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🌸Isabella🌸

"Komm schon Issy... Lass uns ein wenig Spaß haben!" bettelte meine Mitbewohnerin Helena lachend. Ich musste schmunzeln als sie wie ein Welpe zu fiepen begann und dabei große Glubschaugen machte.
"Ich geh doch auf keine Sex-Party." gluckste ich und deutete ihr den Vogel.
"So ein Blödsinn. Das ist eine normale Party mit richtig schönen und stilvollen Abendkleidern. Nur wenn du willst... Und wirklich nur dann!!... Dann gibst du jemandem deine Schleife und zeigst somit das du ihn willst. Dezent, stilvoll aber eindeutig. Wenn du keinen findest gehst du am Ende des Abends einfach mit deiner kleinen Schleife anstatt mit einem Kerl ins Hotel und gut ist." warf sie ein und lachte leise als sie mein fassungsloses Kopfschütteln sah.
"Bitte Issy... Ich will da nicht alleine hin aber... Ich will das unbedingt mal sehen. Biiiiittteee!" flehte sie und hoppste auf ihrem Stuhl herum.
"Helena..." stieß ich jammernd ihren Namen aus und fuhr mir durchs Gesicht.
"Jaaa?" fragte sie unschuldig.
"... Gott ja... Okay... Aber ich schwöre dir! Ich hab absolut keine Lust mir da ein One-Night-Stand zu Angeln. Niemand bekommt meine Schleife und du versuchst mich auch nicht davon zu überzeugen doch noch jemandem meine Schleife zu geben!" maulte ich ergeben und musste dabei doch auch lachen.
"Yeess!" freute sie sich und sprang begeistert auf um durch unsere Küche zu tanzen. Ich verdrehte die Augen und musste trotzdem auch lachen. Sie war einfach verrückt und manchmal auch unerträglich hibbelig.

Als ich sie vor zwei Jahren kennengelernt hatte, hatte ich mir vorgenommen nur so lange wie nötig in dieser WG zu wohnen. Der beschissene Immobilienmarkt und die immer mehr heranwachsende Sympathie zu Helena hatte uns irgendwann zu besten Freunden gemacht.
Mittlerweile konnte ich mir ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen.

"Dann lass uns Shooooppeeeen!" rief sie und wackelte mit ihrem Hintern.
"Oh nein... Nein... Nein, nein und nochmal NEIN!" rief ich und hielt ihr meinen Finger vor die Nase.
"Du hast keine Chance! Ich habe zwei Kleider zur Verfügung, eines davon werde ich anziehen. Ich gehe GANZ BESTIMMT NICHT shoppen!" hing ich mit Nachdruck an und schob sie zur Seite.

"Wie lange haben wir für diese Scheisse noch Zeit?" rief ich während ich meinen Kleiderschrank aufriss und nach den Beiden Kleidern griff.
"Um sieben ist Einlass. Zeig mal... Oh... Das grüne fällt raus, es müssen weiße Kleider sein." murmelte Sie und zog das weiße Kleid aus der Schutzhülle.
Ausgerechnet dieses Kleid wollte ich nicht Tragen. Es war für mich zu Freizügig.
Der Rücken war fast vollständig Nackt und der Rest bestand eigentlich nur aus hauchdünner Spitze. Gerade so das man nichts sehen konnte. Lediglich der untere Teil gefiel mir, es war eine zarte A-linie und fiel locker über meine Beine. Ein Kleid in dem ich mich nie wirklich wohl gefühlt hatte. Weshalb ich es besaß?
Es war das Kleid das ich zu meinem Abschlussball getragen hatte.

Ich wusste um ehrlich zu sein nicht wie man in Deutschland einen Abschlussball feierte, in Österreich -meiner Heimat- war es jedoch brauch das die Debütantinnen weiße Kleider trugen.
Mein damaliger Freund hatte mich dazu bequatscht das ich mir dieses Ding kaufte und wirklich jeder dem ich damit unter die Augen trat hatte mir unendlich viele Komplimente gemacht. Es hatte jedoch nicht wirklich dazu beigetragen mich in diesem Ding wohl zu fühlen. Eher im Gegenteil denn ich gehörte zu dieser Sorte Mensch die, je mehr Aufmerksamkeit sie bekammen, sich immer mehr und mehr unwohl fühlten.

"Los ab duschen! Ich Mach dir nachher die Haare und das Makeup. Du wirst aussehen wie eine Göttin!" rief Helena enthusiastisch und klatschte in ihre Hände während ich tief durchatmen musste. Ich hatte wirklich keine Lust auf diesen Abend.

-

Zwei Stunden später stand ich mit großen Augen vor dem Spiegel denn ich erkannte mich kaum wieder! Ich wusste dass das Kleid perfekt saß, auch nach vier Jahren, aber was Helena aus meinen Haaren und meinem Gesicht gemacht hatte war unfassbar.

Sie hatte mit den Farben nicht übertrieben, hatte das Augenmerk auf meine Augen gelegt die durch die zarte dunkle Umrahmung noch blauer wirkten als sie waren und mein Haar hatte sie hoch gesteckt und kleine funkelnde Spangen befestigt.
"So könnte ich glatt heiraten..." murmelte ich beeindruckt und schüttelte den Kopf.
Ehrfürchtig drehte ich mich einmal um mich selbst und sah dann zweifelnd zu Helena.
"Das ist doch 'to much'" wimmerte ich verunsichert und runzelte die Stirn.
"Ah! Nein, nein... und nochmal nein! Du bist unglaublich. Und jetzt los. Unser Taxi kommt bald und wir wollen ja noch ein Gläschen heben bevor wir in den Abend unseres Lebens starten!" wischte Sie meine Bedenken vom Tisch und stürmte lachend in unser Wohnzimmer.
Ich hörte Gläser und das Ploppen einer Flasche und verzog das Gesicht.

"Na dann mal los." seufzte ich und ließ tatsächlich zu das ein kleiner Funke Partylaune in mir auf kam.

Die rote Schleife Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt