𝓛𝓮𝓫𝓮 𝓱𝓮𝓾𝓽𝓮. 𝓜𝓸𝓻𝓰𝓮𝓷 𝓴ö𝓷𝓷𝓽𝓮 𝓮𝓼 𝓭𝓪𝓯ü𝓻 𝔃𝓾 𝓼𝓹ä𝓽 𝓼𝓮𝓲𝓷.
Langsam öffnete sie die Augen und blinzelte. Sie lag auf ihrer Matratze, Mael und ihren Vater neben sich. Als sie ihre Stirn abtastete, entdeckte sie, dass sich dort eine fette Beule bildete, wo sie an das Regal gestoßen war. Mael bemerkte als Erster, dass sie aufgewacht war. "Hey. Wie geht es dir?", fragte er, sichtlich erleichtert, dass sie aufgewacht war. Jetzt drehte auch ihr Vater den Kopf und man sah auch ihm die Erleichterung an. Er hatte sich wahrscheinlich ausgemalt was passiert wäre, wenn sie nicht mehr aufgewacht wäre. "Mir geht es ganz gut", krächzte Olivia. "Wie viel Uhr ist es jetzt?" Sie setzte sich langsam auf und lehnte sich an Mael, der sagte: "Jetzt ist es etwa 8:30 Uhr. Wir haben deinem Ausbilder Bescheid gesagt, dass du später kommst."
Ausbilder, das war wieder so ein Wort, was die Menschen früher noch nicht gekannt hatten. Nun dominierte es den Alltag auf der Venus. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass es früher eine Schule bis zur 12. Klasse gegeben hatte, in der die Kinder alles Mögliche gelernt hatten. Jetzt gab es die Schule nur noch bis zur 5. Klasse, dann begann man eine Ausbildung. Länger brauchte man nicht zur Schule zu gehen, da es jetzt andere Techniken gab, seinen Alltag zu meistern. Wozu gibt es Handys, dachte sie bitter. Sie persönlich war in der Lehre um Soldatin zu werden. Als sie die Lehre begonnen hatte, war ihr nicht klar gewesen, wie wenig Zeit ihr noch blieb. Jetzt ging sie trotzdem immer noch in die Lehre, einfach weil es ihr Spaß machte und sie sich wenigstens Selbstverteidigen können wollte.
"Kann ich jetzt losgehen?", fragte sie und nahm sich einen Apfel aus der kleinen Obstschale in ihrem Zimmer. "Willst du nicht vorher noch etwas essen?", stellte ihr Vater die Gegenfrage. "Nein, ich habe keinen Hunger und Mittagessen gibt es ja nach dem Training im Lager." "Okay", sagte ihr Vater. Man merkte ihm an, dass er eigentlich nicht wollte, dass sie sofort wieder losging, aber es ihr zu Liebe verbarg. Mael, dem das sofort aufgefallen war, meinte: "Ich bring dich hin." Er selbst hatte seine Lehre als Techniker für Hardware letzten Monat abgeschlossen und war mit 18 Jahren befugt einen Job anzunehmen. Er hatte allerdings noch keinen gefunden, weshalb er ziemlich viel Freizeit hatte und diese an seiner Familie ausließ. So kam es, dass Olivia für ihr Training zu Hause immer einen Trainingspartner hatte, wenn sie einen brauchte.
Olivia hatte nichts dagegen, von ihm gebracht zu werden und nickte. Dann stand sie auf, schnappte sich ihre Jacke und öffnete die Tür zum Flur. "Kommst du?", fragte sie in Maels Richtung und lief zur Haustür.
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Nach ihrem Training liefen die Beiden zurück nach Hause und Olivia nutzte die Gelegenheit, um sich wieder einmal ein wenig umzuschauen. Die Stadt war schön ohne Zweifel. Allerdings galt das für Leute, die sich nichts aus Natur oder Individualität machten. Olivia hatte gehört, dass auf der Erde die Städte nach und nach gebaut wurden und immer neue Baustile hinzukamen. Das war hier nicht so. Es gab die Stadt. Wenn man mehr Platz brauchte, wurde woanders eine neue gebaut, denn man konnte die Glaskuppel nicht ohne weiteres öffnen, schließlich herrschten draußen 400 °C.
Mit jedem Schritt den sie machte wurde ihr immer weiter bewusst, dass sie hier weg musste und sie ihren Plan auf jeden Fall durchziehen würde.
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Als sie schließlich wieder zu Hause waren, war es bereits 17:30. Olivia war klar, dass jeder Tag in der Lehre hart war und lange dauern konnte, aber so lange hatte sie der Trainer noch nie dabehalten. Sie sagte sich, dass es wahrscheinlich nur so war, weil sie heute so spät gekommen war. Sie dachte nicht lange darüber nach, denn sie wollte immer noch in dieser Rakete mitfliegen. Die Situation war zwar ziemlich aussichtslos, da der Start schon in weniger als einer Stunde war, aber sie wollte es unbedingt versuchen. Vielleicht als blinder Passagier, dachte sie. Vater wird mich eh nicht offiziell mitfliegen lassen. "Ich will mir den Start der Rakete anschauen.", sagte sie zu Mael, der den Kopf wandte und sie prüfend musterte. "Du willst ihn dir anschauen? Vom Inneren der Rakete oder von außen?" Mist. Er hatte sie ertappt, was allerdings nicht hieß dass sie ihre Pläne einfach so aufgab. Sie würde noch heute in einer Rakete Richtung Erde sitzen. Und wenn es anders nicht ging würde sie auch stehen.
"Ja, ich will ihn mir anschauen", sagte sie deshalb, ohne auf seine andere Frage einzugehen. Ihr Bruder seufzte. "Dann lass uns gehen."
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Die Rakete erhob sich imposant vor den Geschwistern, als Olivia und Mael auf den Startplatz traten. "Ich muss was erledigen.", sagte Olivia schnell und drängte sich in die Menschenmasse, die langsam auf die Rakete zuwalzte. Die Stimmung grenzte an eine Party, als Olivia dem Eingang der Rakete immer näher kam. Hier wurde das Gepäck angenommen, um verstaut zu werden und die Tickets kontrolliert. Olivia atmete langsam aus und wieder ein als sie zu dem gelangweilten Mann gelangte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie noch gar keinen Plan hatte, wie sie in die Rakete hineinkommen könnte. Ihr einziger Gedanke war es immer gewesen zur Erde zu kommen, sodass sie nicht ein einziges bisschen Plan entwickelt hatte. Sie blieb unschlüssig stehen, doch die Menge schob sie weiter auf den Mann am Eingang zu.
Plötzlich machte sich neben der Unsicherheit noch ein anderes Gefühl in ihrem Bauch breit. Panik. Sie wollte zur Erde, aber noch schlimmer war es, bei diesen verbotenen Dinge erwischt zu werden. Nun spukte nicht mehr der Gedanke zur Erde zu kommen in ihrem Kopf herum, sondern der Gedanke, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Sie versuchte sich umzudrehen und gegen die Menge zu laufen, um hier weg zu kommen, aber es gab kein Entkommen. Zu allem Übel breitete sich nun auch noch das Schwindelgefühl am Rand ihres Sichtfeldes aus, das ein Zeichen dafür war, dass sie wahrscheinlich in Ohnmacht fallen würde.
Doch sie hatte jetzt keine Zeit für ihre Krankheit, sie musste erst einmal hier weg. Da packte sie eine Hand am Arm und zog sie seitlich aus dem Gedränge heraus. Mael! Als sie wieder etwas freier Atmen konnte, lehnte sie sich an ihn, um das Schwindelgefühl loszuwerden. "Warum hast du mich da weggezogen?", fragte sie. "Was glaubst du denn? Ich hab' gesehen, dass du gleich umkippst und außerdem auf den Typ am Eingang zugeschoben wurdest." Seine Stimme wurde weicher. "Ich weiß was du tun wolltest, hätte aber nicht gedacht, dass du ohne Plan in deine Verhaftung stolperst. Wir finden eine Lösung. okay?" "Okay", sagte sie, doch zum wiederholten Male war das eine Lüge.
Für den Start der Rakete zogen die Beiden sich an den Waldrand zurück, der eigentlich nur aus ein paar künstlichen Plastikbäumen bestand und beobachteten in der Dämmerung, wie der Platz nach und nach leerer wurde und immer mehr Menschen in die Rakete stiegen. Da drin ist bestimmt gerade eine riesige Party, dachte Olivia als eine dumpfe Lautsprecheransage aus dem Inneren ertönte: alle Gäste haben sich für den Start auf ihre Kabinen zu begeben. 10 min nach dem Start, dürfen sie sich frei bewegen und unsere Angebote wie Massage, Minigolf, Kino und den Swimming Pool genießen. "Da drin gibt es wohl wirklich alles.", sprach Mael Olivias Gedanken aus. Doch seine Worte drangen nur wie durch Nebel zu ihr. Ihr vielversprechendster Plan war fehlgeschlagen, jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit und die war noch viel riskanter als ihr erster Plan. Sie würde Hilfe brauchen.
1254 Wörter
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Venus - Reise nach Hause
Historia Corta-Kurzgeschichte- 1447 nach der ersten Landung auf dem Mars. Beinahe alle Planeten sind besiedelt. Olivia hat eine eine tödliche Krankheit und einen Traum. Einmal zur Erde zu fliegen. Olivia saß auf ihrem Bett und starrte auf die Wand. Es sah so au...