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Stöhnend ziehe ich meine Decke über den Kopf. Warum Gott verdamm mich nochmal hab ich nicht die Jalousien zu gemacht?
Das Sonnenlicht scheint selbst grell durch meine Decke und ich vergrabe meinen Kopf tief ins Kissen.

Die Erinnerungen an den letzten Tag prasseln Schlagartig auf mich ein und ich stütze mich erschrocken auf meine Unterarme auf, um meinen Ipod zu suchen. Schnell ist das technische Ding gefunden und ich muss feststellen, dass der Akku komplett leer ist. Wahrscheinlich ist es die ganze Nacht durch gelaufen.

Ich setzte mich auf und fahre mir über das Gesicht. Mit halb zusammengekniffenen Augen starre ich nach draußen von dort immer noch die Sonne herein knallt.
Ob Harry noch da ist? Ich hoffe nicht.

Meine Knochen knacken, als ich aus dem Bett steige. Ich fühle mich eingeengt und schmutzig in meinen Klamotten von gestern, weshalb ich sie wechsele, bevor ich vor die Tür gehe.
Langsam und nur ein ganz kleines Stück öffne ich die Tür und atme erleichtert aus, als ich entdecke, dass Harry nicht mehr vor meiner Tür sitzt.

Ich öffne die Tür nun komplett und schlurfe in Richtung Küche. Verwirrt schnuppere ich in die Luft. Es riecht irgendwie nach...Pfannkuchen. Scheiße! Harry ist doch noch da! Warum hätte er nicht einfach gehen können? Müsste er nicht total sauer auf mich sein oder so?
„Ich hoffe du hast nicht auf den Boden geschlafen“, murmele ich leise, als ich die Küche betrete und sehe, wie Harry mit den fertigen Pfannkuchen am kleinen Küchentisch sitzt.

„Ich hab mich nach über zwei Stunden Bettelei mit mir zu reden für die Couch entschieden“, erklärt er mir und seine Stimme ist so kalt und emotionslos, dass es mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt.

„Du hättest auch gehen können“, werfe ich ein und lasse mich gegenüber von ihm nieder. Ich spüre genau Harrys Blick auf mir, während ich den Tisch mustere.
„Du hättest dich gefreut, wenn ich gegangen wäre“, verbessert Harry mich und ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken. Natürlich hat er Recht.

„Harry...“
„Spar's dir einfach! Ich werde jetzt gehen. Du kannst wieder kommen, wenn du normal bist“
„Pah, wenn ich normal bin! Willst du, dass ich auf einmal wieder hetero werde?“, brülle ich ihm hinterher, als er im Türrahmen steht. Erst haut er abends nicht ab und jetzt macht er so einen Abgang? Will der Typ mich eigentlich verarschen?
„Das hat doch überhaupt gar nichts mit deiner Sexualität zu tun!“, schreit Harry zurück, dreht sich wieder um.

Wütend stehe ich auf, damit ich mich nicht kleiner als er fühle. Ich weiß, dass ich trotzdem noch kleiner bin als er aber nicht mehr so viel kleiner, als wenn ich auf dem Stuhl sitzen geblieben wäre.
„Womit dann? Dass ich dir nicht immer alles sage? Du erzählst mir doch auch nicht von jeder Schlampe die du vögelst!“, speie ich zurück und balle meine Hände zu Fäusten.
„Ich denke wohl kaum, dass du mir verheimlichst, dass du mit irgendeinem Typen geschlafen hast“, meint Harry nun um einiges leiser und verlässt die Küche.
Ich verdrehe erst die Augen, fahre über mein Gesicht und durch meine Haare, bevor ich hinter ihm her renne.

„Harry“, flüstere ich und lege eine Hand auf seine Schulter.
„Was?“, faucht er und seine Augen blitzen wütend auf.
„Setzt dich“, sage ich nur, mache eine Kopfbewegung, auffordernd, dass er sich auf die Couch setzte soll.

Ich weiß zwar nicht, was ich sagen soll und warum ich ihn überhaupt hier behalten will.
War nicht alles was ich wollte, dass er mich erst mal in Ruhe lässt?
Aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass wenn er jetzt gehen würde, unsere Freundschaft ziemlich auf der Kippe stände. Also wie soll mein Geständnis das nur schlimmer machen?
Immerhin weiß Harry dann die Wahrheit...und kann dann immer noch entscheiden, ob er geht oder nicht. Oder?

„Was ist? Willst du jetzt doch noch reden?“, meint er spöttisch und zieht eine Augenbraue hoch. Ich schlucke.
„Es ist...nicht so einfach“, fange ich an und atme tief ein und aus. Fängt nicht irgendwie jeder so an? Harry blickt mich skeptisch an und verschränkt seine Arme vor der Brust.
„Nichts ist einfach“, erwidert er emotionslos, als ich nicht weiter spreche. Es ist so, als wäre mein Hals zu geschwollen, als wolle mein Körper mich vorm Reden hindern. Aber was habe ich zu verlieren? Dann soll er wenigstens die Wahrheit wissen, oder?

„Natürlich nicht“, fange ich zögerlich an und fange an, nervös meine Finger zu kneten, „Es...hat sich was verändert“
„Ach tatsächlich“, fällt er mir ins Wort, seine Worte triefen nur so vor Ironie, „du hast dich ganz schön verändert, aber nicht zum positiven“
„Harry“, seufze ich, seine Worte tun weh. Weiß er eigentlich, was er mir damit antut? Natürlich nicht...wie soll er auch.
„Was“, faucht er, schließt aber kurz darauf ergeben seine Augen und fährt sich mit seinen Händen durch die Haare. „Okay Nick, ist okay. Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst“, lächelte er mir vorsichtig zu, „aber wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, solltest du es mir schon sagen“ Harry streckt seine Beine und will grade aufstehen, als ich ihn am Arm wieder zurück ziehe.

Wenn ich jetzt nicht rede, finde ich nie wieder den Mut dazu.
„Quatsch. Natürlich will ich was mit dir zu tun haben! Ich bin gerne in deiner Nähe, leider aber zu gerne“, gestehe ich und werde zum Ende hin immer leiser. Mir ist das alles so unglaublich peinlich. Ich spüre genau die Hitze, dir mir in den Kopf steigt und senke den Blick, auch, weil ich seinem nicht begegnen kann.

„Hey, mir tut es Leid, dass ich nicht so viel Zeit hab. Und dann ist da noch Louis, sorry, aber du weißt, dass er für mich mein bester Freund ist. Vielleicht solltest du dir jemand anderen suchen? Eine Frau oder ein schwuler Mann mit denen du über Männer reden kannst?“, grinst er und wackelt mich den Augenbrauen. Ich seufze und unterdrücke den Drang, meine Augen zu verdrehen, er versteht rein gar nichts.

„Nein, nein Harry. Du verstehst das falsch.“, fange ich zögerlich an und piddle an der Haut an meinen Fingernägeln rum.
„Oh“, kommt es nur von ihm und er zieht verwirrt seine Augenbrauen zusammen. Das sieht so verboten süß aus.

„Uhm ja oh“, lächele ich ihm zaghaft zu, bevor ich wieder meinen Blick senke, „Ich...ich mag dich. Mehr als ich eigentlich sollte. Gott ich“, ruckartig reiße ich meinen Kopf hoch, blicke zur Decke und fahre mir hektisch über das Gesicht und über die Haare, „hab' mich in dich verliebt“ Zwar war es nur genuschelt, aber ich weiß ganz genau, dass er es verstanden hat.

„Oh..das...das...oh“, stottert Harry vor sich hin. Vorsichtig schiele ich zu ihm herunter und sehe, wie er überfordert auf die Tischplatte starrt, die Hände in den Haare vergraben.
„Ja, oh“, flüstere ich und schließe meine Augen. Ich hab mir seine Reaktion schlimmer vorgestellt. Um einiges.

„Nick, nimm's mir nicht böse, aber...aber ich brauch kurz mal Zeit für mich, okay? Um mir darüber, uhm, im Klaren zu werden, okay?“ Ich kenne Harry so gut, um genau zu wissen, dass er mich gerade flehend ansieht, aber auch mit einer Menge Überforderung.

„Okay“, krächze ich und räuspere mich.
„Gut“
Ich höre noch, wie Harry tief atmet, bevor er mit schellen Schritten mein Apartment verlässt.
Fuck.

Aber es hätte schlimmer laufen können.

Confession {h.s. & n.g.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt