nine

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Na Jaemin

Mittwoch

Müde verlasse ich den Wohnblock und steige nachdem ich ein paar Minuten gegangen bin in die nächstbeste U-Bahn. Es ist mal wieder an der Zeit einzukaufen, denn unser Kühlschrank wird immer leerer. Allerdings ist das mit fünf Personen wohl auch kein Wunder.

Von meinem Dad haben wir noch immer gar nichts gehört, also dauert seine Kur wohl immer noch an. Ich hoffe zwar, dass er bald wiederkommt, aber am wichtigsten ist es, dass er sich möglichst schnell und bald komplett erholt.

Mit Musik in den Ohren sehe ich aus dem Fenster hinaus ins Dunkle. Es ist zwar nicht so schön hier, aber das sind ein paar der Minuten, in denen ich mich irgendwie entspannen kann.

An der richtigen Haltestelle steige ich dann aus und gehe den restlichen Weg weiter zu Fuß. Ab und zu sehe ich mich etwas um, doch die meiste Zeit habe ich meinen Blick auf den Boden gerichtet. Etwas sonderlich spannendes gibt es ja auch nicht zu sehen.

Angekommen nehme ich mir einen Einkaufswagen und betrete den Supermarkt. Schnell stelle ich fest, dass ich eine ziemlich schlechte Uhrzeit erwischt habe, denn es ist extrem voll. Aber was soll's, jetzt wo ich schon mal hier bin, kann ich das auch fertig machen. Während ich also einkaufe sehe ich immer wieder auf die Liste, die ich Zuhause angefertigt habe, was wir überhaupt so brauchen. Und das ist irgendwie ganz schön viel. Hoffentlich hab ich wenigstens genug Geld dabei, denn sonst wird das ganze hier kritisch und vor allem ziemlich peinlich.

Als ich alles habe, oder es zumindest glaube, begebe ich mich zur Kasse, an der ich erstmal eine Weile warten muss, da noch ziemlich viele andere Personen vor mir stehen. Dann lege ich den ganzen Kram aufs Laufband und bezahle, als ich dran bin. Zum Glück reicht das Geld, also ist alles gut. Ich packe die Lebensmittel in insgesamt zwei Tüten, die nicht gerade leicht sind, aber das stört mich nicht sonderlich.

Ich verlasse das Geschäft und mache mich auf den Weg zurück zur U-Bahn-Station. Aber auf dem Weg dorthin fällt mir etwas ins Auge, weshalb ich vorerst etwas näher ran gehe, dann aber stehenbleibe.

Etwas weiter vorne sitzt Jeno in einem Café. Mit einem anderen Jungen. Theoretisch hat das nichts zu sagen, denn wir haben beide andere männliche Freunde und dementsprechend ist man auch ab und zu mit diesen unterwegs. Aber irgendwie hab ich ein komisches Gefühl.

Aber ich hab nicht mal das Recht überhaupt über sowas nachzudenken. Wir sind nicht mehr zusammen und das ist meine Schuld. Er kann machen, was er will und ich natürlich auch.

Ein Stechen durchfährt meinen Körper, als der andere Typ sich plötzlich zu Jeno rüber beugt und ihn in einen Kuss verwickelt. Shit. Aber was habe ich erwartet? Dass er jetzt für immer single bleibt, weil ich es mit unserer Beziehung verkackt hab?

Jeno ist ein begehrter Typ. Natürlich besonders von vielen Mädchen, aber auf die steht er ja nicht. Trotzdem, auch viele Jungs, die logischerweise auch auf Typen stehen, haben Gefallen an ihm.

Ich war so glücklich mit ihm. Wie konnte ich so bescheuert sein und zulassen, dass das passiert? Ich bin wirklich ein Idiot.

Auch wenn es irgendwie klar war, dass er jemand Neues und vor allem Besseres für sich findet, tut es unfassbar weh. Ich weiß, dass alles meine Schuld ist und ich derjenige bin, der es hätte verhindern können, aber trotzdem tut es weh.

Da ich spüre wie mir die Tränen kommen, gehe ich schnell weiter und versuche die Bilder, die sich eben vor mir abgespielt haben aus meinem Kopf zu verdrängen. Das ist aber leider alles andere als einfach. Trotzdem bleibe ich standhaft und heule nicht; zumindest noch nicht.

Während ich in der U-Bahn zurück nach Hause sitze, starre ich einfach nur auf meine Füße. Ich versuche an nichts zu denken, aber es fällt mir schwer. Die Bilder kommen immer wieder zurück.

Zuhause angekommen, sortiere ich die Einkaufe weg und begebe mich dann geradewegs in mein Zimmer. Yeona ist noch beim Training, von wo ich sie später noch abholen muss und Yujun ist bei einem Kumpel zum spielen. Dessen Eltern bringen meinen Bruder jedoch netterweise nach Hause.

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und fange, wie vermutet, ziemlich schnell an zu heulen. Mich macht das gerade einfach extrem fertig und das ist nicht mal im geringsten berechtigt.

So ein Scheiß man.

sweet lies - nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt