8

1.4K 95 19
                                    

Zu jeder Kunst gehören zwei: einer, der sie macht, und einer, der sie braucht.

Ernst Barlach

Lise Meitner Gymnasium, 2000

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Lise Meitner Gymnasium, 2000

Ein Blick auf die Uhr verriet Talia, dass die achte Stunde sich endlich dem Ende neigte. Obwohl sie Physik liebte, saß sie heute wie auf heißen Kohlen. Chrissi stupste sie an, so dass Talias Blick in die Höhe fuhr.

»Langweile ich Sie, Frau Friedrich?« Natürlich. Herr Meisner hatte ihren Blick sofort bemerkt.

»Nein, natürlich nicht«, widersprach Talia. Der Klingelton erlöste sie und Herr Meisner entließ sie mit einem nachsichtigen Lächeln.

»In Ordnung.« Seine laute Stimme stoppte das Rascheln. Jeder wusste, dass es nicht gut war, den Unmut des Lehrers zu erregen, wenn man nicht auf Zusatzaufgaben stand. »Bitte bearbeiten Sie die Aufgaben auf Seite 36 und auf Seite 39 die ersten beiden. Ansonsten wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.« Dann warf er Damian einen Blick zu. »Herr Sommer, auf ein Wort.«

Emma wartete bereits vor dem Klassenraum. »Wochenende!«

»Was habt ihr vor?«, fragte Chrissi, als sie gemeinsam zu ihrer Freundin traten.

»Ich schlafe heute bei Talia.« Über ihrer Schulter trug Emma eine weitere Tasche, die ziemlich schwer wirkte. »Playstation spielen, endlos quatschen und das wichtigste: kein nervender Bruder.«

Kichernd liefen sie Richtung Ausgang. »Dafür gehen wir halt meiner Mutter aus dem Weg.«

Chrissi warf einen Blick über ihre Schulter. »Ich glaube, ich habe etwas vergessen.« Die Schule lehrte sich. Ihre Klassen waren die letzten, die Freitag Nachmittag noch Unterricht hatten. »Ihr müsst nicht warten. Wir sehen uns ja am Montag.«

Das Sonnenlicht, dass durch die Glastüren fiel, lockte Talia, daher verabschiedeten sie sich und in Richtung U-Bahn-Station.

»Was wohl unsere Chrissi vom Dämon will?«, zwitscherte Emma.

Die wachelnden Augenbrauen ihrer Freundin brachten Talia zum Lachen. »Wie meinst du das?«

»Was? Sag bitte nicht, dass dir Chrissis schmachtender Augenaufschlag entgangen ist?«

Auf den Straßen stockte der Verkehr, als die Elterntaxis eintrafen und sich mit dem Feierabendverkehr anlegten. »Ich hab da jetzt nicht drauf geachtet.«

Emma hakte sich unter. »Ach, Talia. Du siehst auch nur das, was du sehen möchtest, hm?«

»Glaub mir, mein Leben ist besser, je weniger ich vom Dämon sehe.« Sie seufzte. »Ich bin auf jedenfall froh, wenn sich nächstes Jahr die Klassen neu mischen. Hoffentlich werde ich ihn los und bekomme dich dazu. Nur die AGs und Sportkurse sind echt zu wenig.«

Die U-Bahn fuhr gerade ein, als sie den Bahnsteig betraten. »Das verstehe ich. Jeder braucht mehr Emma im Leben.«

Ihr Wagen stank nach Schweiß und Essen. Sie liefen weiter, bis der Geruch erträglich wurde. »Zweifelsfrei. Freitags beneide ich immer Penelope, deren Klasse heute schon mittags aus hat. Sie schläft übrigens bei Finja. Eigentlich wollten wir beide bei uns sein, aber Mama meinte, das wäre ihr zu voll. Immerhin kommt mein Vater morgen nach Hause und da will sie nicht so viel Leute im Haus haben.«

Liebe hat keine Farbe (Stadtgeflüster) LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt