Ganz normale Kinder - Teil 1

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Luke und Lena waren Zwillinge. Außer ihrem Geburtstag und den Eltern hatten die beiden allerdings nicht viel gemeinsam. Luke hatte blonde Haare und war etwas klein für sein Alter. Das ärgerte ihn ziemlich, vor allem deshalb, weil seine Schwester Lena die Größte in der Klasse war. Lenas Haarfarbe war nicht richtig zu bestimmen. Ein wenig blond, ein wenig braun. „Straßenkötermischung", sagte ihre Mutter dazu.

Auch in ihrer Freizeit hatten die Zwillinge sehr unterschiedliche Interessen. Luke las gerne und viel, während Lena lieber am PC saß. Sie beschäftigte sich, wenn die Eltern sie nicht daran hinderten, stundenlang mit Computerspielen. Luke war in der Theater-AG der Schule, Lena spielte schon seit sie fünf Jahre alt war im Fußballverein. Seit einiger Zeit war sie Torwartin ihrer Mannschaft.

Ihre ‚ersten Eltern', so nannten die Zwillinge ihren Vater Marc und ihre Mutter Svenja, hatten sich kurz nach dem fünften Geburtstag der Zwillinge getrennt, weil Marc sich in einen Mann verliebt hatte. Ein halbes Jahr nach der Trennung von Svenja war er dann auch mit seinem Freund Timo zusammengezogen. Inzwischen waren Marc und Timo verheiratet und Luke und Lena nannten die beiden ihre ‚zweiten Eltern'.

Svenja war seit der Trennung von Marc meistens irgendwo in der Welt unterwegs. Das war schon immer ihr Traum gewesen und deshalb war sie froh, die Kinder bei Marc und Timo in guten Händen zu wissen. Sie war Ärztin und arbeitete in unterschiedlichen Projekten in fernen Ländern. Mal war sie mehrere Wochen fort, manchmal auch ein paar Monate. Dann blieb sie eine Zeit lang zu Hause und wohnte in einer eigenen kleinen Wohnung im gleichen Haus, in dem Luke und Lena mit Marc und Timo lebten. Gerade arbeitete sie irgendwo in Afrika in einem Krankenhaus. In welchem Land genau, hatten die Zwillinge schon wieder vergessen. Es interessierte sie nicht besonders, was ihre Mutter tat wenn sie weg war. Wichtig war nur die Zeit, die sie gemeinsam verbringen konnten. Svenja unternahm dann viel mit ihren Kindern und erfüllte ihnen fast jeden Wunsch. Es fiel Luke und Lena jedes Mal schwer, sie wieder gehen zu lassen, aber wenn sie dann abgereist war, vermissten sie Svenja nur selten. Eine immer gut gelaunte Ferienmutter hatte einige Vorteile, fanden sie.

Mit ihren beiden Papas gab es manchmal auch Ärger und außerdem machten sie ihnen viel zu viele Vorschriften. Sie bestimmten, wie lange sie Computer spielen durften und wann abends das Licht ausgemacht werden musste. Sie wollten, dass die Zwillinge möglichst wenig Süßigkeiten und mehr Gesundes aßen. Sie achteten darauf, dass sie ihre Hausaufgaben ordentlich machten und, wenn Tests oder Klassenarbeiten anstanden, fleißig lernten. Aber so waren Eltern eben. Insgesamt, konnte man ganz gut mit Marc und Timo auskommen, darin waren sich Luke und Lena einig.

Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene SkelettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt