Kapitel 2

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Lily's P.O.V.

„James?“, meine Stimme hallte durch unser kleines Häuschen, während ich dabei war Mia eine neue Windel zu verpassen. „Ja, Schatz?“, fragte er und steckte den Kopf zur Tür herein.
„Kannst du Harry fertig machen? Wir sind verdammt spät dran und Mia ist gerade ganz schön quengelig.“, bat ich ihn. „Natürlich!“, versicherte James und hob Harry, der noch immer seinen Pyjama trug und auf dem Boden spielte, hoch.
Als ich gestern Abend eine Eule an Sirius und Remus geschickt und sie gefragt hatte, ob sie nicht Lust hätten auf ihre Patenkinder aufzupassen, hatte ich nicht damit gerechnet, dass meine Tochter uns die halbe Nacht wach halten würde und somit dafür sorgte, dass wir alle erst um kurz nach zehn aufwachten.
Anders als geplant, war der Morgen ziemlich gestresst verlaufen und es würde schon fast an ein Wunder grenzen, wenn wir noch pünktlich um zwölf Uhr bei Sirius und Marlene auftauchen würden.
Der Gedanke, dass die beiden nun endlich zusammenlebten, war noch immer etwas ungewohnt, aber schließlich hatten sie sich mehr als nur genug Zeit gelassen. Bereits als wir noch zur Schule gegangen waren, hatte ich Marlene prophezeit, dass sie und Sirius eines Tages ein Paar werden würden. Mit der Zeit hatte ich schon beinahe all meine Hoffnung aufgegeben, doch vor ein paar Monaten hatten sie wie durch ein Wunder gemerkt, wie sehr sie einander doch mochten. Manchmal war es ein wenig erschreckend, wie zahm Sirius wirkte wann immer meine beste Freundin in der Nähe war, bei Gelegenheit würde ich sie unbedingt fragen müssen, wie sie das angestellt hatte!

Ein paar Minuten später war Mia endlich fertig angezogen und ich legte sie vorsichtig auf dem Bett ab, damit ich mir selbst etwas anderes anziehen konnte. Mittlerweile waren es nur noch wenige Minuten bis zwölf und so eilte ich so schnell es ging hinunter um Mia an James zu übergeben, nur um dann wie irre durchs Haus zu flitzen und alles, was die Kinder für ein paar Stunden ohne uns brauchen würden in eine Tasche zu stopfen.
Als ich fertig war, kehrte ich zurück zu James und wir apparierten mit je einem Kind auf dem Arm zu Sirius und Marlene. Gerade, als James klopfte, hörten wir auf der Treppe hinter uns ein Hecheln. „Gott sei dank, bin ich nicht der einzige, der zu spät ist!“, keuchte Remus und kam mit rotem Gesicht neben uns zum stehen. „Hallo erst mal.“, grüßte ich und fragte dann: „Warum zum Teufel bist du nicht einfach her appariert?“
„Ja, nun… ich hatte noch etwas zu besorgen und in der Eile habe ich wohl irgendwie vergessen, dass ich das kann.“, nuschelte er.
James prustete laut los: „Moony, du willst uns gerade nicht wirklich erzählen, dass DU vergessen hast, dass du apparieren kannst!“
Empört stieß ich ihm meinen freien Arm in die Seite, „James!“, doch irgendwie hatte er recht. Remus war einer der schlausten Menschen, die ich kannte, er würde so etwas niemals so einfach vergessen! Ich beschloss der Sache zu einem späteren Zeitpunkt einmal auf den Grund zu gehen, wer wusste schon, vielleicht steckte ja sogar eine Frau dahinter.
Die Haustür wurde mit Schwung aufgerissen und Marlene strahlte uns entgegen: „Da seid ihr ja!“
Sie trat beiseite um uns in die Wohnung zu lassen und nahm mir dann ganz verzückt Mia ab, nachdem sie mich zur Begrüßung umarmt hatte. „Na du Kleine?“, fragte sie, „Sind Mummy und Daddy auch lieb zu dir?“ James lachte und sagte: „Sagen wir es so, wie sind es nicht, die sie die halbe Nacht lang durch Geschrei wach halten.“
Sirius wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und murmelte: „Da wäre ich mir aber nicht so sicher!“
Marlene gab ihm einen heftigen Hieb in die Seite, die Wangen von Remus liefen dunkelrot an und James brach in Gelächter aus. „Ach Sirius… was sollen wir mit dir nur machen?“, fragte ich mit einem Grinsen und umarmte ihn dann zur Begrüßung.
„Siruuus“, rief Harry und streckte seine kurzen Ärmchen zu seinem Paten aus. „Pah, dann geh eben zu ihm.“, murrte James gespielt beleidigt und übergab unseren Sohn nach einer kurzen Begrüßung an Sirius.
„Na dann, ihr zwei, macht euch einen schönen Tag!“, sagte Remus, der mittlerweile Mia auf seinem Arm trug, und scheuchte uns regelrecht aus der Wohnung.

„Puh, die armen Kinder!“, seufzte ich, als wir wieder im Hausflur standen, „Wenigstens werden sie diese Nacht nach all dem Trubel durchschlafen!“ James schnaubte zustimmend und griff dann nach meinem Arm um zu apparieren. Einige Augenblicke lang wurden wir durch den alt bekannten, langen und dunklen Tunnel gequetscht, dann konnte ich endlich wieder normal atmen.
Ich öffnete meine Augen, die ich beim apparieren meist fest zusammengekniffen hielt und blinzelte ein paar mal, damit sie sich an die strahlend helle Sonne, die auf uns nieder schien, gewöhnen konnten. Es war ein wenig, wie beim ersten mal, wo ich dieses imposante Gebäude gesehen hatte, ich war einfach irgendwie überwältigt, ehrfürchtig.
Der Gedanke hier, vielleicht sogar schon ganz bald, einzuziehen war überwältigend. Viele der alten Adelshäuser, die ich in meinem Leben bisher gesehen hatte, hatten einen düsteren Schein und verliehen einem das Gefühl nur winzig und machtlos zu sein, das Anwesen der Potters hingegen wirkte hell, einladend und freundlich. Vor meinem inneren Auge malte ich mir bereits aus, wie es aussehen würde, wenn wir Blumenkästen an die Fenster hängen würden und wenn die Beete im Vorgarten wieder mit farbenfrohen Pflanzen geschmückt wären. Ich war mir sicher, dass James bereits daran dachte ein kleines Quidditchfeld im Garten zu bauen, auf dem er Harry und Mia das Fliegen beibringen konnte.
Wenn ich nur fest genug daran dachte, konnte ich die beiden sogar gemeinsam über den Rasen tollen sehen.
James griff nach meiner Hand und sah mir in die Augen. „Wollen wir reingehen?“, flüsterte er. Als Antwort gab ich ihm einen sanften Kuss und zog ihn dann mit mir zur Eingangstür. Ich sah, wie sehr seine Finger zitterten, als er seinen Zauberstab hervor zog um die Tür zu entriegeln. „Wir müssen so bald es geht zu Gringotts, damit die Kobolde dich und die Kinder als Bewohner beziehungsweise Besitzer eintragen, sonst kommt ihr nicht alleine rein.“, murmelte er, dann schwang die Tür auf.

Harry Potter - A Life Without Voldemort✍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt