Zeit damit, Weihnachtskarten für meine Familie zu schreiben, Plätzchen zu backen und diese schließlich doch wegzuschmeißen, weil ich Plätzchen überhaupt nicht mag und niemand bei mir wohnt, der sie essen könnte. Und manchmal, ganz heimlich, beobachte ich durch den Türspion meinen Nachbarn.

Er ist ungefähr so alt wie ich, hat wuschelige braune Haare und, soweit ich das durch die Linse des Spions erkennen kann, blaue Augen. Irgendwie hat er es mir angetan und vielleicht, ganz vielleicht habe ich ja einen kleinen Crush auf ihn. Aber gleichzeitig weiß ich auch, dass diese Liebe nie von ihm erwidert werden wird. Wir sind viel zu unterschiedlich. Er ist introvertiert, hat viele Freunde und eine große Familie die ihn ständig besuchen kommt. Jeder der Nachbarn kennt und mag ihn. Ich bin einfach das komplette Gegenteil. Ich hasse Menschenmengen, bin am liebsten alleine, meine Familie wohnt am anderen Ende der Welt und ich bin mir bei den meisten Nachbarn nicht einmal sicher, ob sie über meine Existenz Bescheid wissen.

Der Nachbar von gegenüber hat mich wenigstens schon einmal getroffen. Es war nach einem meiner Großeinkäufe Ende November. Ich habe mich mit drei prallen Einkaufstaschen bepackt die Treppe hochgequält, weil der Fahrstuhl in unserem Haus wie so oft mal wieder kaputt war.

Auf der Treppe vom ersten zum zweiten Stock kam es wie es kommen musste: Bei einer der Taschen riss der Henkel ab und mein gesamter Einkauf verteilte sich im Treppenhaus. Der Wuschelkopf kam gerade die Treppe herunter und half mir, die Lebensmittel wieder einzusammeln. Ich erinnere mich noch ziemlich genau an das Gespräch:

„Oh, was ist denn hier passiert? Warte, ich helf dir!" Ich sah hoch und direkt in zwei Wasserblaue Augen die mich freundlich anblickten.

„Oh, äh okay, vielen Dank...", stammelte ich.

„Kein Problem", der Wuschelkopf lächelte mich warm an. „Ich möchte nicht zu neugierig sein oder so, aber darf ich fragen, wofür dieser Großeinkauf ist?" Augenblicklich schoss mir das Blut in den Kopf. Was sollte ich sagen? Ich konnte ja schlecht zugeben, dass ich die Weihnachtszeit hasste, weil ich sie jedes verdammte Jahr allein verbringen musste.

„Ich... Mach bald ein Festessen mit meiner Familie!", log ich schnell. „Und dafür habe ich heute eingekauft!" Er nickte nur skeptisch. „Ein Festessen, achso"

Es war nicht zu überhören, dass er mir nicht glaubte, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich nahm schnell meine Einkäufe, murmelte ein kurzes „Tschüss" und verschwand eilig in meine Wohnung.

Bei der Erinnerung daran werde ich fast wieder rot. Das war wirklich peinlich! Was er jetzt wohl von mir denkt? Klar ist auf jeden Fall, dass er mich für ziemlich merkwürdig halten muss, und eigentlich hat er damit auch nicht unrecht.

POV Louis

Fröhlich pfeifend laufe ich durch die Straßen, vorbei an winterlich dekorierten Schaufenstern und Läden, aus denen weihnachtliches Geplärre aus Lautsprechern dringt. Ich seufze glücklich. Winter ist eindeutig meine Lieblingsjahreszeit! Und den Dezember mag ich besonders. Ich liebe es, mit meiner Familie über Weihnachtsmärkte zu schlendern, ich liebe den Geruch nach Lebkuchen, gebrannten Mandeln und dampfendem Kakao ich liebe die Stimmung. Kurz gesagt liebe ich einfach alles im Dezember!