44. Blau

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Wortlos falle ich ihm in die Arme. Ich sauge seinen Duft in mich hinein und presse mein Gesicht gegen seine Brust. Ich werde ihn nie wieder loslassen. Nie, nie wieder. Ich werde ihn für immer in meinen Armen halten und einfach nichts sagen. Er ist so warm. Mir fällt auf, dass er gar keine Jacke an hat. Ich schlinge meine Arme nur noch umso fester um ihn. "Mia", flüstert er heiser an mein Ohr.  An meinem ganzen Körper stellt sich jedes noch so kleines Härchen auf. Wie ich seine Stimme vermisst habe. Wie ich ihn vermisst habe. Meinen Fairytale. Ich schaue zu ihm auf. Seine blauen Augen treffen meine, wie ein Blitz, wie ein Stromschlag durchfährt es meinen Körper. Nie soll dieser Augenblick enden. Er verschlingt mich geradezu mit seinem Blick. Er streicht mit sanft seinem Finger über meine Wange und legt den Kopf ein wenig schief. Er ist er, aber anders. Ich lege meine Hand in seinen Nacken und unsere Lippen nähren sich, bis unsere Nasenspitzen sich berühren. Seine Lippen treffen meine und es ist unbeschreiblich, wie das erste Mal, als wir unter unserem Baum saßen, auf der grünen Wiese. Ich schließe die Augen. Er schmeckt so gut. Wie ich diese Lippen vermisst hatte.  Mein Herz findet sich wieder zusammen. Ich bin wieder komplett. Na ja, fast. Ich öffne die Augen und stoße ihn sanft von mir. Schwermütig löst er sich von mir und ein leichtes Lächeln liegt auf seinem Gesicht. Mein Herz pocht so schnell, wie das einer kleinen Spitzmaus. Ich spiele in seinem Nacken mit seinen Haaren. Sie sind so schön weich. Eine Träne bahnt sich ihren Weg aus meinem Auge. "Nicht weinen", murmelt er und streicht sie vorsichtig mit dem Daumen weg. Ich lache und weine weiter. Er ist ein bisschen verwirrt von meiner Reaktion, aber er sieht so glücklich aus. Ich vermisse nur eins. Ich fühle ihn nicht mehr. Seine Gefühle. Wieso spüre ich sie nicht mehr? Er ist doch direkt vor mir. Oder träume ich? Mein Körper wird augenblicklich wieder kraftlos und ich starre ihn an. Ich kann nicht sagen, ob er Wirklichkeit ist. Ich traue mir nicht mehr. "Mia?", fragt er dumpf. "Mia!" Ängstlich schauen mich seine eisblauen Augen an. Ich lächle ihn an und präge mir sein Gesicht ein. Ich ertrinke in einem endlosen blau.

Alles wird schwarz.

Als ich die Augen wieder öffne, liege ich in einem weißen Raum auf einem Bett, so hart wie ein Brett. Ich liege sehr unbequem. Ich hebe kurz meinen Kopf, lege ihn aber sofort wieder ab. Vor meinen Augen fliegen tausende kleine schwarze Punkte und mir ist schwindelig. Was war passiert? Kurz schließe ich die Augen wieder und die Ereignisse dieses Tages strömen schmerzhaft schnell in mein Hirn. Fairytale. Was für ein trauriger Traum. Schon wieder ist mir zum heulen zu mute. Ich öffne wieder die Augen. Die Tür wird geöffnet und eine Krankenschwester kommt herein, gefolgt von meinen Eltern. Meine Mutter ist ganz bleich im Gesicht und mein Vater hat weit aufgerissene Augen. Mum stürmt auf mich zu und nimmt meine Hand. "Mein Schatz, wie geht es dir?", fing sie an. "Um Gottes Willen, was ist passiert?" Ich antworte nicht. Irgendwie habe ich keine Ahnung, wie ich das alles in Worte fassen soll. Ich habe keine Worte mehr. Wo sind sie? Wer hat sie verdammt nochmal gestohlen? Ich öffne den Mund, schließe ihn aber kurz darauf wieder, ohne irgendeinen Laut von mir zu geben. Ich bin verzweifelt. Nass tropft eine Träne neben mein Kissen. Ob es meine ist, oder die meiner Mum, kann ich nicht sagen. Wo sind meine Wörter? Wieder öffne ich den Mund und schließe ihn kurz darauf. Was soll ich ohne Wörter tun? Ich presse meine Lippen zusammen und schluchze leise auf. Alle schauen mich an. Keiner hat eine Ahnung, was sie tun sollen. "Sie scheint unter Schock zu stehen", stellt die Schwester fest. "Ich hole einen Arzt:" Schon war sie weg. "Oh Mia", murmelt Mum verzweifelt. Dad steht hinter ihr und fasst sie an der Schulter. Och gebe es uaf nach Wörtern zu suchen. Ich bin verloren. Und jetzt? Ich weiß es nicht. Leise fange ich an zu weinen. Mein Körper müsste eigentlich schon längst völlig ausgetrocknet sein. Mein Körper schüttelt sich unter den Schluchzern. Ich habe eine Heulattacke. Endlich bekomme ich einen Ton raus. Ich schreie. Ich kann mich nicht anders ausdrücken, also muss ich schreien. Meine Mutter zuckt zurück vor mir und ich kann sehen, wie Panik in ihr aufsteigt. Dad versucht mich festzuhalten, aber mein Körper bäumt sich auf und ich bin nicht mehr Herr meiner Sinne. Ein Arzt kommt hereingestürmt. Er gibt mir irgendetwas und ich werde wieder ruhig. Ganz ruhig. Ich schlafe ein. Ich träume von blauen Augen.

Ich wache auf und befinde mich immer noch in diesem schrecklich unbequemen Bett. Jemand hält meine Hand. Ich schaue auf. Charlotte sitzt da und schaut mich besorgt an. Als ich sie anschaue, lächelt sie. "Hey, Mia", sagt sie. Wieso müssen alle immer meinen Namen sagen? Ich weiß ganz gut, wie ich heiße. Ich öffne den Mund. Nichts. Ich schließe ihn wieder. Noch einmal öffne ich ihn und schaue sie fest dabei an. Ein heiseres Krächzen entfährt mir. Voller Verzweiflung schaue ich ihre geschockte Miene an. Schnell fängt sie sich wieder und lächelt ein wenig gequält. "Das wird wieder", sagt sie und drückt meine Hand. Kurz herrscht Stille. Dann schaut sie mir wieder in die Augen und sagt: "Vorgestern Nacht auf der Party... Der Kuss...", fängt sie an. Oh nein, ich hab ernsthaft versucht das zu verdrängen. Aber ich kann mich nicht wehren. Sie spricht weiter: "Michael tut es leid. Er war sehr... na ja... überrascht..." Ich nicke um diesem einseitigen Gespräch ein Ende zu bereiten. Eine Schwester kommt herein. Sie stellt ein Tablett mit Essen neben mein Bett und geht wieder. Ich habe keinen Hunger. Da klopft es an der Tür. Charlottes Kopf schnellt herum und wir schauen beide auf die geschlossene Tür. Kurz schaut sie mich abwartend an, dann verdreht sie leicht die Augen und ruft: "Ja?" Die Tür öffnet sich und da steht Michael. Wenn man vom Teufel spricht... Seine roten Haare stehen wie immer wild vom Kopf ab und sein Blick versetzt mir einen Stich ins Herz. Er ist besorgt um mich. Unschlüssig steht er in der Tür und starrt mich an. Dann macht er einen Schritt herein und schließt die Tür hinter sich. Charlotte lässt meine Hand los. Sie schaut Michael an, dann mich, dann wieder Michael. Sie schaut mich an und sagt dann vielsagend: "Ich geh dann mal. Ich hab noch was zu tun. Bald komme ich wieder. Versprochen." sie beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange, dann verlässt sie das Zimmer. Michael steht mitten im Raum. Er hat seine Hände in den Hosentaschen und schaut hilfesuchend auf die Tür. Dann wendet er sich mir zu. "Hi!", sagt er leise und kommt auf mein Bett zu. Ich schaue ihn nur regungslos an. Diese Situation ist ihm sichtlich unangenehm. Ich rapple mich auf und lehne mich an die Wand hinter mir. Irgendwie fühle ich mich ausgelaugt und schwach. Er nimmt sich einen Stuhl und setzt sich neben mein Bett. "Wie geht es dir?", fragt er. Ich beiße mir auf die Lippe. Mein Atem geht stoßweise. Ich will sprechen. Ich will so gerne sprechen. Wie immer öffne ich den Mund, in dem verzweifelten Versuch Wörter zu finden. Wie immer Erfolgs los. Mutlos schließe ich ihn wieder und schaue in sein verwirrtes Gesicht. Er schaut auf seine Hände. Wahrscheinlich denkt er ich bin sauer auf ihn. Was kann ich tun? Ich greife nach seiner Hand und er schaut erstaunt auf. Ich lächle leicht. Schüchtern grinst er zurück. Er ist sichtlich erleichtert, dass ich ihm nicht böse bin. Er hält meine Hand fest. "Du, das wegen dem Kuss tut mir leid." Ich schaue ihn nur an. Er holt tief Luft und fährt fort: "Ich hätte das nciht tun sollen. Du warst betrunken. Ich mag dich nun mal sehr, auch wenn ich weiß, dass du mich nicht so sehr magst wie ich dich." Hilflos sucht er meinen Blick und er kommt mir vor wie ein kleiner Welpe, der etwas dummes getan hat und einen dann mit riesen Hundeglubschern anstarrt. Er ist putzig und ich kann ihm nicht böse sein. Die Komik dieses Momentes ist zerreißend und ich muss einfach loslachen. Kurz ist er irritiert, doch dann lacht er mit und ich bekomme bald keine Luft mehr. Das tat gut. Ich entspanne mich wieder und wir schauen uns an. Sein Blick wandert zu der Uhr an der Wand und er springt auf. "Shit, ich muss los! Ich komme bald mal wieder, so schnell es geht!", ruft er und schon ist er weg. Ich bin wieder alleine. Ich habe nichts besseres zu tun, als zu schlafen.

Wieder einmal wache ich auf. Mein Rücken tut weh. Dieses Bett ist steinhart. Ich stöhne auf. Ich habe die Augen noch geschlossen und versuche das kleine unbequeme Kissen ein bisschen zu richten. Ich erstarre in meiner Bewegung. Eine Stimme. Eine mir allzu bekannte Stimme. Sofort kommt mir die Farbe blau in den Sinn. Er summt. Er summt nicht in meinem Kopf. Er ist hier.

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Hay! <3

Uuh, es ist spannend, Leute! ;D

Ich hoffe dieses Kapitel entspricht euren Vorstellungen, ich habe mir sehr Mühe gegeben beim Schreiben, ich wollte, dass es richtug gut wird. Es ist jetzt vielleicht nicht richtig gut, aber wenigstens gut ^-^

Bitte eure Gedanken ab in die Kommis! Das was ihr genau jetzt gerade denkt! Egal was es ist und egal, wie behindert es klingt! ;))

Ich bin gespannt!! :D

<3

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