CN:
• Psychiatrie(n)
• Suizidalität
• Missbrauch
• Dissoziationen
• SelbstverletzungIch bin seit 5 Wochen in der offenen Psychiatrie, der Regelrahmen sind 4-6 Wochen, aber nicht mehr. Hergekommen bin ich suizidal, also eigentlich kein Fall für eine offene Station, allerdings sind geschlossene Stationen nicht unbedingt Orte, an denen man gut auf die Beine kommt, zumindest meiner Erfahrung nach. Also Offene, aber mit Lebensvertrag.
Vor drei Tagen hatte ich eine Krise, versteckte mich unter einem Waschbecken und war teilweise nicht ansprechbar als mich die Pflege fand. Hätten mich die Dissoziationen nicht so sehr gelähmt hätte ich mir sicher etwas angetan.Heute habe ich die Nachricht bekommen ich würde in 6 Tagen zu meinem Geburtstag entlassen werden.
Das größere Problem ist aber, dass ich noch bei meinen Eltern wohne (ich kann neben der Schule nicht arbeiten um mir eine Wohnung leisten zu können). Mein Vater hat Schuld an großen Teilen meiner Traumatisierung. Seit Kurzem kann ich mich an neue Dimensionen des emotionalen Missbrauchs erinnern. Zurück zu meinen Eltern kann ich also nicht. Aus dem Grund soll ich eigentlich auch in eine Wohngruppe, aber das kann noch Wochen dauern.Was heute also blieb, war blanke Angst und die Flucht nach vorne. Ich wollte mich entlassen lassen und dann entweder in eine Geschlossene eingeliefert werden oder mich umbringen, das wollte ich spontan entscheiden.
Dem Vorhaben setzte die Ärztin, die meine Entlassung unterschreiben sollte, aber rasch ein Ende. Als ich ihr erzählte, was geschehen war, ging plötzlich alles sehr schnell und ich sollte beim Oberarzt vorsprechen. Sie ging davon aus, dass ich entlassen werden sollte, weil die Klinik meinen Platz bräuchte für andere Patienten und das fand sie inakzeptabel.
Wie sich beim Oberarzt dann aber herausstellte, drängt meine Krankenkasse auf eine schnelle Entlassung. Das Kontingent seien 6 Wochen. Er versucht nun über eine Art Härteantrag noch ein paar Wochen rauszuschlagen.Die Moral der Geschichte ist: Standardisierte Behandlungen brauchen viel mehr Spielraum. Der Mensch ist keine Maschine, dem man die Wartungszeit ablesen kann.
Wäre ich nicht so verräterisch instabil oder die Ärztin weniger menschlich gewesen, hätte ich mich vielleicht wirklich umgebracht. Ich will nicht mutmaßen wie viele andere Menschen so schon durch das System gefallen sind...
DU LIEST GERADE
100 Days of Twilight Zone
Non-FictionCN: • Suizidalität • Psychische Erkrankungen • Krankenhäuser und Kliniken • Homo- und Transphobie "Stell dich mal nicht so an." "Ach, das bisschen Kopfweh." "Ach Sie sind behindert? Das sieht man ja gar nicht!" Ich habe gleich mehrfach abgesahn...