Kapitel 1

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Sonnenstrahlen fielen herrlich warm auf mein Gesicht. Ich wusste das es noch recht früh war und ich erst in ein paar Stunden meinen täglichen Pflichten nach gehen musste. Dennoch, ich schwang mich aus mein Bett und lief eilends zum Schrank. Ich griff mir wahllos ein paar Kleidungsstücke, da es dort wo ich hinwollte niemanden kümmerte wie ich aussah.

Fertig angezogen schlich ich mich leise durch die endlos scheinenden Gänge. Es war noch früh, aber man merkte, dass sich die ersten Menschen im Herrenhaus regten. Unbemerkt gelangte ich zu meinen geheimen Durchgang im nördlichen Gebäudetrakt, hinter einer alten, Ebenholz farbenden Anrichte.

Durch eine schmalen, durch die Zeit staubig gewordenen Gang gelangte man zu einem das Haus umschließenden Graben. Dieser erfühlte schon lange keinen Zeck mehr und mit der Zeit fühlte er sich an einigen Stellen mit immer mehr Erde, so dass man problemlos auf die andere Seite gelangen konnte.

Schnell lief ich meine übliche Strecke durch den nahegelegenen Eichenwald, um dann den, von in voller Reife stehenden Weizenfeldern umgebenden, Feldweg hinauf zu meinen Lieblings Platz zu laufen. Ein kleiner Seerosenteich, der zu dieser Jahreszeit vom hohem Schilf vor neugierigen Blicken abgeschirmt war.

Er war schon da. Wie immer sahs er auf der schmalen Sandbank. Er hielt ein Schilfblatt zwischen den Händen und versuchte einen Pfeifton zustanden zubringen.

Ich blieb einen Moment steh und beobachtete ihn dabei. Er musste auch erst vor kurzen angekommen sein. Seine Wangen waren immer noch leicht vom Laufen gerötet. Die Sonne warf, durch die glitzernden Spiegelungen auf dem Teich, sanftes Licht auf sein leicht gebräuntes Gesicht.

Ich musste lachen. Erschrocken, durch die plötzliche Störung schreckte er hoch und schaute, mit vor schrecken geweiteten Augen, in meine Richtung.

„Ach du bist es. Hast dir ja heute ganz schön Zeit gelassen." Verschmitzt grinste er mich an.

Der Vibrationsalarm meines Handys ließ mich aus dem Schlaf hoch fahren. Mmmmh...dieses blöde Ding. Ich drehte mich zu Seite und langte nach diesem verdammten Mistding um es endlich auszuschaltete. Erschöpft fiel ich wieder zurück ins Bett. Ich dachte über den Traum nach. Mir war, als wäre ich wirklich an diesen Teich gewesen. Ich hatte den Tau von dem Schilf gespürt, als die Stängel meine Beine streiften. Und der Junge er hatte schwarze, frech abstehende Haare, eine von der Sonne gebräunte Haut und das wohl unverschämteste Grinsen das es gibt...Dieses Grinsen schenkte er nur mir... Dieser Gedanke durchzuckte mich.

Erneut fing mein Handy nervend an zu vibrieren. Diesmal war es jedoch nicht der Wecker sondern meine Chefin. "Guten Morgen Meg, weißt du wie spät es ist?", murmelte ich noch leicht verschlafen.

"Ja, ich weiß es ganz genau. Alexander kam heute Morgen in Zimmer und klage über Bauchschmerzen. Ich bin jetzt im Krankenhaus.", man konnte hören wie aufgewühlt Meg war.

Meine Müdigkeit war wie weggeblasen, "Ach du Scheiße. Weißt du schon was er hat? Ist es schlimm? Brauchst du was, wie kann ich dir helfen? Ich kann in 15 min bei euch ihm Krankenhaus sein.", die Fragen sprudelten nur so aus mir raus. Derweilen sprang ich aus dem Bett und schnappte mir die nächst erreichbarer Hose. Auf einem Bein hüpfend versuchte ich sie anzuziehen.

"Alles gut Helena. Ich rufe nicht an damit du herkommst. Ich wollte dich bitten heute das Café zu öffnen. Josh ist momentan auf Geschäftsreise und ich komm hier erstmal nicht weg.", sprach sie mit ruhiger Stimme. "Könntest du das für mich tun, Helena?"

Ich ließ die Hose fallen, mit nur einer freien Hand wurde das eh nichts. "Aber klar doch. Da musst du doch gar nicht drum bitten."

"Oh danke Liebes. Du weißt ja wo der Schlüssel liegt. Und sobald ich kann komme ich und helfe dir.", ihre Stimme klang erstickt, als wäre sie den Tränen nahe.

Tochter des ThanatosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt