Elias, Part 2

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(⚠️ Trigger Warnung ⚠️ Diese Geschichte beinhaltet einige heikle Themen wie Missbrauch, Depressionen und Selbstmord. Leser, die diese Themen nicht lesen möchten, bitte ich dieses Kapitel zu überspringen. Und nun: Viel Spass beim lesen Hinweis: Fortsetzung vom vorherigen Kapitel "Elias Part 1)

Am nächsten Morgen wache ich mit verheulten Augen auf dem Sofa auf. Hab ich den Wecker nicht gehört? Welcher Tag ist heute? Habe ich frei? Ich wische mir schnell die Tränen weg. Nach dem ich mich umgezogen habe, schaue ich auf die Uhr. Scheisse ich muss in 10 Minuten in der Praxis sein! Schnell mache ich mich auf den Weg zur Strassenbahn und steige ein. Louis Adams. Ein spezieller Mann. Aber sonst wäre er ja nicht bei mir oder?

Bei der Praxis angekommen, begrüsse ich wieder Sophie. "Hast du ihn schon hoch geschickt?", ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie an den Kleiderständer. "Ja, vor 5 Minuten", erwidert sie. Nach meinem typischen Ritual vor der Türe mit meiner Atmungsübung betrete ich das Zimmer. "Guten Morgen Mr.Adams", begrüsste ich ihn. "Guten Morgen", antwortet er und schüttelt mir die Hand. Gleichzeitig setzen wir uns hin. "Wie geht es Ihnen?", möchte ich von ihm wissen. Als Antwort zuckt er lediglich mit den Schultern und schmunzelt verunsichert.

"Das letzte Mal haben wie uns ja über ihre Kindheit unterhalten. Die ist ja sehr positiv verlaufen und daher sollten wir", ich werde unterbrochen. "Geht es Ihnen nicht gut Dr.Bennet?", fragt Adams mich. Wie kommt er denn darauf? "Wie kommen Sie denn darauf?", frag ich nach. "Nur so ein Gefühl", er schaut mich wieder durchdringend an. Aber nicht das es mir unangenehm ist. Ich zögere erst. "Was haben Sie dabei?", hier geht es schliesslich nicht um mich. "Ich habe Ihnen ja letztes Mal gesagt das ich gerne zeichne und deswegen habe ich ein Bild mitgenommen", er nimmt es hervor und gibt es mir in die Hand. Ich sehe darauf ein Mensch der in einem Raum steht. Oberhalb des Mannes ist eine grosse Lampe, die Schatten wirft. Der Mann betrachtet seinen eigenen Schatten. Ich lege das Blatt auf den Tisch.

"Mr.Adams ich denke wir sollten ehrlich miteinander sein", fange ich an zu reden. "Ich kann bei Ihnen einfach keine offensichtliche Störung feststellen. Ich sehe einfach nicht, dass Sie meine Hilfe benötigen", komme ich zum Entschluss. "Offen gesagt, ich verstehe gar nicht warum Sie hier sind und was Sie sich aus den Sitzungen erhoffen", füg ich hinzu. Er leckt wieder über seine Lippen. "Ich bin auf keinen Fall normal. Ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen. Das spüre ich jeden Tag. Es kommt mir sogar so vor als würde es immer schlimmer werden. Wie ein Parasit, der sich durch meinen Kopf frisst". Ich runzle die Stirn.

"Nun das höre ich öfter", muss ich zugeben. Ich nehme wieder das Bild in den Fokus. "Wer ist das?", frage ich. "Äh. Das ist einfach ein Mann aber das über ihm ist seine strahlende Vergangenheit. Die Vergangenheit strahlt so hell, dass sie in die Gegenwart nur noch Schatten wirft. Kennen Sie das auch Dr.Bennet?", als würde er wissen was momentan bei mir los ist. Ich schaue ihn etwas verloren an, sammle mich dann wieder. "Wenn man sich wünscht, alles wäre wieder wie früher", fügt er hinzu. "Ich weiss, das man zunächst keine Störung an mir sieht aber, sie sind in mir. Ich bin mir sicher", erklärt er.

"Sie haben mir anscheinend nicht zugehört", werde ich ernst. "Ich habe gesagt, wir sollten ehrlich miteinander sein. Wissen Sie. Sie kommen hier her und spielen mir den hilflosen Patienten vor. Sie erzählen einen Haufen Mist. Legen Sie Ihre Karten auf den Tisch. Warum sind Sie wirklich hier?", werde ich energisch.

Zunächst wirft er einen leeren Blick auf den Boden. Dann nimmt er mich in den Fokus. Er fängt an zu grinsen. "Respekt Dr.Bennet", grinst er. "Ihnen kann ich anscheinend nicht so schnell einfach was vormachen". Ich runzle die Stirn und schaue ihn verwirrt an. Was ist denn jetzt los? "Ich hoffe das Sie mich trotz meiner Unehrlichkeit weiterhin behandeln. Ich bin nicht hier, um Spielchen zu spielen", erzählt er. Ich komm nicht weiter. Was soll das denn? "Mr.Adams ich behandle Sie gerne weiter. Aber Sie müssen mir sagen, warum Sie hier sind", werde ich wieder ruhig. "Es geht um meinen Bruder", fängt er an zu erzählen.

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