Kapitel 4

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Laufen. Einfach nur laufen.

Es ist das Einzige was mir in dieser beschissenen Lage richtig vorkommt.

Mittlerweile laufe ich sicher schon eine Stunde. Das ist für meine Verhältnisse richtig gut, da ich seit dem Ende des Krieges so gut wie keinen Sport mehr gemacht habe. Aber anscheinend hat mich meine Kondition nicht ganz verlassen. Trotzdem muss ich schon ziemlich schwer atmen und die Kleider unter meiner dicken Winterjacke kleben schon an meinem Körper. Sollte ich nicht bald einen Unterschlupf finden, kann ich mich schon mal vom Leben verabschieden.

Nach noch einer weiteren Stunde durchlaufens bin ich so kaputt, dass ich schon anfange zu halluzinieren.

Ich sehe etwa in 50 metern Entfernung einen Menschen stehen. Er oder sie steht einfach nur da und starrt in meine Richtung. Langsam komme ich zum stehen und mustere die Person aus sicherer Entfernung. Sie ist groß, hat schneeweiße Haare und einen riesigen schwarzen Umhang über die Schultern gelegt. Es ist auf alle Fälle ein Mann.

Langsam geht er auf mich zu. Er sieht nicht gefährlich aus. Klapperdürr. Ich würde ihn in einem Kampf sofort bezwingen. Also bleibe ich einfach stehen. Er geht immer näher zu mir heran. Bei 5 metern Entfernung bleibt er stehen und sagt etwas, dass ich nicht erwartet habe.

'Hallo Lia, endlich bist du da.'

Wie bitte? Was hat der da gerade gesagt? Kennt der mich? Oder sollte ich ihn kennen?

Tausend Fragen schwirren mir im Kopf herum bis ich endlich etwas herausbringe:' Was?' Es war eher nur ein Krächzen, da meine Kehle von der Kälte zugefroren war.

'Komm mit. Wir haben auf dich gewartet', sagt er, ohne auf meine Frage einzugehen.

'Warum sollte ich das? Sie könnten ja irgend so ein kranker Psychopath sein, der aus der Stadt geworfen wurde, weil er zu viel radioaktive Luft eingeatmet hat.'

'Du bist die Letzte, Lia Collins. Du bist die Erlöserin. Du kannst es verhindern, wenn du es willst. Aber dazu musst du mir vertrauen.'

'Wa...?', so nahe war ich noch nie einem Nervenzusammenbruch.

'Ich verstehe deine Unsicherheit, aber hier draussen wirst du erfrieren und das wäre nicht nur schlecht für dich. Also komm mit mir. Die anderen erwarten dich schon.'

Da ich nichts zu verlieren habe, folge ich ihm.

WARRIORWo Geschichten leben. Entdecke jetzt