Spaziergang

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Ich kam zu Hause an und stellte mich sofort unter die Dusche. Im Bett angekommen habe ich meine Zigarette fertig geraucht und mich schlafen gelegt. Sobald ich meine Augen schloss, fing das ganze Karussell wieder an. Die hilflosen Schreie. Die Kugeln welche sich durch die Haut bohrten. Das Messer, welches sich seinen Weg bis zu meinem Rippenbogen bannte. Es fühlte sich an wie in der Hölle! Immer und immer wieder. Die gleichen Bilder und Emotionen überkamen mich. Das seit 8 Jahren. Seit ich mit 18 eingerückt bin. Seit ich zusammen mit den Brüdern in den Krieg gezogen bin. Ich bin immer wieder froh, wenn der Morgen einläutet und ich nach draussen kann.

Angezogen, in einem etwas angepassten Stil für eine Dame begab ich mich auf den Markt. Ich schlenderte durch die Gassen.

Ich kannte niemanden mehr. Niemand kannte mich. Ich war froh darüber unerkannt zu bleiben. Schon die Begegnung gestern mit Polly hat mich etwas aus dem Konzept gebracht. Ich wollte nur meinen Auftrag erledigen, nun hiess ich Emma Williams. Ich musste das alles sofort beenden. Ich musste sie finden, einen kurzen Moment mit ihnen alleine haben und danach wieder weit weg verschwinden. Schnellstmöglich.

Ich lief einen Weg entlang, um wieder zurück zum Dorf zu kommen. Da kam mir ein Mann auf einem Pferd galoppierend entgegen. Sobald er mich entdeckte, beruhigte er den Schritt des Pferdes und blieb neben mir stehen. Gott meinte es wohl zu gut mit mir, was? Wieso musste ich andauernd einem Shelby in die Arme laufen?

,,Emma, was machst du denn hier?'', fragend sah mich Thomas Shelby an.

,,Ich mache einen Spaziergang, wonach sieht's den für sie aus Mr. Shelby?'', fragend sah ich zu ihm hoch.

,,Abgelegen, alleine, durch den Wald?'', fragend sah mich Thomas an.

,,Ach, vergessen. Frauen können das ja nicht'', meinte ich und sah ihn entschuldigend an.

,,Ich verstehe zumindest was mein Bruder so spannend an dir findet'', meinte Thomas und lachte.

,,Ihr Bruder?'', stirnrunzelnd sah ich ihn an.

,,Mein Bruder, redet seit gestern nur noch von dir. Er wollte dich eigentlich mit nach Hause nehmen, das ist dir bewusst?'', fragend sah er mich an.

,,Ich habe ihm gesagt, dass ich heute oder Morgen nochmals vorbeischaue. Leider weiss er noch nicht, dass ich versprochen worden bin'', meinte ich zu Thomas in der Hoffnung, dass das zu Arthur weitergeleitet wird. Vielleicht würde er mich somit in Ruhe lassen.

,,Das ist wiederum sehr schade'', gab Thomas zu.

,,Ich bitte um Entschuldigung! Ich mache mich jetzt auf den Weg zurück in die Stadt, ich wünsche ihnen einen schönen Tag Mr. Shelby'', wollte ich mich von Thomas verabschieden. Er sah mich verdutzt an. Was hatte er denn jetzt?

,,Ich kann dich doch nicht alleine zurückgehen lassen!'', meinte er als er vom Pferd herunterstieg. Nein er soll mich jetzt bitte nicht mitnehmen das wird alles eine falsche Richtung einschlagen. Er sah mich bittend an.

,,Ich kann nicht mit ihnen zurückreiten. Was denken denn dann die Leute aus der Stadt?'', wollte ich von ihm wissen. Ich musste dennoch ein wenig zu ihm heraufschauen. Er war ein gutes Stück grösser als ich. Ich legte meinen Kopf etwas schräg, damit mich die Sonne etwas weniger blendete.

,,Die denken danach alle, dass du zu uns gehörst'', meinte er.

,,Ihr Bruder, wird auch nicht entzückt sein über ihre Idee'', liess ich ihn daran erinnern das Arthur anscheinend ein Auge auf mich geworfen hatte. Hoffentlich nahm das alles ein gutes und kein schlechtes Ende.

,,Was ist, wenn ich dich mit zum Garrison nehme?'', wollte Thomas von mir wissen.

,,Wenn wir zuerst eine Zigarette rauchen, werde ich mir das Überlegen'', meinte ich und sah ich ihn an.

Vergangenheit ist Geschichte, oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt