reunion

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Er warf einen letzten Blick auf die Wanduhr. 3 Minuten vor halb 3. Sanft presste er seine Lippen auf die Stirn des kleinen Jungen und ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen. Die Lider flatterten nach unten und er verlor den Boden unter den Füßen. Einen Moment später fand sich Draco in einer der kleinen Gassen in Hogsmeade wieder. Niemand schien ihn wirklich zu beachten und so spazierte er langsam zum Schloss empor. Die dicke Schneeschicht und der eisige Wind röteten seine Nasenspitze. Die Finger hatte er tief in den Taschen seines langen Mantels vergraben. Er fühlte sich gut. Hogwarts kam mit jedem Schritt dichter. Auf direktem Weg lief er zum Gemeinschaftsraum der Achtklässler. Sein Plan war es, Pansy von dem Gespräch mit Harry am gestrigen Tag zu berichten. Er musste ihre Meinung hören, bevor er mit Potter sprechen konnte.

Im Gemeinschaftsraum knisterte ein Feuer und nur wenige Schüler hatten es sich in den Sesseln gemütlich gemacht. Er erblickte Granger, die in einem Buch vertieft schien. "Hey" begrüßte er sie unsicher. Sie zuckte zusammen. Sie hatte ihn nicht kommen gehört. "äh hi" erwiderte sie. Draco kratzte sich verlegen am Kopf. "Hat er den Trank vertragen? Ist er wieder normal?" Ein Lächeln zauberte sich auf Hermines Lippen. "Ja, alles okay, es hat zwar noch ein paar Stunden gedauert, aber über Nacht hat die Wirkung nachgelassen." kommentierte sie amüsiert. "äh gut, er hat nicht zufällig noch irgendwas gesagt, also wegen mir?" doch Granger schüttelte den Kopf. "okay" murmelte Draco und verschwand aus ihren Sichtfeld. Immerhin wusste er nun, dass es ihm gut ging.

Der Tag verging wie im Fluge. Er hatte Pansy von den Neuigkeiten berichtet. Sie hatte sich für ihn gefreut und meinte, er solle einfach alles auf sich zukommen lassen. Anschließend hatte Draco es geschafft, den Aufsatz für Flitwick, den er seit Tagen vor sich herschob, zu beenden. Zum Abendbrot bekam er sogar einige Gabelspitzen hinunter. Und alles ohne Potter nur einmal über den Weg zu laufen. Doch nun lag er in seinem Bett, die Vorhänge zugezogen. Die drei anderen mussten bereits schlafen, zumindest war es ruhig. Draco hatte den ganzen Tag damit verbracht, über Harrys Worte nachzudenken. Er liebte ihn. Harry hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte. Draco sehnte sich nach seinem Freund. Waren sie denn noch immer ein Paar? Konnten sie sich als solches bezeichnen? Im Grunde war es egal, denn das was er feststellte war, dass er Harrys Nähe vermisste. Er war sich unsicher überhaupt einschlafen zu können. Draco fasste einen Entschluss. Kurzerhand stand er auf und huschte mit seinen nackten Füßen über den knarzenden Dielenboden.

Möglichst leise öffnete er den grünen Vorhang einen Spalt. Harrys Gesicht kam zum Vorschein. Er hatte seine Augen geschlossen. Draco raufte sich durch die Haare. Sollte er? Jetzt oder nie, summte eine Stimme in seinem Kopf. Er hob die grüne Bettdecke ein wenig an und schlüpfte darunter. Er spürte wie die Matratze bei seinem Gewicht nachgab, doch Harry schien noch zu schlafen. Draco zog den Vorhang zu und abrupt war es finster. Er sah nichts mehr. Vorsichtig hob er seinen Arm und tastete zu seiner Linken. Er wusste nicht, wie weit der Gryffindor weg lag. Plötzlich spürte Draco warme Haut. Harry schien auf ein Oberteil verzichtet zu haben. Ein leises Brummen ertönte. Harry drehte sich auf die Seite und schien ihn zu merken. "Draco?" wisperte er verschlafen. "Harry?" hauchte Angesprochener zurück. Draco spürte, wie sich ein muskulöser Arm um ihn legte und ihn dichter an Harry zog. "hab dich vermisst" raunte Harry. Mit einem Grinsen auf den Lippen und von wohliger Wärme umgeben, schaffte es der Slytherin nach einer Weile, genau wie sein Freund, ins Land der Träume zu gleiten.

Der nächste Morgen begann abrupt. Jemand rief ihm entgegen. "Harry wach auf, da ist ne Eule für ... oh " Weasley verstummte. Dracos Augen flatterten auf und blickten in das immer röter werdende Gesicht des Rotschopfs. Harry schien nicht einmal wach geworden zu sein. "Sorry ich wusste nicht, äh schön, dass ihr euch wieder vertragt, weitermachen" murmelte Ronald ihm entgegen und entfernte sich schnell. "Weasley warte!" rief Draco ihm entgegen. Dieser stoppte in seiner Bewegung. "Was wolltest du denn?" - Ronald kratzte sich am Hinterkopf. "äh Post, ich glaube für dich auch" Er kam wieder auf das Bett zu, und reichte Draco zwei Umschläge. Bis auf die Namen schienen sie identisch.

Draco warf schnell einen Blick auf Harry. Dieser schien noch immer selig zu schlafen. Die Locken hingen ihm im Gesicht und sein linker Arm war um Dracos Hüfte geschlungen. Draco hatte das Gefühl, sein Herz würde einen Tick schneller schlagen. Er öffnete schnell seinen Brief und überflog die Worte. Er war von McGonagall. Sie wollte, dass er nach dem Mittagessen in ihrem Büro erschien, doch sie hatte keinen Grund genannt. Was hatte er denn nun wieder angestellt? Draco konnte sich den Grund nicht recht erklären, doch schien es, als würde Harry dieselbe Einladung erhalten haben. Und er hatte recht.

Nach dem Mittagessen liefen die beiden nebeneinander auf das Büro der Schulleiterin zu. Sie hielten jedoch einen gewissen Abstand zueinander und achteten beide unterbewusst darauf, sich nicht zu nah zu sein. Neben der Professorin erwartete sie bereits ein rundlicher kleiner Mann mit einem Schnauzer und Zylinder auf dem Kopf. In seiner Hand hielt er einen Aktenkoffer. "Guten Tag die Herren, bitte setzen Sie sich" sie deutete auf die beiden Stühle. Kaum saßen alle, begann der Mann zu sprechen. "Wir haben uns heute hier versammelt, weil vor einigen Tagen Andromeda Tonks von uns gegangen ist. Zuerst einmal - mein Beileid. Zum einen geht es uns heute um ihr Testament und zum anderen um Edward Remus Lupin." Dracos Blick wanderte unsicher zu Harry. Harry jedoch blickte nach unten und schien in Gedanken versunken.

"Ich werde nun ihr Testament verlesen. Andromeda Tonks Vermögen von der Gringotts Bank in London teilt sich in drei Teile, einer dieser Teile geht an Harry James Potter." Der Mann reichte Harry einen Zettel. Draco konnte nicht sehen, was darauf geschrieben stand. "Nun zu ihnen Mr. Malfoy. Ich werde ihnen den Wortlaut von Mrs. Tonks vorlesen. Meinem Neffen Draco Malfoy vermache ich mein Grundstück mitsamt dem Cottage. Mögest du hier viele glückliche und sorglose Tage verbringen." Der Mann reichte nun auch ihm einen Zettel. Die Eigentumserklärung des Grundstücks. In seinen Augen bildeten sich Tränen. Er hatte ihr kleines Häuschen geerbt? Diese kleine Wohlfühloase gehörte nun ihm? Draco konnte es nicht fassen, dass sie sich für ihn entschieden hatte. Sie hatten nicht viele Tage miteinander verbracht, doch sie schien ihn sehr ins Herz geschlossen zu haben.

Der kleine rundliche Mann fuhr fort. "Kommen wir nun zu Edward Remus Lupin. Sein Sorgerecht lag zuvor bei Andromeda Tonks. Das familiäre Gericht hat entschieden, dass Ihnen als Patenonkel das Sorgerecht des Jungen zusteht. Uns ist klar, dass Sie viel mit der Schule beschäftigt sind, doch wir haben uns mit Mrs. McGonagall verständigt und eine Lösung gefunden. Sollten sie jedoch dagegen sein, würde er vorerst einen Heimplatz bekommen, bis wir eine passende Pflegefamilie gefunden haben. Die Entscheidung liegt bei Ihnen Mr. Potter." Dracos Blick richtete sich Harry zu, doch dieser schien gar nicht lang zu überlegen. "Einverstanden. Ich werde für ihn Sorgen und die volle Verantwortung übernehmen." sicherte er dem Mann mit entschiedener Stimme zu. Draco wusste, dass es die richtige Entscheidung war, etwas anderes hätte er von Harry nicht erwartet.

Nachdem sie einige Unterschriften gesetzt hatten, durften sie das Büro verlassen. Als die zwei die Tür hinter sich ins Schloss fielen ließen, blickten sie sich einen Moment an und fielen in eine feste Umarmung. Draco atmete Harrys Duft ein und vergrub sein Gesicht in den weichen Locken.

Den Rest des Samstags verbrachten die zwei in Harrys Bett. Draco hatte seinen Kopf an Harrys Schulter gekuschelte, während es draußen friedlich schneite. "Draco?" murmelte Harry. "Ist zwischen uns alles wieder okay?" mit Harrys Stimme schwang eine Woge Unsicherheit. Draco überlegte einen Moment, doch dann nickte er. "Versprich mir, dass nächste Mal, wenn irgendwas ist, darüber zu reden." - "Versprochen" erwiderte Harry sofort und klang erleichtert. "Unser erster richtiger Beziehungsstreit." murmelte Draco. "Ich hätte gedacht, dass der viel früher gekommen wäre, ich hätte vor ein paar Jahren nicht einmal gedacht, dass ich es 10 Minuten mit dir in einem Raum aushalte, ohne Verletzungen und Beschimpfungen." feixte Harry. "Idiot".

"Draco?" - "Ja?" Draco spürte Harrys Blick auf sich. "Hilfst du mir mit Teddy?" - "Selbstverständlich" kam es aus Draco geschossen. "Draco" Harry pausierte einen Moment. "Ich will, dass er eine tolle Kindheit hat und mit einer Familie aufwächst, die ihn liebt." Dracos Augen trafen auf Harrys. Das Grün schimmerte ihm unsicher, doch voller Liebe entgegen. Erst jetzt realisierte Draco, was Harry ihm sagen wollte. Harry wollte mit ihm eine kleine Familie gründen. Draco beugte sich zu ihm vor und presste seine Lippen auf Harrys. Da war es wieder. Dieses Gefühl wie auf Wolken zu schweben. Dieses Gefühl alles erreichen zu können. Als sie sich wieder voneinander lösten, hielt Draco seine Augen noch einen Moment länger geschlossen und wisperte: "Ich liebe dich".

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Wer hätte damit gerechnet? Scheint ja alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen zu sein.

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Grün und Rot - Drarry FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt