You walked through all of my Walls

Happy birthday

„Ray, komm steh schon auf. ", sagt sie und zieht mir die Decken weg. Als ich die Augen öffne steht Léa vor mir. Mit einem breiten Grinsen hält sie mir ein Café au lait und Macarons entgegen. „Macarons zum Frühstück?" lache ich und nehme ihr die Sachen ab.
Meine kleine Schwester ist 4 Jahre jünger als ich, sie ist so gesehen der Rebel der Familie. Léa hat sich entschlossen Geschichtswissenschaft zu studieren obwohl unsere Ma dagegen ist. Ma meinte das ihr das Stöbern in der Vergangenheit nichts bringt, Léa soll sich eher auf die Zukunft konzentrieren und einen Beruf wählen den die Entwicklung der Zeit braucht.
Léa ist und bleibt ein Sturkopf, deshalb ist sie ins Studentenwohnheim gezogen.
An einigen Tagen kommt sie uns besuchen, sowie heute.
„Wie lange bist du schon hier?", frage ich sie
Statt einer Antwort bekomme ich ein Achselzucken.
Langsam gehen wir beiden in die Küche. Auf der hellen, marmor Arbeitsplatte liegt ein Umschlag.
„Soll ich den Morgen öffnen oder ist der für jetzt?" rufe ich Léa zu
„Das liebes Schwesterlein, ist für jetzt ", entgegnet sie.
Ich lächel sie an und fange an den Umschlag zu öffnen

Neueröffnung von Le Memphis
am Do 15.04.18 um 20 Uhr

„Und, gehen wir hin?", frage sie neugierig
„Was nein, doch nicht zu einer Neueröffnungs Feier..", versuche ich ihr klar zu machen
„Aber morgen ist dein Geburtstag, was willst du denn sonst machen?Ben & Jerry's essen und dabei heulen?"
Jetzt schaut sie mich wie ein kleiner Hunde Welpe an. Sie hatte ja Recht, ich würde sonst meinen Geburtstag im Bett verbringen. Ich sage ihr für morgen zu.
Für mich ist sie wie eine Beste Freundin. Nur etwas besseres, denn sie würde mich nie enttäuschen oder verletzen. Ich gab ihr eine feste Umarmung und bedankte mich mit den Worten : „Merci, Léa."

Leise klopfen sie an meiner Zimmertür und ich bitte sie herein.
„Bon anniversaire Rachael “, stimmen beide ein, Ma und Léa stehen im Türrahmen. Ich kletter aus meinem Bett und nehme beide in den Arm.
Der Tisch ist reichlich gedeckt mit Croissant, Baguette und Crêpes außerdem gibt es Crème de cassis.
In einer Vase aus Glas ragen wunderschöne rote Rosen. „Das hab ihr alles für mich gemacht? "
Wir werden unterbrochen,  als mein Pa anruft. Ich bin zwar etwas misstrauisch aber ich geh ran.
„Hallo Rachael, wir wünschen dir alles Gute zum Geburtstag und eine schönen Gruß aus New York“, sagte eine tief Stimme am anderen Ende der Leitung.
Eine Mal im Jahr melden und dann so tun als wäre nichts. Und wen meint er mit wir? Ich berichtet von meinem Studium und den Semesterferien. Er fragt auch nach Ma und Léa. Ich wollte mir meinen Geburtstag nicht mit negativ Gedanken vermiesen, also packe ich mein Handy weg und genieße das Frühstück mit den Leuten die sich wirklich für mich interessieren.
„Ich hoffe dir gefällt es", fängt Ma und drück mir ein Packet in die Hand. Gespannt öffne ich es, ich hole ein Flugticket aus der Kiste.
„ich möchte euch auch nicht weiter stören, genießt den Tag", sagt sie und wirft sich dabei ihren Mantel um ihre Schultern.
Als wir zu Ende gefrühstückt habe, räumen wir das Geschirr ein und rocken zu alten Lieder ab. Ja haa, die old school Lieder sind und bleiben die besten!!
Es fühlt sich für einen kurzen Moment wie damals an. Damals, als mein Leben noch perfekt war.

Am Abend fangen wir langsam aber sich an uns fertig zu machen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mich das letzt mal so richtig aufgestylt habe!
Denke ich nach, als Léa auf die Idee kommt mir all ihrer Schminkutensilien zu leihen. Im Alltag trage ich eher chillig Sachen und kein Make up. Irgendwie spiegelt es meine Persönlichkeit wieder. Heute ist es anders, ich krame aus den tiefsten Ecken meines Schrank ein Abendkleid.
Léa hat mir bei dem Make up Look geholfen, man muss zugeben das sie das echt gut kann. Noch passende High Heels dazu, obwohl ich mir jedes Mal geschworen habe sie nie wieder anzuziehen. Aber heute Abend kann ich nicht auf sie verzichten, wegen den Blasen werde ich mich dann später trotzdem dafür hassen. Um Punkt 20 Uhr verlassen wir das Haus. Noch nie davon gehört, dass man auf Partys immer zu später kommt?! Das ist ein ungeschriebenes Gesetz
Also das sagt Léa auf jeden Fall.
Wir steigen ins Auto zu Alex. Alex is der Beste Freund von Léa. Wir haben oft etwas zu dritt unternommen, genau wie heute. Ich und Léa quetschen uns auf die Hinterbank. Am Le Memphis  angekommen  verliere ich fast die Übersicht, Leute drängen sich rein und raus. Es ist hier überfüllt mit Menschen. Wenn hier heute mein Traum Typ wäre, würde ich ihn sicher übersehen. So voll wie es hier ist.
Der Abend läuft gut. Erst hat der Ladenbesitzer eine Ansprache gehalten und dann das Buffet eröffnet. Eine
Band spielt live und es ist eine angenehme Atmosphäre. Ich bin mir nicht so sicher ob es mir hier gefällt. Léa, Alex und Ich stehen etwas abseits an einem Tisch und können gut die Bar von hier aus sehen. Léa gibt eine runde aus, doch ich lehne ab.
„Dann hole ich eben was für Alex und mich."
„Ja ist gut, Alex und ich warten dann hier", nicke ich ihr zu.
Léa betritt gerade den Tresen, als ich merke wie ein Mann Glas, nach Glas Alkohol in sich kippt.
„Wieso trinkst du nicht?“, fragt mich Alex. Ich will ihm gerade antworten, als dieser Mann in unsere Richtung guckt. Ich sehe seinen Blick nur kurz und kann auch nicht erkenne wer er ist.
Jetzt zieht er seine Jacke an und verschwindet in der  Menschenmenge.
Léa kommt mit zwei Gläser wieder zurück. Ich stehen wie versteinert da, als ich realisiere das es Caleb war. Klar, sein gut gebauter Körper, die lockigen Braunen Haare und alleine schon seine Gangart.
Irgendwie bekomme ich schlecht Laune und möchte nach Hause. Auch Léa merkt das es mir nicht so gut geht
Wir beschließen, dass wir nach Hause fahren und uns einfach einen gemütlichen Abend machen.
Zuhause angekommen, freue ich mich wieder meine Jogginghose an zuziehen.
Léa und ich kuscheln uns aufs Sofa und genießen unseren Mädelsabend.