09.12.2020 16:30 Uhr

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Ich nehme mir zurzeit

nicht die Zeit zum nachdenken.

Zu meinem Psychologen  (- der einzige Mensch zurzeit bei dem ich losheule sobald ich sitze und von meiner Woche erzählen soll - ) sagte ich:

"Ich will da nicht runter. Ich weiß auch ich müsste aber ich kann da unten nichts ändern. Tot ist tot. Von da aus ist alles nur hoffnungslos. Ich kann da nicht runter, ich verbiete es mir"

und ich merke, dass mich nicht hinunter zu trauen Nachteile hat.

Aber das da unten das macht mir wirklich Angst Papa.

Da unten, da ist es wirklich wirklich aussichtslos. Die meisten Probleme kann man ändern, aber den Tod, den kann ich nicht zurückdrehen.

Weihnachten ist nah. Und Silvester. Ich glaube dass ich das so faktisch sagen kann liegt auch bloß daran, dass ich mich nicht damit beschäftigen will wie anders es ohne dich sein wird bevor der Tag auch wirklich da ist. Ich will mich nicht traurig machen bevor ich ganz ausversehen sowieso traurig werde.

So wie vor einigen Tagen als dein Werkzeugkasten gebraucht wurde und plötzlich die ganze Küche irgendwie nach dir roch. Und ich etwas später die Klackerperlen von meinem Kinderrad in deiner Werkzeugkiste fand, so klein und bunt und unschuldig

du hast mich so sehr geliebt

diese Perlen zu finden hat mich umgehauen.

Ich kann verdrängen dass du nicht da bist und ich kann mich wundern in welchem Universum bitte du im Januar schon ein ganzes halbes Jahr tot bist, aber ich kann nicht akzeptieren ohne dich jetzt weiter aufzuwachsen.

Ich weiß ich muss und mein Psychologe sagt dann : "Die Aufgabe von Kindern, deren Elternteil dermaßen früh gestorben ist, ist es (erst recht), für dieses Elternteil weiter zu leben. Weiter zu leben für zwei."

Manchmal gucke ich in den Spiegel und suche dich in mir Papa

und manchmal finde ich dich im Wind in meinen Haaren oder

rede mit dir wenn mich niemand hört der mich für irre erklären würde

manchmal

wenn ich nicht mit Gott hadere oder

zu hoffnungslos bin um an Dinge zu glauben, die der Mensch nicht bewiesen hat.

Ich gehe jetzt malen Papa. Das habe ich lange nicht mehr gemacht, auch aus Angst. Malen und Singen und schreiben, alles für dich Papa, alles hängt mit dir zusammen.

Hilf mir.  Sieh mich aufwachsen und weinen und zweifeln und lieben und stärker werden.

Ich habe nicht vor unterzugehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 09, 2020 ⏰

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