Two

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Am nächsten Tag in der Schule treffe ich mich mit Stella und Mila vor der Schule. Sie reden gerade über die nicht gemachten Mathehausaufgaben und beknien mich, ihnen diese zu geben. Allerdings sind wir alle entsetzlich schlecht in Mathe, sodass keinem von uns auffällt, wie krass falsch ich meine Hausaufgeben gemacht hatte.

Von links kommt Simon mit Florian und die beiden stellen sich zu uns. Simon bergrüßt Mila und die beiden gehen schon zum Unterricht. "Jaja, noch kurz ne Nummer in der Toilette schieben, ne?", murmelt Stella grinsend und widmet sich jetzt Florian, der mir inzwischen die Hausaufgaben aus der Hand genommen hat und lauthals anfängt, zu Lachen. "Ist das dein Ernst, Aline? Wie schlecht kann man sein, wenn du bei der Parabelableitung x hoch 4 schreibst? Es wird eins abgezogen, du Schlaukopf, kein Wunder, dass bei dir nur Müll rauskommt." Er lacht bereits Tränen: "Die Stelzer bringt dich um, wenn sie das sieht. Wirf es lieber weg."

Stella stemmt die Hände in die Hüften "Lach Aline nicht aus, sie kann nichts dafür, dass wir besser in Deutsch sind, als du, du kleiner Fünfen-Schreiber." Sie sticht mit dem Zeigefinger auf ihn ein. "Ehh, nicht pieksen Stella, das kitzelt.", kichert Florian, während Stella vor Wut rot anläuft. "Das soll wehtun, du gottverdummte, blinde Sau!", keift sie ihn in höchsten Tönen an, und die sind verdammt hoch. Florian hält sich schützend die Hände über die Ohren und ich ergreife die Flucht, das wird noch lustig für ihn. "Du hast Recht Florian, ich werf sie besser weg.", sage ich schmunzelnd und entferne mich von der kreischenden Stella, während Florian mir einen flehenden Blick zuwirft. Ich verstehe ihn, bis es klingelt wird Stella ihn da nicht mehr weglassen, ganz egal, was er tut.

Lachend mache ich mich auf den Weg zur Mülltonne und schaue mir im Laufen nochmal die Hausaufgabe an. Ein Wirrwarr aus Kurven und Geraden ohne sichtliche Struktur. Ich schüttele den Kopf. Mathe ist einfach das Grauen. Ich zerreiße das Blatt und werfe es weg, zusammen mit einem Zigarrettenstummel. Hä Zigarrettenstummel? Wo kommt der denn plötzlich her?

Ich schaue hoch und blicke in ein paar wunderschöne stahlgraue Augen, die aber komplett an mir vorbei schauen. Das muss der Neue sein, seine Haare sehen wirklich aus, wie flüssiges Gold und erst sein Duft. Meine Beine drohen nachzugeben und ich trete hastig einen Schritt zurück. Was war das denn? Nur weil er gut aussieht und nach Frühling riecht, gehe ich gleich so ab? Das fängt ja gut an. Was, wenn ich in mal beim Schulschwimmen nur in Badehose sehe, bekomme ich dann direkt epilleptische Anfälle und ertrinke im Wasser oder wie? Ja okay, ich übertreibe schon wieder, aber normal ist mein Verhalten gerade doch echt nicht.

Seine tiefe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: "Hey Großauge, alles okay bei dir? Siehst irgendwie durch den Wind aus." Ich sehe wieder in seine tollen Augen und prompt geht mir wieder die Pumpe. Ich schnappe nach Luft, schlechte Idee, denn mir steigt sein Duft wieder in die Nase und verwirrt mich zusätzlich. Schnell blicke wieder auf den Boden und nicke nur leicht. Er fasst mich sanft am Arm und fragt besorgt: "Sicher?" Oh Gott, seine Finger auf meinem Arm. Mir wird plötzlich ganz warm, ich entziehe mich ihm ruckartig und starre auf einen Punkt neben seinem Gesicht, als ich antworte: "Ist dir die Blondierung zu Kopf gestiegen oder was? Mir gehts ausgezeichnet, kein Grund zur Sorge Blondie!" Huch, was ist denn in mich gefahren? Ich reagiere doch sonst nicht so zickig.

Blondie, ach ja er heißt ja Luke mustert mich mit unergründlichem Blick, ehe er antwortet: "Ist ja gut, Großauge, war nur nett gemeint." Ich schnaube nur genervt und stolziere an ihm vorbei, zurück zu Stella und Florian, die sich immer noch gegenseitig ankeifen und von meiner Auseinandersetzung nichts mitbekommen haben. Noch im Gehen beziehungsweise Schreiten, denn Luke starrt mir immer noch hinterher, frage ich mich was wohl heute mit mir los ist. So rede ich doch sonst nicht und so laufe ich eigentlich auch nicht. Mein Arm prickelt immer noch von seiner Berührung und ich kann seinen Duft einfach nicht vergessen.

Ich schnappe mir Stella und Florian und wir gehen zum Englischunterricht, wo wir wieder auf Mila und Simon treffen, die mich mit seltsamem Blick ansehen. "Was ist denn?"; frage ich vorsichtig, endlich wieder die Alte. "Wir haben gesehen, wie du mit dem Neuen gesprochen hast. Kennst du ihn doch?", fragt Mila auf Simons Schoß sitzend. "Ich kenne ihn nicht, wir haben uns nur an der Mülltonne getroffen und er hat mich angesprochen.", sage ich schnell. Auf Milas Gesicht schleicht sich ein schelmisches Lächeln "Ahaa?", grinst sie wissend. Was weiß sie, was ich nicht weiß?

"Uhhh, Aline! Du hast Goldblondie aus der Nähe gesehen? Wie war er?", kreischt Stella neben mir und hüpft auf und ab. Ich muss lachen, sie erinnert mich manchmal an ein Kätzchen mit ihrer verspielten, impulsiven Art. "Ziemlich blond, muss ich sagen.", antworte ich vage und lächele sie entschuldigend an, als sie einen Schmollmund zieht. "Mehr nicht?", fragt sie enttäuscht. "Leider nein." Ich weiß selbst nicht, wieso ich ihnen nicht erzähle, wie bescheuert ich mich Luke gegenüber verhalten habe, aber irgendwie will ich nicht, dass sie mitbekommen, wie nahe mir schon allein seine Anwesenheit geht.

Bild: Stella

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