Epilog

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- Ushijima Satori -

Sein Tod war nun eine Woche her. Er schlief friedlich ein und wurde von seinen Schmerzen erlöst.
Es war, als wäre ein Teil von mir mit ihm gestorben. Jedoch war es ein wunderschöner Moment, als wir uns das letzte Mal küssten und er sich von mir verabschiedete.
Dr. Takemi gab mir eine Box, worauf mein Name stand.

'Ich soll dir ausrichten, dass du sie öffnen sollst, wenn du dazu bereit bist.'

In meiner Wohnung war es ganz anders. Es war nicht so steril wie im Krankenhaus und es war unglaublich leer.
Wenigstens war ich auf dem Balkon nicht so eingeengt. Still saß ich auf dem Stuhl und blickte in den Himmel.
Der zweite Stuhl neben mir war leer, es war unglaublich ungewohnt. Die Kiste stand neben dem leeren Stuhl. Sonnenstrahlen schienen darauf und es war fast so, als würde er wieder da sein.
Das Gefühl, Wakatoshi bei mir sitzen zu haben, gab mir Mut. Ohne weiter nachzudenken, packte ich die Kiste und legte sie vorsichtig auf meinen Schoß.
Sie war nicht schwer, aber auch nicht leicht.
Als ich langsam das Klebeband löste und den Deckel öffnete, kam mir sein Geruch entgegen.
Meine Tränen konnte ich nicht zurück halten. Ob es Freudentränen waren, weil ich ihm endlich wieder etwas näher war, oder ob sie mir aus Trauer über die Wangen flossen, wusste ich nicht.
Ein Zeichenblock lag ganz oben, zusammen mit einer Federmappe voll mit Stiften.
Ich blätterte durch den Block und fand auf jeder einzelnen Seite eine Zeichnung von mir. Seine Unterschrift und ein Datum verziehrte jedes dieser Bilder.
Er war ein echter Künstler.
Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen.

Als ich erneut in die Kiste blickte, atmete ich schwer auf.
Er war ein Idiot, solch ein Idiot.
Seine Mütze und sein Schal war darin, er hatte sie mir übergezogen, als wir uns das erste Mal im Schnee trafen.
Darunter war ein dunkelgrauer Hoodie. Er roch immernoch nach ihm. Es war der Hoodie, den er in jener Nacht trug, als wir zusammen auf dem Krankenhausdach waren.
Ich krallte mich beinahe in diesen, ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass er nichtmehr unter uns weilt.
Schluchzend blickte ich erneut in die Kiste.
Sein Lieblingsparfüm war darin.
"Du hast auch echt an alles gedacht."
Der letzte Inhalt war ein Brief.
Vorsichtig nahm ich diesen raus und legte die anderen Sachen wieder zurück.

Auf dem Umschlag stand in geschwungenen Buchstaben mein Name.
Mit zitternden Händen öffnete ich jenen und zog langsam den Brief heraus.
Ich atmete tief durch und begann dann zu lesen.

'Mein geliebter Satori
Es ist nun an der Zeit Abschied zu nehmen, denn wenn du diesen Brief liest, bin ich schon eingeschlafen.
Ich hoffe, dass es dir wegen mir nicht allzu schlecht geht, dass war nämlich nie meine Intention.
Hoffentlich haben dir die anderen Inhalte gefallen.
Ich hab es irgendwie als passend empfunden, dir Erinnerungen von unserem ersten Treffen zu hinterlassen, genau wie meinen Block. Immerhin habe ich jeden Tag, in diesen acht wundervollen Monaten, an irgendeinem Bild von dir gearbeitet.
Der Hoodie, weil er Teil eines besonderen Abends gewesen ist und dieser sollte niemals in Vergessenheit geraten.
Mein Lieblingsparfüm wollte ich nur noch dazu legen, falls du mich mal zu sehr vermissen solltest. Doch das soll niemals der Fall sein.
Denn, Satori, ich werde immer an deiner Seite sein, also fühl dich niemals allein.
Du sollst mehr Mut haben, auch mal große Schritte zu wagen.
Lebe, indem du das tust, worauf du Lust hast.
Liebe, indem du neue Leute kennenlernst und lerne aus unser gemeinsamen Zeit.
Du schaffst das sicher und um dir einen kleinen Ruck zu geben, schreibe ich dir hiermit meinen letzten Wunsch in diese Zeilen.
Erfülle deinen Traum und veröffentliche deine Bücher.
Es wird nicht einfach, doch es lohnt sich. Du sollst so leben, als wäre jeder Tag dein letzter, so hatten wir es uns geschworen.
Ich war immer ein Künstler und neben dem Zeichnen erfüllte ich auch meinen größten Traum, undzwar dich zu heiraten.
Also hab keine Scheu und erfülle auch deinen.
Es hätte nichts Schöneres geben können, als mit dir einen Nachnamen zu teilen, aber ich möchte nicht, dass du einsam bist.
Ich möchte, dass du dir keine Gedanken machst, verliebe dich ruhig neu.
Es gibt nämlich nichts, was mich glücklicher machen würde, als dich vollkommen zu sehen.
Du bist alles was ich mir jemals gewünscht habe und du wirst es auch auf ewig bleiben.
Ich werde über dich wachen.
Pass auf dich auf, lass dich niemals unterkriegen.
Takemi sagte mir mal, dass ich ein Kämpfer sei, doch du bist der Stärkere von uns beiden.
Stampf sie alle in Grund und Boden.
Ich liebe dich.
- Wakatoshi'

Mein Körper bebte, meine Hände zitterten.
"Ich liebe dich auch." hauchte ich und als mir ein sanfter Wind durch die Haare wehte, lächelte ich.
Er war an meiner Seite, so wie er es mir versprochen hatte.
Mein Blick löste sich von dem Brief und galt nun dem wunderschönen Sonnenuntergang.
Er sah aus wie gemalt, jede Farbe war deutlich zu erkennen. Noch nie hatte ich solch einen schönen Sonnenuntergang gesehen

Ich erinnerte mich an seine Worte, als er mir davon erzählte, dass jeder Künstler ein letztes Mal nach seinem Tod den Sonnenuntergang malen würde.
"Das ist ein wahres Meisterwerk, Wakatoshi."

Die Straßen von Tokyo waren getränkt in den verschiedensten Lichtern.
Langsam schlenderte ich durch die Straßen und wickelte dabei meinen Schal um meinen Hals.
Es war bereits dunkel, obwohl es gerade einmal 17 Uhr war.
Meine Haare, welche deutlich länger geworden waren, wehten in der eisigen Brise.
Es waren bereits zwei Jahre vergangen und dennoch hing ich immernoch an ihm. Es gab Momente, in denen ich mich einsam fühlte, weil es niemals wieder so jemanden geben würde, der mich jene Gefühle spüren lassen könnte.
Doch ich tat alles daran, keine Furcht zu zeigen, denn er sagte mir, dass ich ein Kämpfer sei.
Ich atmete tief durch und spazierte weiter durch die hell beleuchteten Straßen.
Es begann zu schneien, riesige Schneeflocken tanzten in der Luft.
Lächelnd beobachtete ich diese.
Mein Blick schweifte in das Schaufenster, welches vor mir lag.
Ein Buch stand in der Mitte.

'Ayumi - Ushijima Satori'

Als ich es dort liegen sah, wurde mein Lächeln noch breiter.
Ich hob vorsichtig meine Hand und küsste den silbernen Ring, der an meiner linken Hand aufblitzte.

'Ich hab es geschafft, Wakatoshi. Dein letzter Wunsch ist in Erfüllung gegangen.'

Breathe out. - UshitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt