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Der Wind weht,- stark. Ich seufze laut auf. Die Hitze kriecht mir schon fast unter die Haut. Der Windstoß tut unfassbar gut. Ich streiche mein langes rotes Kleid glatt. Mein Großvater besteht darauf, dass wir pünktlich zum Essen erscheinen. Er duldet es nicht, wenn wir zu spät sind, oder wenn wir ungepflegt antanzen. Mein mittellanges glattes Haar streiche ich mir zurück und laufe die Treppen runter. Mein Zimmer ist in der zweiten Etage, da wo die große Terrasse ist, wo ich mich jeden Morgen anlehne, um die frische Luft einzusaugen.
Meine zickige Cousine schaut mich wie immer hochnäsig an und klimpert eingebildet mit ihren Wimpern, welche ihre schmalen grünen Augen umringen. Das luftige Kleid welches ich trage ist sehr angenehm, sie hingegen trägt eine einfache Stoff Hose mit einem Hemd. Sie will bloß ihre neue Kleidung präsentieren.

Wir betreten gleichzeitig den Essaal, wo sich schon alle befinden. Die Augen meines Großvaters leuchten auf, als sie meine Cousine erblicken, doch als sein Blick auf mich trifft, wandelt sich dieser zu einem grimmigen. Wir setzen uns schweigend hin und fangen an zu frühstücken. "Eda, kızım hazırlanın. Bugün çarşıya inicez" Die Augen von meiner geliebten Cousine leuchten wortwörtlich auf, als sie hört, dass wir wieder in die Stadt fahren werden. Von uns wird Sie, mein älterer Cousin und meine jüngere Cousine am meisten verwöhnt. Ich bin wie ein Geist, ich werde nie beachtet. Außer wenn ich nur einen kleinen Fehler begehe,- selbst wenn ich nicht weißt was ich falsch mache, muss ich die Schläge hinnehmen. Aber daran habe ich mich gewöhnt, der Tag wird kommen,  andem auch ich glücklich werde. Ich warte nur auf mein Nasip, denn alles steht geschrieben. Jeder Mensch wurde für eine Bestimmung auf die Welt geschickt. Ich seufzte und sorge dafür, dass sich einige Blicke zu mir drehen. Mit glühenden Wangen schaue ich auf meinen Teller, da ich die intensiven Blicke,- vorallem den meines Cousins nicht stand halten kann. Ich würde am liebsten hier rausrennen, mich auf mein Pferd schmeißen und nie wieder kommen. Aber das geht nicht. Meine Mutter kann nicht ohne mich leben,- und ich nicht ohne sie. Sie ist mein einziger halt. Sie ist die einzige die mich liebt. Für meinen Vater bin ich genauso irrelevant, wie für meinen Großvater. Zögernd hebe ich den Blick, mein Blick trifft genau auf den meines älteren Cousins. Mir wird ganz warm und Gesicht und auch seine Ohren nehmen eine rötliche Farbe an. Ich senke erneut glühend den Blick und esse schweigend weiter.

"Eda komm runter! Wir warten die ganze Zeit auf dich." ruft ihre Mutter meiner Cousine zu. Ich stehe schon bereit und spiele mit dem Anhänger an meiner Tasche rum. Wir stehen vor dem großen Tor und warten auf Eda, welche wahrscheinlich noch dabei ist sich zu schminken. Meine Mutter sieht mich lächelnd an und fährt durch mein Haar. Ihr Lächeln steckt mich sofort an und lässt mich strahlen. Sie hat pechschwarzes Schulter langes Haar und dunkle Augen. Sie ist trotz dessen, dass sie 43 ist eine sehr hübsche Frau. Ich wünschte ich hätte ihre tiefen schönen kringellocken. Aber nein, ich habe einfaches braunes glattes Haar. Immerhin sind sie unfassbar weich und gepflegt. Die von Eda,- welche gerade extravagant wie immer runter kommt, sind nur aus Spliss und total unangenehm zu spühren. Sie macht sich doch bloß ihr Haar kaputt, so oft wie sie diese glättet, föhnt und lockt. Eine lange Zeit hat sie sich komisches Zeug drauf geklatscht, in Hoffnung es zu pflegen, jedoch hat sie ihr dunkelblondes Haar bloß mehr strapaziert. "Mashallah, meine schöne tochter!" lobt und zieht meine Tante sie auf, als sie auch endlich am Tor angekommen ist. Ich spiele einfach weiter mit dem Anhänger rum. Ich mag diesen Anhänger besonders gerne,- meine Mutter hat ihn gemacht. Es ist ein schöner Häckel-Anhänger, dass er handgearbeitet ist, macht ihn besonderer. Ich habe ihn vor einigen Jahren zum Geburtstag bekommen.
"Gehen wir!" wir setzen genau zum laufen als, als mich Eda mit hochgezogener Braue ansieht. Es sieht komisch aus, da sie die nicht wirklich hochkriegt, was mich belustigt. "Du kommst mit? Ich hätte eher gedacht, dass du bleibst, da du es nicht magst raus aus deinem Loch zu kommen. Obwohl, vielleicht musst du ja neues Heu kaufen, oder mal wirklich neue Oberteile. In diesen Kleidern siehst du,-"  "Es reicht." zische ich aufgebracht. "Sultan, krieg deine verwöhnte Tochter in den Griff, oder ich tue es!" mischt sich dann auch meine Mutter ein. Edas Mutter,- meine Tante Sultan schaut hin und her und räuspert sich. "Sie macht doch bloß Witze, los, gehen wir!" aber natürlich.

AŞKIMIN SAVAŞI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt