𝓚ä𝓶𝓹𝓯𝓮 𝓯ü𝓻 𝓭𝓮𝓲𝓷𝓮 𝓩𝓲𝓮𝓵𝓮, 𝓴ä𝓶𝓹𝓯𝓮 𝓯ü𝓻 𝓭𝓮𝓲𝓷 𝓛𝓮𝓫𝓮𝓷. 𝓛𝓮𝓫𝓮 𝓭𝓲𝓮𝓼𝓮𝓼 𝓛𝓮𝓫𝓮𝓷. 𝓔𝓼 𝓲𝓼𝓽 𝓭𝓲𝓻 𝓰𝓮𝓼𝓬𝓱𝓮𝓷𝓴𝓽 𝔀𝓸𝓻𝓭𝓮𝓷 𝓾𝓷𝓭 𝓶𝓪𝓷 𝔀𝓮𝓲ß 𝓷𝓲𝓮𝓶𝓪𝓵𝓼 𝔀𝓲𝓮 𝓼𝓬𝓱𝓷𝓮𝓵𝓵 𝓮𝓼 𝓮𝓷𝓭𝓮𝓷 𝔀𝓲𝓻𝓭.
Olivia war auf dem Heimweg. Sie lief unter den großen Glaskuppeln entlang und schaute starr geradeaus, bis ein Schild ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es gehörte zum Zeitungsstand und Olivia blieb automatisch davor stehen. Rakete zur Erde startet morgen um 18:00 Uhr, stand darauf und in kleinerer Schrift darunter wurde verkündet, wer die Passagiere waren, dass es der letzte Flug zur Erde diesen Monat war und dass noch Plätze frei waren. Sie blieb einen Moment vor dem Plakat stehen und starrte es an, als ob es ihr Leben retten könnte. Das konnte es natürlich nicht, ihr Leben war schon vor einer Weile verloren gegangen. Sie hatte eine tödliche Krankheit, die immer wieder Schwindelanfälle verursachte. Und bald auch meinen Tod, dachte sie bitter. Sie hatte nur noch etwas weniger als ein halbes Jahr zu leben und sie würde diese Zeit nutzen, um einmal in ihrem so kurzem Leben zur Erde zu reisen.
Entschlossen setzte sie ihren Weg fort, obwohl ihr Rand des Sichtfeldes mal wieder verschwamm, was auf ihre Krankheit zurückzuführen war. Das Ortungsgerät stach mal wieder in ihren Handballen, aber sie ignorierte es und dachte an die Erde. Das war der Geburtsplanet der Menschheit, die sich wahrscheinlich früher nie hatte erträumen lassen, dass die Venus bewohnbar gemacht werden könnte. Bewohnbar. Dieses Wort war eigentlich auch nichts anderes als eine der viel zu vielen Lügen hier. Man konnte hier leben, dank den Kuppeln die die unerträgliche Hitze und den Säureregen des Planten draußen hielten, aber Freude oder Freiheit waren hier Mangelware, denn die Venus war eine Monarchie, angeführt von den beiden Herrschern Romulus und Remus. Wieder fragte sich Olivia was sich der Vater der Zwei dabei gedacht hatte, seine Söhne nach irgendwelchen Erd-Mythenfiguren zu benennen. Sie waren nicht mehr 1300 nach der Geburt Christus sondern 1447 nach der ersten Landung auf dem Mars.
Wieder eine Lüge. Die Menschen glaubten nicht mehr an einen Gott. Aber ich tue es!, dachte Olivia trotzig, der Glaube war das Einzige was ihr von ihrer Mutter übriggeblieben war. Sie hatte die gleiche Krankheit wie Olivia gehabt, war aber erst mit 34 gestorben. Olivia dagegen waren nur 16 Jahre zugestanden worden, wobei sie selbst darüber wohl glücklich sein müsste. Sie schaute wieder auf und erblickte ihr Elternhaus, Nein nicht ihr Elternhaus sondern ihr Vaterhaus. Und den werde ich jetzt fragen, ob ich in dieser Rakete mitfliegen darf. Mit diesem Gedanken lief sie die Treppe nach oben, klopfte an der Tür des Arbeitszimmers ihres Vaters und trat ein.
Nicht die Nerven verlieren!, sagte sie sich und begann sofort zu sprechen, den Blick starr auf die Füße gerichtet: "Vater, ich will mit dieser Rakete zur Erde fliegen." "Du willst was?" Ihr Vater starrte sie entgeistert an und Olivia hob den Blick. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Bruder Mael ebenfalls im Zimmer stand und sie wahrscheinlich ebenso fassungslos anstarrte wie ihr Vater. "Du kannst nicht dahin, der Krankheitsprozess wird sich beschleunigen, wenn du so etwas mitmachst", erhob er nun die Stimme. Olivia schaute ihrem Bruder in die Augen. "Eben deshalb muss ich gehen. Ich werde nicht hier in dieser Monarchie sitzen bleiben und warten bis ich sterbe. Wenn ich schon sterbe, will ich wenigstens einmal die Erde gesehen haben, unsere Heimat."
Ihr Vater stand auf und musterte sie genau. "Es tut mir leid, aber genau wie dein Bruder sagt, kann ich das nicht verantworten. Ich würde dich nie wiedersehen, ich wäre alleine, ohne Familie und ich will außerdem, dass du noch möglichst lange den Genuss des Lebens haben kannst." Olivia starrte ihren Vater fassungslos an. Sie würde doch wohl glücklich sein dürfen. "Du glaubst mein Leben ist ein Genuss? Hier?" Sie deutete auf das Fenster, durch das man die Glaskuppel und einen riesigen Schriftzug: Wohl den Königen, sehen konnte. "Glaubst du ich genieße es hier mit einem Chip unter der Haut, damit die Könige wissen wo ich bin und der ständigen Sehnsucht nach der Erde. Und was soll das heißen, du würdest dann keine Familie mehr haben. Mael würde hierbleiben und ich bin sowieso in weniger als sechs Monaten tot!"
Ihr Vater rieb sich die Schläfen. Er war eigentlich sehr liebevoll, doch seit dem Tod ihrer Mutter, war er ein wenig verschlossen geworden. "Wenn du gehst, was überhaupt nicht in Frage kommt, würde dich dein Bruder natürlich begleiten. Und wenn ihr erstmal auf der Erde seid, werdet ihr nicht wiederkommen." Seine Stimme war ruhig und erschöpft, ganz anders als Olivias, die ihn angeschrien hatte. Sie bekam ein wenig schlechtes Gewissen, doch sie verdrängte es. "Na gut!", sagte sie. "Dann werde ich nicht gehen!" Lüge!, schrie ihr Gehirn, doch sie verdrängte die Stimme und ging so würdevoll wie möglich aus dem Zimmer.
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Olivia saß auf ihrem Bett und starrte auf die Wand. Es sah so aus als ob sie traurig war, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm, der hauptsächlich daher rührte, wie sie ungesehen fliehen konnte. Worte reichten nicht aus, um sie zurückzuhalten, höchstens um ihr ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Sie würde gehen, egal ob ihr Vater es ihr verbot oder nicht. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wie sie ungesehen wegkommen könnte und woher sie ein Raumschiff herbekam, das auf Autopilot zur Erde flog. Ihr Bruder kam herein und lehnte sich an den Türrahmen. Nach einer Weile blickte Olivia auf. "Was willst du?" Er kam auf sie zu und setzte sich neben ihr auf das Bett. "Ich hab noch mal mit Vater geredet, aber er lässt nicht locker.", sagte er ruhig. "War ja klar.", murmelte Olivia und starrte wieder auf die Wand. Als sich Mael vor sie stellte, senkte sie den Blick auf die Bettdecke. "Und du? Du stehst doch auf seiner Seite. Warum hast du mit ihm geredet." "Ich stehe auf deiner Seite und das bedeutet manchmal dich zu schützen. Auch vor dir selbst." "Vor mir selbst.", sie versuchte ihre Stimme neutral klingen zu lassen, aber das klappte ziemlich schlecht. "Weißt du eigentlich, dass das mein größter Wunsch ist. Ich habe nur noch so wenig Zeit und wenn ich nicht jetzt losgehe, werde ich nie auf der Erde ankommen!" Trotz ihrer aufgebrachten Stimme starrte sie immer noch auf die Bettdecke. Mael seufzte. "Glaubst du für mich ist das leicht? Ich weiß doch, dass du dir immer schon einmal gewünscht hast, auf die Erde zu kommen, ich weiß doch wie es in dir drinnen aussieht, aber es ist nicht leicht. Wir wissen Beide, dass du die Erde wahrscheinlich sogar noch sehen wirst, aber ich kann nicht einfach mit dir in ein Abenteuer stürmen, das ziemlich sicher deinen Tod bedeutet."
Das erste Mal, seit er ins Zimmer gekommen war, schaute sie auf und suchte seinen Blick. Ja, er war ihr Bruder und kannte sie schon ihr Leben lang, er verstand sie. Vielleicht sogar besser, als ihr Vater. "Ich weiß, dass ich sterben werde, aber bevor ich sterbe, möchte ich einmal die Erde sehen und nicht hier herumsitzen, auf diesem Planeten, den ich hasse und warten, bis es mich erwischt." Er stand auf. "Das verstehe ich doch, aber ich kann dich nicht begleiten, ich kann es einfach nicht, wenn ich damit zu deinem Tod betrage!" Er zog sie vom Bett hoch und umarmte sie, doch plötzlich verschwamm alles um sie herum und ihr wurde schwindelig. Das passierte ihr häufiger, doch was nützte die Routine, wenn ihnen ein Arzt prophezeit hatte, dass sie eines Tages nicht mehr aus der Bewusstlosigkeit aufwachen würde.
So stellte sich wie jedes Mal die Angst bei ihr und ihrem Bruder ein. "Verdammt, Olivia!", murmelte ihr Bruder und versuchte sie aufzufangen sodass sie nicht aus seinen Armen fiel, doch bevor er sie auffangen konnte, schlug sie mit dem Kopf an einem Regal an und ihr wurde schwarz vor Augen.
1302 Wörter
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Venus - Reise nach Hause
Historia Corta-Kurzgeschichte- 1447 nach der ersten Landung auf dem Mars. Beinahe alle Planeten sind besiedelt. Olivia hat eine eine tödliche Krankheit und einen Traum. Einmal zur Erde zu fliegen. Olivia saß auf ihrem Bett und starrte auf die Wand. Es sah so au...