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Nur einmal im Leben wollte ich ein zauberhaftes Weihnachten erleben. Mein Draht zur Familie war nicht unbedingt das beste und meine Freunde, naja, die waren ständig mit irgendwas beschäftigt. Und was machte ich in der Weihnachtszeit? Unverhofft Bücher lesen, Cola trinken und Schokoladentafeln wie warme Semmeln wegfressen. Jedes Mal schockierte es mich, dass ich davon keinen Gramm zunahm.

In meinem Buch drehte sich die Geschichte um die Protagonistin Selina, die am Weihnachtsabend sich verweint etwas von Santa wünschte. Nur einmal, ein einziges Mal, möchte sie einen Mann an ihrer Seite haben. Durch ein Wunder bekam sie diesen Wunsch erfüllt, doch nicht ganz, wie sie es dachte. Obwohl Weihnachten vorbei war und ihr Wunsch eigentlich dazu, blieb dieser Mann. Nicht eine Woche, nicht zwei und auch nicht drei. Er blieb für immer bei ihr und sie heirateten schon bald danach.

Ich schnaubte und nahm einen Schluck aus meinem mit Cola gefüllten Glas. Sowas kann und wird niemals passieren, das ist unrealistisch!

Unverhofft stand ich also auf und räumte mein Zimmer etwas zusammen, denn ich wollte nicht, dass meine neue Wohnung sofort wie eine Müllhalde aussah. Ja, ich lebte für den Moment allein, denn die anderen konnten sich es finanziell noch nicht leisten, auszuziehen. Seufzend spülte ich das erste Glas und dachte nochmal über diese Geschichte nach. Wenn, aber auch nur wenn, Santa wirklich alle Wünsche erfüllen könnte, dann wünschte ich mir einen humorvollen, hübschen Mann. Scheiße, was mache ich bloß?!, schimpfte ich mich selbst über meine bescheuerten Gedanken. Ich musste aufhören, auf diesen Blödsinn zu hoffen. Scheiß auf den Prinzen, ich nehm das gottverdammte Pferd!

Der nächste Augenblick, welchen ich erlebte, war die am Himmel fast nicht erkennbare Sonne. Wie lange hatte ich geschlafen? Mein Handy zeigte mir eine neue Nachricht an.

Schwestern4ever ~Lebendiger Käse~

Lebendiger Käse: Hey, was macht ihr so? Mir ist langweilig

Ich: Iseyyyyyyyy

Lebendiger Käse: Och ne, ich hör dich bis hierher. Michi soll gefälligst sanfter sein, dein Stöhnen hält keiner aus.

Ich schnaufte einmal kurz gegens Handy. Nicht schon wieder diese Nummer. Michi war mein Ex-Freund. In der Berufsschule hatten wir uns kennengelernt und wir verstanden uns auf Anhieb. Als er mir dann nach ein paar Wochen seine Liebe gestand und mich auf ein Date einlud, akzeptierte ich diese. Wir waren glücklichdachte ich zumindest. Aber er war nicht perfekt.

Wütend und auch angegriffen gefühlt, schrieb ich meiner besten Freundin zurück.

Ich: Fick dich

Darauf folgte komischerweise keine sarkastische Bemerkung. Ohne weitere Gedanken schmiss ich mein Handy ins Bett und streckte mich einmal, nachdem ich mich aufgesetzt hatte. Ich brauchte jetzt etwas zu essen oder ich sterbe hier noch. In der Küche betrachtete ich den Inhalt des Kühlschrankes – gähnende Leere. Verdammt, ich hab vergessen, nach der kleinen Feier meine Vorräte an Süßigkeiten aufzustocken Genervt fuhr ich mir durch die Haare, ich wollte nicht raus in die Kälte.

Die Uhr auf der Küchenwand zeigte mir wie spät es war. Hm, heute müssten die Geschäfte bis am Nachmittag offen haben. Ich brauche Alkohol und Süßigkeiten. Wer weiß, vielleicht treffe ich dabei süße Jungs, grinste ich und zog mich in bequemer Kleidung an.

Der WeihnachtswunschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt