Kapitel 5

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Ich stand mit Agis draußen vor der Eingangstür zu dem Fachwerkhaus, in dem sich meine süße kleine, jetzt leicht verwüstete, Wohnung befand. Und wartete. Und wartete... Ich schaute zu Agis rüber, der an entspannt an der Eingangstür lehnte.

"Sag mal, wie sollen wir zu diesem magischen und sicheren Ort gelangen, von dem ihr spracht, mein holder Herr?", neckte ich ihm, auch wenn ich die Frage ernst meinte.

"Er sah mich von der Seite an, "Hast du kein Auto?"

"Nein, hab ich nicht.", erwiderte ich.

"Aber jeder Sterbliche hat doch ein, warum sonst sollte es so viele davon geben?"

"Also ersten habe ich nie ein eigenes Auto gebraucht", erklärte ich mich ihm, "Zweitens kann sich nicht jeder Sterblicher, wie du uns Gewöhnliche so schön nennst, sich ein Auto leisten. Und Drittens, bist du nicht auch sterblich?"

"Ich bin ein Halbgott, daher bekommt man mich nicht so schnell ramponiert.", stellte Agis mit seinem breiten Grinsen fest.

"Nun, dass freut mich für dich und auch deinem Ego", ich grinste ihn süffisant an, "Aber jetzt mal ehrlich gibt es nicht eine mystische Möglichkeit bei euch in der Lichtwelt, um irgendwo hinzureisen?"

"Klar, die gibt es.", er stieß sich von der Eingangstür ab, "Hast du eine Kreditkarte?"

"Jaaa, wieso?", fragte ich ihn misstrauisch.

"Super, dann können wir uns einfach eins mieten.", sagte e,r schnappte sich meine zuvor schnell gepackte Tasche und ging los.

"So lange es nicht zu teuer wird.", seufzte ich. "Ach und die günstigsten Mietauto befinden sich am Campus. Also in der anderen Richtung." Ich achtete nicht darauf, ob er mir folge, sondern machte mich einfach auf den Weg.

Wenig später saßen wir in unserem angemieteten Auto. Da ich mir nicht sicher war ob er einen Führerschein hatte, setzte ich mich hinters Lenkrad. "So, wo solls hingehen?"

"Warte kurz.", er beugte sich zur Mittelkonsole und tippte auf dem Display rum. Nachdem er fertig war lehnte er sich in seinen Sitz zurück.

"Die Ruhte wurde berechnet. Sie erreichen ihr Ziel voraussichtlich in 26 Stunden.", verkündete die weibliche Navi-Stimme. Bitte was... Ich starrte erst das Navi und dann Agis mit großen Augen an.

"Wo fahren wir denn bitte hin?", ich sah mir die Angaben auf dem Gerät genauer an. "2.599 km? Wo liegt bitte Charakos? Also ehrlich, ich glaube nicht, dass ich mir das leisten kann." Den letzten Satz murmelte ich eher in mich hinein. Es sollte keine Schande sein, aber es war mir doch etwas unangenehm, dass es auf meinem Konto eher mau aussah.

"Charakos liegt an der Südküste von Attika. Aber unser eigentliches Ziel ist die Insel Patroklos, die dort vor der Küste liegt. Und keine Sorgen wegen des Geldes, Cocles kann sich darum kümmern.", versprach er mir völlig entspannt. Er schob seinen Sitz bis zum Anschlag nach hinten, rutschte noch etwas tiefer hinein und legte seine Füße auf die Konsole. "Geht's los?"

"Nimm verdammt nochmal deine Quadratlatschen runter und setzt dich ordentlich hin.", wies ich ihn zurecht und setzte aus der Packlücke rückwärts aus. "Ach und ich bestimme die Musik während der Fahrt."

Ich fuhr jetzt schon eine ganze Weile. Da ich zuvor einen anstrengenden Tag hatte und in dieser Nacht auch noch keinen richtigen Schlaf bekommen habe, war es kein Wunder, dass ich Mittlerweile unglaublich müde war. Meine Augen fühlten sich ausgetrocknet und überanstrengt an. Es war also allerhöchste Zeit eine Pause einzulegen. Gott sei Dank,... oder sollte ich jetzt lieber Götter sei Dank sagen?... Kam die nächste Raststätte in 3 km.

Ich parkte gerade in einer der Hinteren Parkreihen, die rund um die Raststätte angelegt waren, da vernahm ich aus Agis Richtung ein herzhaftes Gähnen. "Warum halten wir? Sind wir etwa schon da?", fragte er verschlafen.

"Nein, sind wir noch nicht. Ich brauche dringend eine Pause und einen Riesen Großen Kaffee. Und ein Besuch auf der Toilette wird auch nicht schaden.", ich stieg aus und ging zum Kofferraum, wo ich mein Portemonnaie und mein Kulturbeutel rausholte. Ja, ich wollte mir die Zähne putzen, da sie sich schon ganz pelzig anfühlten und vielleicht auch das Gesicht waschen... Agis hattes es derweilen auch aus dem Auto geschafft und streckte sich ausgiebig. Dabei rutschte ihm sein Shirt etwas nach oben und entblößte einen Streifen gebräunter, straffer Haut.

"Gefällt dir, was du siehst?", fragte Agis, der mich dabei beobachtet hatte, wie ich ihn angestarrt hatte.

Ich drehte mich erwischt weg, "Ich hätte gerne einen großen Kaffee mit einen extra Schuss Sojamilch. Und einen Powerrigel.", beauftrage ich ihn und marschierte Richtung Toiletten ab. Man Helena du ralliges, Libido gesteuertes Weib. Kaum siehst du etwas nackte Haut fängst du an zu sabbern... Reiß dich zusammen... Tadelte ich mich auf den Weg dorthin.

Auf der Toilette in den Spiegel blickend sah ich, wie fertig ich wirklich war. Mein Gesicht war Leichen blas, was meine dunklen Augenringe umso deutlicher machte. Meine Augen waren zudem leicht gerötet. Auf Hoffnung von Besserung spritzte ich mir Eiskaltes Wasser ins Gesicht.

Das kalte Wasser änderte zwar nichts an meinem miesen Aussehen, aber ich fühlte mich etwas frischer. Wenn ich jetzt noch den Kaffee bekam, dann könnte ich noch ein Stückchen weiterfahren. Wieder draußen sah ich, dass sich der Sonnenaufgang am Horizont ankündigte und das Agis mit zwei Becherkaffee am Auto wartete. Na bitte...

Doch bevor ich das Auto, Agis und den Kaffee erreichen konnte, nahm ich in meinem linken Blickwinkel eine Bewegung war. Nichts Gutes ahnen drehet ich mich in die Richtung und befand mich Aug in Aug mit einer der hässlichsten weiblichen Wesen, deren untere Körperhälfte ein Schlangenkörper war. Natürlich, was denn auch sonst...

Tochter des ThanatosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt