Teilende Angst - Kapitel 04

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Er bemerkte diesmal, wie erwachsen ihre Gesichtszüge geworden sind. Doch dann wusste er wieder warum er zu ihr sprach und setzte wieder leicht verärgert, aber auch mit etwas sanften in seiner Stimme fort: „Morgen 18 Uhr!". Wieder umspielte ein Lächeln ihren Mund und verließ damit seine Kerker.

Hermine trat pünktlich zur Schichtübergabe in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Sandy, aus dem 6. Jahrgang, hatte die erste Schicht bis 12 Uhr und kam erschöpft durch das Portrait. „So viele 2. Klässler", war das einzige, was sie noch sagte, bevor sie im Schlafraum verschwand. Die zweite Schicht war in der Regel immer die ruhigere. Die Schüler wurden meist schon gefunden und in ihre Haustürme verdonnert, natürlich mit Weiterleitung des Verhaltens an die Hausleiter. Hermine macht sich also auf ihre gewohnte Route. Sie liebte es, nachts im Schloss zu schlendern. So viel wunderschöne Ruhe und eine unvorstellbar schöne Aussicht nach draußen. Gerade als sie an der Treppe zu den Kerkern vorbei gehen wollte, kam, wer sollte es auch schon anders sein, Severus Snape die gleichen hochgerannt. „Auch, wenn sie schon älter sind als ihre Mitschüler, gilt für die auch die Sperrstunde, Miss Granger!", schnauzte er diese an. „Danke für den Hinweis, Professor, ich würde trotzdem gerne meine Schicht als Vertrauen Schülerin beenden", erwiderte diese. Snape zog eine Augenbraue hoch. Mit so einer pfiffigen Antwort hat er nicht gerechnet. Auch Hermine schien jetzt erst zu realisiere, was sie sagte und wollte sich wohl gerade Entschuldigen, als beide ein lautes Grollen hörten von oben hörten. Sie blickten zueinander und warteten einen kleinen Moment ab. Snape hielt seinen Finger vor dem Mund und flüsterte zwischen den Zähnen hindurch: „Bleiben sie jetzt still Granger", und flog damit die Treppen schnellen Schrittes nach oben. Ohne nachzudenken, folgte ihm Hermine. Es war schließlich ihre Wachzeit und außerdem war sie neugierig. Snape seufzte kurz, als er ihre Anwesenheit und Wärme neben sich spürte. Doch war auch irgendwie froh, dass gerade Hermine bei ihm war... und das kein kompletter Idiot neben mir ist fügte er sich schnell in seinen Gedanken hinzu. Sie liefen den Gang entlang, als sie erneut ein lautes Grollen hörten. Hermine lief ein kleiner Schauer den Rücken runter. Das erinnerte Sie irgendwie an den Troll des ersten Schuljahres, doch sie ließ sich keine Furcht anmerken. Sie schauten sich wieder an. Seine schwarzen Augen schienen in der Dunkelheit noch schwärzer und noch viel zielsicherer zu sein. Und auch irgendwie ...beschützend. Severus konnte eine erstaunlich große Tapferkeit in Ihren Augen sehen. Typisch Gryffindor, dachte dieser sich, bewunderte dies im Stillen aber trotzdem. Sie trennten ihren Blickkontakt und eilten weiter dem Geräusch nach, bis sie schließlich vor der verschlossenen Tür eines Klassenzimmers standen. Ohne den Zauber laut zu sprechen, öffnete Snape die Tür und wagte zuerst den Blick hinein. Er sah eine düstere, bleiche Figur vor sich stehen. Nein, dachte er zunächst erst einmal nur. Er blinzelte schnell. „Nein", flüsterte er nun leise. Er konnte sich nicht erklären was er da sah. Der dunkle Lord stand dort, mitten im Raum, in seiner lebendigen Form. Das geht nicht! Er ist hier! Er weiß, dass ich überlebt habe! , schrie mehrere Stimmen ins Snapes Kopf. Leichte Panik durchfuhr ihn, doch er versuchte seine eiserne Charade zu halten. Schließlich müsste er jetzt wieder ohne Vorwarnung in seine Spion Rolle als Todesesser schlüpfen. Hermine jedoch sah ihrem Professor seine Fassungslosigkeit an. Nein, er war nicht fassungslos, er hatte Angst. Er rannte aber nicht weg. Was könnte es sein, was ihren Professor so aus der Bahn wirft. Ohne weiter lange nachzudenken, drehte sie ihren Kopf in den Raum, hielt ihren Blick aber auf einen anderen Punkt im Raum an. Nun breitete sich auch in ihr die Angst aus. Ihr Kopf war plötzlich voll mit Furcht, Trauer und Verwirrung. Und sie spürte es auch in ihrem Herzen pochen. Das kann nicht wahr sein, dachte nun auch Hermine. Sie sah einen zweiten, am Boden liegenden Snape. Doch dieser Snape hatte keine starre Miene und auch keine Angst, sondern ein von Schmerzen geplagtes Gesicht. Sein Körper ist von den gleichen Spuren geprägt, wie damals in der heulenden Hütte. Seine Schlangenbisse sind sogar noch deutlicher zu erkennen und Blut läuft seiner Robe in Strömen herunter. Er schaut sie direkt mit seinen leblosen Augen an. Nichts konnte Hermine in diesen erkennen, außer Schmerzen. „Nein!" schrie sie nun laut auf. Anders als ihr Professor, rannte sie direkt in den Raum, ohne sich weiter umzusehen und ließ sich auf den Boden neben ihren blutenden Professor fallen. Erst durch ihre Bewegung, erwachte Snape aus seiner versteinerten Angst. Er konnte sie nicht mehr davon abhalten, hineinzulaufen. Er sah ihr erschrocken hinterher, wie sie geradezu... zu einem weiteren Snape lief? Das kann ja nun wirklich nicht wahr sein. Könnte es etwa sein, dass es so simpel ist... Er probierte seinen Gedanken direkt aus, und stellte sich den dunkeln Lord mit Rentiernase und Weihnachtsmütze vor. „Riddikulus!", pfiff Snape und schwang seinen Zauberstab. Und tatsächlich, der dunkle Lord trug nun die sich eben vorgestellten Dinge. Ein Irrwicht. Er wusste, dass er dem Wesen seine Enttarnung klarmachen müsste, und starte es deswegen mit einem großen, erzwungenem, aber grauenhaft wirkendem grinsen an. Mehr brauchte es nicht, und das Wesen konnte nichts mehr machen. Mit einem lauten Zauber ließ er eine Kiste erscheinen und sperrte den Irrwicht in eben dieser ein. Hermine kniete währenddessen noch immer neben dem Sterben Snape auf dem Boden und tröpfelte ihm ungeduldig den braunen Inhalt einer Phiole auf seine Wunden, die sie aus ihrer Robe hervorzog. „Hier, Professor. Bitte! Dieses Mal wird es funktionieren! Keine Sorge Severus, ich laufe nicht weg!" Sie schüttelte ihn dabei kräftig und spürte, wie Tränen über ihr ihre Wangen liefen. Sie konnte alles nur noch durch einen Schleier sehen. Snape brauchte einen Moment, um es zu verstehen, doch schritt dann schnell auf Hermine zu. Mit einer schnellen Bewegung sperrte er nun auch diesen Irrwicht in einer Kiste ein. Hermine konnte diese Veränderung nicht wahrnehmen. Er legte nun vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, die sie genau so wenig bemerkte. Er versuchte es mit ein wenig mehr Druck und sprach schließlich mit leicht schwächelnder Stimme: „Miss Granger, stehen Sie bitte auf.", doch Hermine hörte ihn nicht. Zu laut war die Verzweiflung in ihrem Kopf. „Miss Granger", versuchte es Snape erneut und hob sie schließlich unter den Armen haltend hoch. Sie merkte, wie sich ihr Körper plötzlich bewegte und drehte sich schnell, mit erhobenem Zauberstab, um. Als sie den lebenden Snape erkannte, wurde ihr direkt schwarz vor Augen und viel bewusstlos in seine Arme. Snape hielt sie fest in seiner Brust und suchte dabei die Räumlichkeiten nach weiteren Irrwichten ab. Alles scheint sauber zu sein. Irgendein Idiot muss wohl vergessen haben, die Wichtige korrekt wegzusperren. Darum würde er sich später kümmern. Er strich ihr kurz über die Stirn und legte sann einen Arm unter Hermines Beine, und einen unter ihren Oberkörper. Ohne Mühe hob er sie hoch und eilte mir ihr nach unten in die Kerker. Er legte sie auf die Couch in seinen Räumlichkeiten und holte einen Erholungstrank. Er hob ihren Kopf leicht an und führte die Phiole an ihre Lippen. Er legte ihren Kopf wieder auf dem Kissen ab und musterte sie eine Weile. Was hat er da gerade eigentlich gesehen und gehört. Er brauchte nicht lange, um die Teile zu verknüpfen, doch konnte er es nicht verstehen. Es war ihm schon bewusst, dass er von einigen Schülern den Irrwicht verkörpert. Aber niemals hat er das mit etwas ...positivem verbunden. Jemand hatte keine Angst direkt vor ihm, sondern Angst, vor seinem Tod. Er schluckte und strich Hermine mit einem nassen Tuch den Schweiß von der Stirn. Wie hätte sie ihn damals retten können und warum hat sie das gemacht? Doch bevor weitere Zeit mit Theoretischem verbrachte, schickte er eines Patrons zu Madame Pomfrey, die nach einigen Minuten in Nachtkleidung durch seinen Kamin schritt. „Severus, wie ist das passiert?", fragte sie mehr verärgert als müde. „Miss Granger und ich folgten in einem lauten Geräusch und trafen dabei auf freilaufende Irrwichte.", erklärte er starr, „Miss Granger konnte ihre Sicht nicht so gut verkraften, und kippte um. Die Irrwichte sind wieder eingesperrt.". Madame Pomfrey nickte und erklärte Snape nach einer kurzen Untersuchung: „Severus, ihr geht es soweit gut. Ich könnte sie auf die Krankenstation mitnehmen, aber weitere Bewegung wäre schlecht für den Erholungsprozess und den Trank, den du ihr verabreicht haben". Da hatte Poppy recht. Den Erholungstrank sollte man in vollkommender Ruhe wirken lassen. Daran hat Severus so schnell nicht gedacht. „Lassen sie Miss Granger am besten über Nacht hier. Ich werde sie morgen früh nochmal untersuchen und gegeben falls in den Krankenflügel mitnehmen". Snape konnte ihren Argumenten nicht wiedersprechen. Er nickte mit einem machtlosen Gefühl und sogleich verschwand Poppy wieder über den Kamin. Nun saß er also da, mit einer bewusstlosen Schülerin, die ihm gerade den Grund seines Überlebens offenbarte.

Der rehbraune Trank - eine Sevmine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt