eighteen

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Lee Jeno

Freitag

Eine gute halbe Stunde später bin ich mit den Einkäufen zurück in der Wohnung und stelle die Tüten auf dem Tisch in der Küche ab. Als ich gegangen bin, habe ich einfach Jaemin's Schlüssel mitgenommen, da er diesen ja gerade sowieso nicht braucht.

Bevor ich mich ans Auspacken mache, gehe ich erstmal kurz zu Jaemin und öffne leise die Tür einen Spalt, um zu sehen, ob er vielleicht doch schon wach ist. Allerdings hatte ich recht und er scheint noch ziemlich fest zu schlafen. Und das ist auch gut so.

Also gehe ich zurück in die Küche und räume nach bestem Gewissen alles weg. Als ich damit fertig bin, sehe ich mich um. Vielleicht gibt es ja noch mehr, was ich machen könnte. Ich will aber auch nicht in jedes Zimmer gehen; das würde dann wirken, als würde ich rumspionieren. Auf die Idee würde ich zwar nie kommen, aber trotzdem.

Eine Weile lang räume ich noch ein paar Sachen auf und erblicke dann durch Zufall die Stundenpläne von Yeona und Yujun. Die beiden essen ihr Mittag meistens Zuhause, deshalb werde ich jetzt einfach mal etwas vorbereiten. Ich hoffe mal, dass ihre Mutter noch nichts geplant hat, aber sie wäre mir bestimmt nicht böse.

Es dauert nicht mehr allzu lange, bis Jaemin's jüngere Geschwister wieder da sind, also werd ich einfach schon mal langsam mit dem Essen anfangen. Ich muss mich wirklich absolut nicht hetzen und das macht die Sache noch entspannter.

Ab und zu sehe ich nach Jaemin, aber dieser schläft immer noch tief und fest. Scheint so, als hätte er einiges an Schlaf nachzuholen. Aber dann ist es ja umso besser, dass er jetzt etwas Ruhe hat.

Wenige Zeit später höre ich das Geräusch der Haustür, weshalb ich in den Flur trete, um nachzusehen, wer da ist.

"Jenoo!", ruft Yujun glücklich und läuft auf mich zu, um mich zu umarmen. Der Kleine ist wirklich ein Engel und ich hab ihn sehr gern. Und er mich wohl auch. "Warum warst du so lange nicht bei uns?"

"Naja, Jaemin und ich hatten beide viel mit der Schule zu tun und da haben wir es einfach nicht so wirklich geschafft, uns zu treffen.", erwidere ich mit einem Lächeln und auch wenn das nicht die Wahrheit ist, scheint er mir zu glauben. Aber das ist auch gut so. In seinem Alter sollte er sich noch nicht mit Problemen wie unseren auseinandersetzen.

"Ui, hey Jeno.", begrüßt mich kurz darauf Yeona, die ebenfalls durch die Haustür kommt. Auch sie mag ich total gerne. Sie ist klug und ein unfassbar liebes Mädchen.

"Hey, wie geht's dir?", frage ich sie, während sie sich ihre Jacke auszieht.

"Eigentlich echt gut. Also die Schule ist ein bisschen anstrengend gerade, weil wir demnächst voll viele Arbeiten schreiben, aber ansonsten wirklich gut. Und dir?", erwidert sie lächelnd.

"Genauso wie dir eigentlich. Ja, Schule ist wirklich anstrengend."

"Jeno Hyung, hast du Essen gemacht?", fragt Yujun aufgeregt nachdem er in die Küche gegangen ist.

Ich nicke bejahend. "Ihr habt doch bestimmt Hunger, oder?"

"Jaa und wie.", der Kleinste lächelt breit und setzt sich an den Tisch. Yeona und ich setzen uns schmunzelnd dazu.

"Wo ist Jaemin?", fragt sie dann, während ich beiden etwas zu Essen auf ihren Teller fülle.

"Er schläft. Vorhin war er total müde und da hab ich gesagt, dass er sich ruhig hinlegen kann. Kochen kann ich ja immerhin auch.", erkläre ich mit einem Zwinkern.

"Ja, das stimmt.", Yeona lacht leise. "Aber gut. Er sah in letzter Zeit wirklich immer ganz schön müde und irgendwie fertig aus..."

"Echt?"

"Ja schon, aber er sagt immer, dass es an der Schule liegt. Aber das ist ja auch wirklich anstrengend.", sie zuckt mit den Schultern.

Wenn selbst Jaemin's jüngeren Geschwistern auffällt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, dann will das wirklich etwas heißen. So wie ich ihn kenne, lässt er sich besonders vor den Kleinen so wenig anmerken wie möglich. Er sagt immer, dass er das Vorbild ist und deshalb seine Probleme nicht mit ihnen klären will, außer natürlich, wenn es absolut notwendig ist. Viel eher will er für die beiden da sein und ihnen helfen, wenn es ihnen mal schlecht geht. Aber ich kann ihn da verstehen. Ich wäre vermutlich genauso, wenn ich jüngere Geschwister hätte.

"Du Jeno?", reißt mich Yujun aus meinen Gedanken.

"Hm?"

"Können wir gleich was zusammen spielen? Bittee."

"Erstmal musst du deine Hausaufgaben machen.", wirft seine ältere Schwester schmunzelnd ein, weshalb er leicht schmollt, kurz darauf aber schon wieder euphorisch nickt.

"Ich bin ganz schnell damit! Aber danach spielen wir, oder?", fragt er direkt darauf und ich nicke zustimmend.

"Geht in Ordnung. Aber Yeona hat recht; erstmal Hausaufgaben vernünftig erledigen, ja?", erwidere ich mit einem Lächeln.

Yujun nickt eifrig und isst dann weiter. Nachdem die beiden fertig sind, erkläre ich mich bereit, den Tisch abzuräumen und die beiden gehen in ihre Zimmer. Wahrscheinlich, um mit ihren Hausaufgaben anzufangen.

In der freien Zeit sehe ich erneut nach Jaemin, aber dieser schläft noch immer. Aber er sieht friedlich aus und das beruhigt mich total. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und gehe dann wieder aus seinem Zimmer.

Dass ich immer noch Gefühle für ihn habe, kann ich einfach nicht leugnen. Und kontrollieren kann ich mich anscheinend auch nicht.

sweet lies - nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt