Kapitel 49

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Suvi rannte auf die Bühne und mit einem Satz über die Absperrung. Sie hörte wie ihr jemand folgte, doch sie sah sich nicht um. Sie rannte durch die leere Halle nach draußen und dort sah sie sich um. Auf der einen Seite waren Fans, auf der anderen Autos und vor ihr war die Straße.
Und wohin jetzt?, dachte sie und entschied sich dann für die Autos.
Sie rannt los und hielt erst als sie über den Parkplatz hinausgelaufen war. Sie wurde langsamer und ließ sich auf die Bordsteinkante sinken. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und weinte.
Plötzlich spürte sie, wie sich jemand neben sie setzte und zu sich zog. Suvi weinte weiter und die Tränen nahmen ihr die Sicht.
„Hey, alles ist gut.", sagte Riku leise.
Suvi schluchzte auf und meinte: „Aber er hat total viele Schmerzen."
Riku nickte. „Hat er. Aber du hast dafür gesorgt, dass er nicht noch mehr Schmerzen haben muss. Weil was glaubst du, was der Mann gemacht hätte, wenn du ihn nicht K.O. getreten hättest? Er wäre auf Samu los gegangen, oder nicht?", fragte Riku und langsam beruhigte Suvi sich.
„Danke Riku.", sagte sie und ließ ihren Paten los.
„Nicht dafür, aber nun komm. Samu bekommt drüben den Ausraster des Jahres... er schreit alle an, wir hätten besser dich festhalten sollen und bla bla bla. Und er lässt sich nicht mehr untersuchen.", sagte Riku und stand auf.
„Och Papa! Das ist so ein oller Sturkopf!", sagte Suvi und seufzte.
„Das hast du jetzt gesagt!", lachte Riku. Gemeinsam liefen sie zurück zur Halle.
Suvi konnte schon von weitem hören, wie ihr Vater schimpfte: „Hättet ihr nicht aufpassen können? Diese Frau läuft bestimmt noch draußen herum. Was wenn sie Suvi erwischt und überrascht? Dann..."
Suvi machte die Türe auf und sah Samu mit dem Rücken zur Tür im Raum stehen. Er hatte kein Shirt an und Suvi konnte einen großen Kratzer auf seinem Rücken sehen. Als die Türe aufging, drehte der Finne sich ruckartig um und stürmte auf Suvi zu.
„Renn nie wieder weg, wenn da draußen eine gemeingefährliche Frau rumläuft!", flüsterte er und drückte seine Tochter an sich.
„Ich brauchte nur Luft.", erklärte Suvi leise. Suvi sah ihrem Vater in die Augen und sah den Schmerz, den er hatte. Sie drückte ihn vorsichtig und sagte dann: „Papa, bitte lass dich fertig untersuchen. So ein Bluterguss am Bauch kann schwere Folgen haben. Und ich will nicht, dass dir etwas passiert und du willst nicht, dass die Tour abgesagt werden muss. Also lass dich fertig untersuchen.", flehte sie und Samu nickte. Wortlos legte er sich zurück auf das Sofa sinken und die Untersuchung über sich ergehen.
Die restliche Untersuchung verlief reibungslos und schon bald verabschiedeten sich die Sanitäter. Sie sagten, dass Samu einfach gucken sollte, ob der Bluterguss größer werden würde und wenn ja, dann sollte er einen Arzt aufsuchen. Sonst konnten sie auch nicht mehr machen. Suvi war beruhigt, dass es offenbar doch „nur" schlimm aussah und nicht tatsächlich so schlimm war.
Jetzt musste Samu nur noch erzählen was passiert war und dann könnten sie ins Hotel zurück.
„So, after the concert we went backstage, and I waited for Suvi. But she didn't come, and I started to worry. So, I went off to find her. When I got outside, this woman pulled me around the corner. I pushed her away and told her that I don't want anything from her and that she should leave me alone. She didn't want to understand that and called her buddy. He pressed me against the wall and tied me with my shoelaces. Then he left and just let his girlfriend... do her thing. She kissed me, even though I told her several times that I didn't want to. She also scratched my back once, which is why I have a big scratch there ... Yes, and then Suvi came, and you already know the rest... (Also, nach dem Konzert sind wir in den backstage Bereich gegangen und ich habe auf Suvi gewartet. Aber sie kam nicht und ich habe angefangen mir Sorgen zu machen. Also bin ich los, um sie zu suchen. Als ich draußen ankam, zog mich diese Frau um die Hausecke. Ich habe sie weggeschoben und ihr gesagt, dass ich nichts von ihr möchte und sie mich in Ruhe lassen soll. Das wollte sie nicht verstehen und hat ihren Kumpel gerufen. Der hat mich an die Wand gedrückt und mich mit meinen Schnürsenkeln gefesselt. Dann ist er gegangen und hat seine Freundin einfach mich belästigen lassen. Sie hat mich geküsst und das obwohl ich ihr mehrmals gesagt habe, dass ich das nicht möchte. Auch hat sie mir einmal voll über den Rücken gekratzt, weswegen ich dort jetzt einen großen Kratzer habe... Ja und dann kam Suvi, und den Rest kennen Sie ja schon...)", erzählte er und Suvi zuckte zusammen.
Wäre sie etwas früher gekommen, hätte Samu vielleicht wenigstens nicht diesen riesen Kratzer auf dem Rücken. Riku merkte ihre Gedankengänge offenbar, denn er stellte sich unauffällig zu ihr und flüsterte:
„Wehe du machst dir jetzt vorwürfe! Wir können froh sein, dass du Samu überhaupt gefunden hast."
Suvi ließ die Schultern hängen und nickte.
„Suvi, bitte. Mach dir keine Vorwürfe.", sagte jetzt auch Samu.„Ich bin dir so dankbar, dass du mich gefunden hast. Ich will nicht wissen, was dieses Weib sonst noch mit mir angestellt hätte.", fügte er hinzu. Bei dieser Vorstellung fing Suvi wieder an zu weinen. Sie lief auf ihren Vater zu und er fing sie auf. Sie lehnte sich an ihn und er drückte sie an sich.
„Pass auf dich auf, ja?", fragte sie und Samu drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
„Versprochen.", flüsterte er.

Nach diesem kleinen Gefühlsausbruch verabschiedeten sich die Polizisten und sagten, sie würden sich um die Anklage kümmern. Tom kam herein und brachte sie zurück zum Bus, welcher die sechs wieder ins Hotel bringen würde.
Suvi wich Samu den ganzen Weg über nicht einmal von der Seite. Zu groß war ihre Angst um ihn und auch um sich selber. Auch wenn sie den Mann recht problemlos hatte erledigen können, wusste sie, dass sie es nicht noch einmal so schaffen würde.
Eine solche Glanzleistung konnte man nur unter extremer Aufregung abliefern.  

SEINE Tochter (Samu Haber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt