Ich

83 4 2
                                    

Jetzt sitze nur noch ich hier im Saal, ich und meine vielen Lernzettel. Der Dozent hatte eine Vorlesung gehalten und ich habe brav alles mit geschrieben, also so war jedenfalls der Plan... Irgendwann bin ich nicht mit gekommen, genau wie in meinem Leben. Ich versuche Struktur in allem zu bringen, aber das ist alles nicht so leicht. Langsam fange ich an meine Sachen weg zupacken und merke wie mein Handy vibriert, auf meinem Display erkenne ich eine Nachricht

_______________________________________

Ma: Wann kommst du? Ich wollte heute Abend noch was essen gehen.
_______________________________________

Ich texte ihr schnell zurück und beeile mich aus dem Saal zukommen, will gerade ins Auto steigen und merke, dass ich meinen Schlüssel drinnen vergessen habe. Ach was solls, dann muss ich eben noch mal rein. Als ich mich der großen Tür der Uni nähere bemerke ich einen anderen Studenten. Kurz dachte ich, dass wir die Tür gleichzeitig öffnen, als er den Druck auf der Türklinke verstärkt und sie öffnet. „Hi Rachael, schöne Semesterferien dir." Ich antworte trocken mit „Danke, dir auch". Wir tauschen kurz einen Blick aus und gehen weiter. Warte was? wir haben Semesterferien. Ich hab das voll vergessen! Nicht nur die Semesterpause erstaunt mich, sondern dass das gerade eben Caleb war!!
Ich habe ihn gar nicht wieder erkannt. Ich meine wie auch, wir haben uns nur paar mal an der Universität gesehen. Nach einer Zeit hatten wir beide wichtigere Sachen zutun. Caleb war ein Semester weiter als ich, sonst kannte ich ihn als den bodenständigen, unauffälligen Jungen mit Baby face. Ohh ja, er hatte ein Baby face, Betonung auf dem hatte!
Ich weiß nicht wo er für seine Masterarbeit gelernt hat, aber es sah sehr stark danach aus als hätte er jetzt
Jahresabo im Fitnessstudio.
Irgendwie hat sich sein Aussehen komplett verändert, oder er sah schon immer so aus und habe es nur nicht bemerkt.
Ich gehe zu meine Platz im Saal und entdecke meine Schlüssel. An ihm ist ein kleiner Zettel befestigt. Als ich eine fremde Nummer lese, muss ich kurz lächeln. Ich greife den Schlüssel von meinem Stuhl und stecke den Zettel zerknüllt in mein Tasche.

„Ma, bin wieder da! ", rufe ich in das große Haus, indem wir leben. Alles bleibt still, ich komme in die Küche und bemerke eine Notiz.

Konnte dich nicht erreichen, wir sind ins Le Pré Catelan gegangen. Melde dich bei mir.

Ich schaue auf mein Handy. 5 verpasste Anrufe von Ma. Ich schmeiße meine Tasche auf das Sofa. Wieso tut sie so als hätte sie Sorgen um mich, das hat sie ja auch sonst nie getan? Meine Eltern hatten schon immer wenig Zeit für mich. Beide waren mit ihren eigenen Unternehmen beschäftigt oder waren auf Geschäftsreise. Dazu kam, dass sie mir an Weihnachten, Ja an Weihnachten, ich kann es auch nicht glauben, sagten, dass ich bald 2 Weihnachtensbäume, 2 Weihnachtsfeste und 2 Bescherungen haben werde. Kurz gesagt, sie ließen sich Scheiden als ich 14 Jahre alt war. Ab dem Moment lief mein Leben aus dem Ruder, ich war verletzt und konnte nicht verstehen das ich keine "richtige" Familie mehr hatte. Sehr selten besuchte ich während der Ferien meinen Pa in New York. 10 Jahre später und ich habe komplett vergessen wie es ist eine Familie zuhaben.
Mir bleibt nichts anderes übrig als für mich selbst zu kochen. Nun sitze ich hier auf dem Sofa, esse Pizza und schaue Netflix. Wenn ich jetzt nicht was plane, werde ich die ganzen Semesterferien genau das gleiche
machen. Mein Handy blinkt auf und ich schaue drauf.
________________________________________

Chloé hat soeben ein neuen Post hochgeladen
_______________________________________

Ich öffne die Benachrichtigung und schaue auf einen Post meiner alten besten Freundin. Ein Gruppenfoto also...
Es sind unzählige Leute makiert und man weiß nicht was zu wem gehört.
Ich wundere mich wie sie noch Freunde haben kann. Wir waren damals die besten Freunde, fast wie Schwestern. Alles lief gut, bis sie anfing mich und das Geld meiner Eltern auszunutzen und uns zu beklauen. Meine Eltern erlaubten mir nicht mehr sie zu treffen, in der Schule erzählte sie dann Lügen über mich. Das war in der 11 Klasse, danach hatte ich nie wieder jemanden vertraut. Ich like ihr Bild und lege mein Handy zur Seite. Nach etlichen Folgen höre ich den Schlüssel meiner Ma im Schlüsselloch. „ Hallo Liebling, ich bin wieder da" rief sie,
überrascht kommt sie ins Wohnzimmer. Halb im Tiefschlaf begrüße ich sie, ich spüre ein arme Hand um meine Schulter. „Hab dich lieb, gute Nacht mein Liebling. "
Ich höre ihre leisen Schritte, und wie sie in ihrem Schlafzimmer verschwindet.

You walked through all of my Walls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt