Kapitel 17

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Es war Mittwochmorgen geworden. Gestern Abend hatte Nayla herausgefunden, dass ich mich nicht ausruhte, und daraufhin auch Zoey und Zack befohlen hatte schlafen zu gehen. Zuvor hatten wir ihr jedoch von unserer Vermutung erzählt und sie gebeten vorsichtig zu sein. Zack wusste ebenfalls Bescheid, genau wie Gramdma und Cataleya. Den anderen hatten wir jedoch noch nichts gesagt, denn je mehr es wussten, desto größer war die Chance, dass alles aufflog. Jetzt, um acht Uhr früh, lief ich nach unten, um die letzten Strategien für heute Abend zu besprechen.

"Fene hat den Ort schlau gewählt", meinte John. Gemeinsam mit Nayla und Jenny war er der einzige im Rat, der wenigstens versuchen wollte Alice zu befreien. Obwohl sein Ziel wahrscheinlich eher war Fene zu töten. Die Fee hatte seine Freundin Nyela umgebracht, dafür wollte er Rache.

"Wir haben nicht viele Positionen, von denen aus wir angreifen können", stellte Zack fest.

"Doch, die haben wir", widersprach Nayla, "Die Dächer um den Platz bieten viele Verstecke für Bogenschützen. Wir können also rund um den Platz unsere Leute verteilen und sobald wir Alice haben angreifen. So sind auch alle in sicherer Entfernung."

"Aber was wenn die Feen auch auf dem Dächern sind?", fragte ich nachdenklich.

"Die Feen haben noch nie aus der Entfernung gekämpft. Sie töten lieber brutal mit Schwertern", erklärte John.

"Mit Schwertern?"

"Ja, deshalb brauchen wir auch einige Leute, die gut im Nahkampf sind. Die Feen sind schnell, wenn sie sich bedroht fühlen werden sie angreifen und uns alle abschlachten."

"Und wir brauchen auch noch Leute, die bei den Autos warten. Wenn etwas schief geht, müssen wir schnell fliehen können", fügte Zoey hinzu.

"Ja, dann bleiben Louis, Alexa, Sarah, Daniel und Caleb bei den Wagen, Fai und Nayla werden Fene gegenüber treten und der Rest verteilt sich auf den Dächern. Die Nahkämpfer bleiben erstmal bei den Wagen", entschied John, "Wir greifen an, sobald alle in Sicherheit sind." Wir anderen nickten. Wirklich viele andere Möglichkeiten gab es ja nicht, und der Plan klang gar nicht so schlecht.

“Wann müssen wir los?”, fragte eine kleine Fairy mit rotblonden Haaren. Ich kannte sie vom sehen, hatte aber noch nie mit ihr gesprochen. Ich glaubte sie hieß Lyssa.

“Das Treffen mit Fene ist um Mitternacht, aber wir müssen unsere Truppen verteilen und der Weg dorthin dauert auch noch eine Stunde. Wir sollten also um 20 Uhr los. Da müssen dann alle bereit sein”, meinte Nayla.

Das bedeutete wir hatten noch zwölf Stunden. Am liebsten hätte ich sofort losgelegt und irgendetwas gemacht, aber wir besprachen noch über eine Stunde die Details.

Als wir endlich fertig waren, lief ich mit Zoey runter in die Waffenkammer, um mit den Waffen zu helfen. Ein älterer Fairy kam auf uns zu. “Hallo ihr beiden. Seid ihr hier um zu helfen?”

Wir nickten. "Ja."

“Gut. Wir können jede Hilfe gebrauchen”, sagt der Fairy dankbar.

“Was sollen wir tun?”, fragte Zoey.

“Am besten bringt ihr die Schwerter von hier in den Vorraum. Dort könnt ihr sie auf den Tisch legen. Dann müssen nacher nicht alle hier rein.”

Mit diesen Worten wandte er sich ab und machte sich daran, einige Dolche zu schleifen. Zoey begann die Schwerter rauszubringen und ich stellte mich an den Tisch. Ich wollte etwas ausprobieren, und wenn es klappte, würde uns das einen riesigem Vorteil sichern.

Mit einem ziemlich scharfen Messer schnitt ich mir leicht in die Handfläche. Es schmerzte leicht, da die Heilung schon wieder einsetzte, aber davor konnte ich noch ein paar Tropfen meines Blutes auf ein Schwert fallen lassen, woraufhin es einen leicht grünlichen Schimmer annahm. Das bedeutete, es funktionierte! Wenn mein Blut Gift für Feen war, und ich alle Waffen so aufbesserte, dann würden wir gewinnen, da war ich mir sicher.

Ich nahm das Schwert und brachte es in den Vorraum, wo schon einige Waffen lagen. Zoey war gerade dabei noch mehr zu holen. Ich nahm wieder einen Dolch und fuhr damit über mein Handgelenk. Diesmal tiefer, damit es nicht so schnell heilte.

"Was machst du da?", fragte Ziey stirnrunzelnd.

"Mein Blut heilt Fairy, richtig?"

"Ja?"

"Die Prophezeiung sagt auch, dass es ein Gift ist. Damit muss gemeint sein, dass es Feen schadet. Wenn ich es also auf die Waffen tue..."

"Verschafft uns das einen Vorteil!"

Ich nickte und ließ das Blut auf einige Dolche und Schwerter tropfen und stellte zufrieden fest, dass auch diese sich verfärbten. Die nächsten zwanzig Minuten tat ich das bei fast allen Pfeilen und einigen anderen Waffen. Irgendwann sagte Zoey jedoch, dass es genug war und ich aufhören sollte, damit ich heute Nacht bei Kräften sein würde. Und sie hatte ja recht, deshalb ließ ich es sein. Als wir genug Waffen in den Raum getragen hatten, ging ich zu Nayla. Wir hatten schon abgemacht, dass ich kommen würde und deshalb wartete meine Mentorin bereits im Krankentrakt. Ich war nämlich wie immer zu spät dran.

"Hat du-weißt-schon-wer irgendetwas gesagt?", fragte ich, "Etwas, das uns weiterhelfen könnte?"

"Nein, aber wenn eure Vermutung stimmt, könnte es sein, dass sie uns schon seit fünfundzwanzig Jahren etwas vorspielt. Ich glaube nicht, dass sie sich jetzt noch verraten würde", meinte Nayla und holte eine Nadel heraus. Wir waren uns gestern Abend schon einig gewesen, dass wir etwas von meinem Blut mitnehmen sollten um, wenn nötig, Verletzte zu heilen.

Ich hielt der Blonden meinen Arm him und sie stach schnell hinein. Das Blut ließen wir in kleine Glasröhrchen fließen, die Nayla dann fest verschloss. Hoffentlich würden wir sie nicht brauchen.

"Glaubst du, wir schaffen es?", wollte ich wissen. Ich konnte das nicht beurteilen, schließlich hatte ich noch nie kämpfen müssen und war mir auch nicht sicher, ob das überhaupt konnte. Kämpfen, töten, das alles kannte ich bis jetzt nur aus Filmen und bis vor ein paar Wochen hatte ich nicht gedacht, das selbst einmal tun zu müssen.

"Ich weiß es nicht", meinte Nayla ehrlich, "Fene wurde seit Jahren nicht mehr gesehen, niemand weiß, wie stark sie ist, geschweigedenn wie viele Feen ihr helfen. Aber ich denke, wir haben eine gute Chance."

Ich lächelte schwach und versuchte zuversichtlich zu wirken. Hoffentlich würde nachher alles gutgehen.

Um exakt zwei Minuten vor acht stand ich mit den anderen auf dem Parkplatz und wir verteilten uns auf die zehn Wagen. Alle trugen schwarze Kleidung und auch der Gesichtsausdruck war bei allen ähnlich. Entschlossenheit. Das sah man bei jedem einzelnen.

Die Bogenschützen, zu denen auch Zoey gehörte, fuhren mit den erstem drei Autos, danach kamen Nayla und ich, gemeinsam mit einigen derjeniger, die bei den Autos warten würden und zum Schluss die Nahkämpfer, unter ihnen Zack. Bis zu ihrem Einsatz würden sie sich ebenfalls bei dem Wagen versteckt halten.

Je näher wir dem Treffpunkt kamen, desto nervöser wurde ich. Was wenn wir es nicht schafften?

Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir einen Kiesweg, auf dem wir parkten. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch, das ich nicht einordnen konnte. War es einfach nur Angst, oder steckte mehr dahinter? Was auch immer es war, während wir zur alten Brücke liefen verstärkte es sich. Gleich würde ich entweder Alice retten oder im schlimmsten Fall sterben. Ich schluckte. An diese Möglichkeit durfte ich gar nicht denken. Immer wieder bogen einzelne Gruppen unserer Leute ab und kletterten auf die Dächer der umliegenden Häuser.

Bald schon hatten wir die Brücke erreicht, mussten dort jedoch noch eine Weile warten. Ich laute auf meiner Unterlippe herum, um nicht vor Aufregung durchzudrehen.

"Hallo!", reif plötzlich eine weibliche Stimme, die vor gefälschter Freude nur so triefte. Eine dunkle Gestalt trat aus den Schatten unter der Brücke.

"Fene", zischte Nayla neben mir.

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