Und ein überraschender Besuch

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„Sam, ich habs versaut“, jammerte sie und vergrub sich in ihren Sofakissen.

Ein Seufzen erklang durch den Telefonhörer.

„Du hast es nicht versaut. Du bist es nur etwas... unglücklich angegangen“, versuchte Sam sie zu trösten.

Lucy drückte ihren Kopf in den Stoff und machte ein klägliches Geräusch.

„Hey, du hast es doch gar nicht entgültig verhauen. Das lässt sich bestimmt alles noch gerade biegen“

Sam hörte sich an, als würde sie gerade etwas kauen.

„Und wie?“, fragte Lucy.

„Die Marmelade von deiner Mum ist echt gut“, sagte Sam nun und Lucy hörte, wie sie von etwas, vermutlich einem Brötchen, abbiss.
„Sag ihr nochmal danke dafür“

„Sam!“, sagte Lucy empört und setzte sich auf.

„Jaja, entschuldige, ich hatte eine lange Schicht und habe Hunger. Du weißt, dass ich ohne Essen nicht denken kann“, antwortete sie. Kaugeräusche ertönten.

„Also ich finde du solltest nochmal in Ruhe mit ihm reden. Erklär ihm die Situation. Wenn er dich dann nicht verstehen kann, dann ist er sowieso nicht der Richtige für dich“

Lucy ließ sich zurück in ihre Kissen fallen. Maurice sprang neben ihr auf das Sofa und legte seinen Kopf auf ihrem Oberschenkel ab.

„Und wenn er nicht mit mir reden will? Er war ziemlich sauer vorhin“

Sie kraulte dem Kater den Kopf. Maurice schnurrte leise.

„Ich bin mir sicher, dass er auch nochmal mit dir sprechen will“, sagte Sam mit ruhiger Stimme.

Lucy atmete tief aus und kraulte Maurice am Kinn.

„Deine Sicherheit hätte ich gern“, meinte sie zu ihrer Freundin.
„Wie lief deine Schicht heute?“

Sie hatte Sam erst relativ spät am Abend angerufen und wunderte sich nun, dass sie jetzt erst etwas aß. Das bedeutet, dass Sam gerade erst nach Hause gekommen sein musste.

„War ziemlich viel los. Zwei Ärzte sind ausgefallen und wir mussten den gesamten OP-Plan neu schreiben. Und dann haben wir auch noch mehr neue Patienten bekommen als wir Betten haben. Es war einfach nur chaotisch. Zum Glück habe ich morgen frei“, erzählte sie. Lucy sah sie wild gestikulierend vor ihrem inneren Auge.

Maurice krabbelte an ihrem Oberschenkel hoch und legte sich mit einem satten Plumpsen auf ihren Bauch. Lucy stieß angestrengt die Luft aus. Der Kater war wirklich schwer.

„Wow, das klingt echt hart Sammy. Arbeite dich nicht kaputt“, sagte Lucy besorgt.

Sam lachte leise am Telefon.

„Du weißt, dass mir der Job Spaß macht. Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen. Und die Patienten geben mir doch auch so viel zurück“

Lucy bewunderte ihre Freundin für ihre unermüdliche Ausdauer. Sie selbst könnte das nicht. Den ganzen Tag lang mit kranken Menschen arbeiten, das wäre nichts für sie.
Sam dagegen war so ein positiver Mensch, dass ihr das gar nichts ausmachte.

„Ach Luce, ich habe noch etwas Wichtiges zu tun. Ich muss jetzt auflegen. Bitte versuch nochmal mit ihm zu reden“

Lucy war ziemlich überrascht, dass Sam so abrupt ihr Telefonat beendete.
Sie verabschiedete sich von ihr und legte ihre Handy neben sich aufs Sofa.

Maurice drehte seinen Kopf in ihre Richtung und streckte seine flauschigen Pfötchen nach ihr aus.
Sie liebte diesen Kater wirklich abgöttisch. Lächelnd nahm sie seine Tatzen in die Hand und massierte sie.

Eigentlich passte es nicht zu Sam ein Telefonat so schnell abzubrechen. Normalerweise telefonierten sie oftmals Stunden und quatschten über alle Themen, die ihnen einfielen. Und Sam erzählte sonst auch etwas mehr über ihren Job und was den Tag über alles passiert war. Irgendetwas schien sie abgelenkt zu haben. Ob sie vielleicht jemanden kennengelernt hatte?

Maurice maunzte, weil Lucy in Gedanken versunken kurz aufgehört hatte seine Pfoten zu massieren. Sie legte einen Arm um seinen Rücken und drückte den Kater an sich. Er kuschelte sich noch näher an sie heran und schnurrte leise.
Momente wie diese liebte sie.

Einfach nur friedliche Stille. Sie schloss die Augen und genoss die schwere Wärme des Katers auf ihrem Bauch.

~~~

Erschrocken setzte sie sich auf. Maurice sprang mit einem Fauchen von ihr und verzog sich ins Schlafzimmer.

Lucy rieb sich die Augen. Sie musste eingeschlafen sein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits weit nach Mitternacht war.

Irgendetwas Lautes hatte sie geweckt, sie konnte nur nicht definieren, was genau es war. Gähnend stand sie auf und streckte sich. Sie ordnete die Kissen auf ihrem Sofa wieder und machte sich auf den Weg ins Badezimmer, um sich bettfertig zu machen.

Ein weiteres Mal erklang ein lautes Geräusch. Vor lauter Müdigkeit brauchte sie einen Moment, um zu begreifen, was sie da gehört hatte. Als sie es verstand, runzelte sie die Stirn.

Wer, um alles in der Welt, klingelte denn um diese Uhrzeit an ihrer Tür?

Sie blieb für einen Moment stehen, unschlüssig, ob sie wirklich öffnen sollte. Wer weiß, was für verrückte Leute mitten in der Nacht unterwegs waren?

Ein neues, sehr dringlich klingendes, Läuten war zu hören. Maurice streckte den Kopf aus der Schlafzimmertür und miaute.

Mit einem leisen Seufzen ging Lucy zu ihrer Haustür und sah durch den Spion. Verwundert kniff sie die Augen zusammen. Mehr als eine dunkle Fläche konnte sie nicht sehen. Als würde sich jemand mit dem Rücken gegen die Tür lehnen.

Maurice schlich um ihre Beine. Na gut, dachte sie, im Notfall könnte der Kater sie verteidigen.
Mit etwas Glück.

Vorsichtig zog sie die Tür einen Spalt breit auf.

Und schlug sie gleich darauf wieder zu.

Das konnte nicht sein.

Ihr Herz raste.
Das war einfach nicht möglich.

Ein leises Klopfen ertönte.

„Lässt du mich bitte rein?“




Hello, hello my dearest friends,
heute mal ein kurzes Kapitel, das Nächste wird länger und auch wieder spannender, versprochen.
Ich wollte heute nur mal ein kleines Adventskapitel rausbringen, um euch den Tag ein wenig zu versüßen. Ich wünsche euch noch einen wundervollen Abend und freue mich sehr auf eure Votes und Kommentare.
Bis zum nächsten Mal
Eure Luisa

Nur eine Nacht - und ein ganzes Leben (Sunrise Avenue) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt